Die Narrengemeinschaft Unterentersbach hatte sich für ihr Jubiläum einen »Obend von der andern Sorte« ausgedacht. Soll heißen: Sie organisierte eine Fete und lud ein miteinander zu feiern. Es wurden die Gläser erhoben auf 66 Jahre gemeinschaftliches Fasend schaffe und auf viele weitere Jahre Narrengemeinschaft Unterentersbach.
Feierlich eröffnete der Narrenrat im Stenz den Abend. Oberster Narr, Martin Isenmann (meistens Bienenmartin genannt), begrüßte die zahlreichen Gäste. Er verkündete, wie sehr sich die Narren darauf gefreut haben, diesen Geburtstag feiern zu dürfen.
Das Haus aller Gemeinschaften war in die Narrenfarben getaucht: rot und blau. Eine abwechslungsreiche Landschaft an verschiedenen Bars stand im zweiten Stock für die Gäste bereit. Es gab Musik zum Feiern und Tanzen und für das leibliche Wohl feine Speisen und süffige Getränke. »Mir geben jetzt alles un des ratz fatz«, motivierte Präsident Isenmann die schöne Zahl an Gästen. Es hätten ein paar mehr sein dürfen, verriet er. Sein Resümee am Ende erfährt deswegen aber keinen Abbruch: Es hat allen Spaß gemacht, der bunten närrischen Schar an Gästen ebenso wie den Veranstaltern. Die Geburtstagsfete war »schee«!
Wie alles begann
Vor 66 Jahren kam am Stammtisch die Idee auf. Gemeinsam überlegte man sich, eine Kostümgruppe zu bilden, um beim Fasendumzug in Zell mitlaufen zu können. Die faszinierende Idee gelang und vom ersten Erfolg getragen wurde sie fortgeführt. Der oberste Unterentersbacher Narr im Jahr 66 blickte am Samstag stolz darauf zurück: »Sitt dert (1952) derfe mir jährlich unseri zwei Wäge s’Städtle na schalde«. Das kreative Werk, die vielen Stunden mehrerer Generationen, die hinter dieser Zeile stecken, kann man erahnen.
»Auch im Dorf hen mir so einiges zu bieten«, freute sich Isenmann zu berichten. Er erzählte vom Entersbacher Abend. Seit fast 66 Jahren gestalten Narren dafür ein neckisches Programm. Dabei hätten sie immer eines im Sinn: »die Gäste in ihren Fasendbann zu ziehen.«
Ein großes Geschenk
Künstlerin Hilde Willmann schenkte gemeinsam mit ihrem Mann Hans Willmann der Narrengemeinschaft Unterentersbach eine neue Kulisse zum Jubiläum. Das wörtlich große Geschenk durften die Räte am Samstag auspacken. In Willmanns Werk sind Unterentersbacher Sehenswürdigkeiten zu sehen: das Dorfgemeinschaftshaus und das Trio aus der Dorfmitte (St-Nikloaus-Kirche, Nikolaus-Brunnen und Bauernhofgebäude). Über allen Dächern flattert der Turmgeist (der im Gröbernhof sein zu Hause hat). Die Gebäude sind leicht schief, skurril und bunt gemalt. Der Betrachter ist entzückt von der Magie, die dieser Ort versprüht. Dem Geist hat Hilde Willmann Selbstbewusstsein verliehen. Seine Augen funkeln frech, seine Fratze lächeld schief. Die Geschichte der Entersbacher Narren ist noch jung im Vergleich zur Dorfgeschichte, doch sie gehört dazu, wie Gröbernhof und Nikolauskirche zu Unterentersbach gehören.
Ein weiteres Werk, das den ganzen Abend gezeigt wurde, bestätigte diesen Eindruck. Es war eine Fotoshow. Über eine große Leinwand im seitlichen Giebel gab es junge, etwas ältere und alte Fotos von den Entersbacher Narren zu sehen. Sie gaben einen Einblick in die große Zahl an tollen Ideen, die gemeinsam in 66 Jahre umgesetzt wurden.
Auf der Bühne derweil ein fetziges Programm zur Unterhaltung. Rote Fransen flogen im Puls der Musik. Die Gruppe »Tanzbar« aus Unterentersbach zeigte ihre Choreographie. Davon war das Publikum begeistert und verlangte mit Applaus eine Wiederholung.
Zum unverkennbaren Gugge-Sound der Entersbacher Mändigs Musiker wurde anschließend gerockt. Das Dorfgemeinschaftshaus bebte und die Narren hüpften.
Glückwünsche
66 Jahren gibt es die Unterentersbacher Gemeinschaft. Genau so lange ist ein Teil der Zeller Fasend. Sie ist eine von acht Fasendgemeinschaften, die gemeinsam mit der Narrenzunft die Zeller Fasend leben.
Eine große Zahl dieser närrischen Gesellschaft kam am Samstag nach Unterentersbach um zu gratulieren. Vorneweg der Narrenrat. Mit sieben Gedichten gratulierten die Zunfträte und überbrachten Glückwünsche. »Dass Ideen und Scherze nie ausgehen«, wünschte Vizezunftmeister Stefan Polap. Und die Worte von Zunftmeister Clemens Halter gingen runter wie Öl: »Denn uf de Fasend – simmer ehrlich – isch Entersbach nit entbehrlich. … Es isch immer eine super Sach, om Umzug in Zell die Narre vum Entersbach.«
Nach ihnen surrte ein Bienenschwarm in die Halle. Über die Lautsprecher ertönte das bekannte Kinderlied »Und diese Biene die wir meinen ist …« nein nicht Biene Maja, sonder »Bienenmartin«. Die Hommage der sieben Gemeinschaftsbosse für ihren Kollegen sorgte für Heiterkeit im Saal. »Du hesch ä richtig gutes Volk«, stellten sie dazu fest.
Die Mini Päppers bereicherten die Fete mit ihrem typischen jazzigen Fasendsound. Und das Ballett der Fasendgemeinschaft Städtle bot ein einmaliges Erlebnis mit ihrer großartigen Tanzdarbietung.
Zu guter Letzt waren es die Närrinnen und Narren, die sich sehr zur Freude der Entersbacher in ihre besten Fasendroben geworfen hatten, im Dorfgemeinschaftshaus eine tolle Fete feierten und kollektiv damit wünschten »Auf viele weitere gute Jahre!«