Leben und Tod, Freude und Trauer spiegeln sich im Palmsonntag wider. Am Palmsonntag waren es die leuchtenden Farben der kunstvoll gestalteten Palmen, die Licht in den grauen und kalten Morgen brachten.



»Der Palmsonntag ist ein ambivalentes Fest«, stellte Pfarrer Alfred Haas in seiner Begrüßung auf dem Kirchplatz fest. Auf der einen Seite sind es die bunten Palmen, die für die Freude stehen. Auf der anderen Seite ist es der nahende Tod Christi, der in der Osterwoche bevorsteht. »Zu Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt«, zitierte Pfarrer Haas das volkstümliche Sprichwort und betonte: »Der Palmsonntag ist ein Fest wie das Leben.«
Für besondere Freude sorgte am Sonntag die Erkenntnis, dass die Tradition des Palmbindens in Unterentersbach von vielen Familien lebendig gehalten wird. Über 40 große und kleine Palmen waren es, die zur Nikolauskirche gebracht wurden und die gemeinsam ein prächtiges Bild ergaben. Pfarrer Haas segnete die christlichen Symbole, die das Jahr über die Häuser der Einwohner vor Blitz und Feuer schützen sollen. Mit dem adventlichen »Macht hoch die Tür« stimmte sich die versammelte
Gemeinde auf das Kommen Jesu ein.
Nach der Weihe erfolgte in einer kleinen Prozession der Einzug ins Gotteshaus. Dabei wurden einige der Palmen im Altarraum aufgestellt. Anschließend wurde von Pfarrer Alfred Haas im Dialog mit Mesnerin Hildegard Boschert und Zäzilia Schnaiter die Passionsgeschichte vorgetragen. Er habe sich für die lange Textversion der Leidensgeschichte entschieden, auch wenn manchmal gesagt werde, diese sei unzumutbar. Pfarrer Haas setzte diese Aussage in Bezug zu den Ereignissen in der Welt, in der Kinder nichts zu essen haben, in der die Mächtigen der Welt über Leichen gehen, in der es Vergewaltigungen und Missbrauch gibt, in der Krebs und Unfälle für Leid sorgen, in der Menschen ausgegrenzt werden. »Die Leidensgeschichte regt zum Nachdenken über das eigene Leben an«, stellte Pfarrer Haas fest und riet gleichzeitig zur Zuversicht. Die Passionsgeschichte mache deutlich, dass Gott die Menschen auch in den schlimmsten Situationen begleite und dass sich am Ende das Leben durchsetze.
Nach seinen Predigtworten richtete Pfarrer Haas ein herzliches Vergelt’s Gott an alle Gläubigen im Dorf, die sich mit dem Palmenbinden befasst und mitgeholfen haben, so schöne Palmen in so großer Zahl anzufertigen. Sein Wunsch war es, dass auch in Zukunft diese schöne Tradition lebendig bleibt.