Die Bewohner im Oberentersbacher Tal versorgen sich aus eigenen Quellen mit ihrem Trinkwasser. Allerdings ist es während der langen Trockenphase im Jahr 2017 teilweise zu Engpässen gekommen und auch die Belastung des Wassers mit Kolibakterien bereitet teilweise Probleme. Eine Alternative zur Eigenwasserversorgung wäre ein Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung der Stadt Zell. Acht Hauseigentümer im Vordertal, darunter auch die Imkerschule, haben ihr Interesse daran bekundet.
Eine Möglichkeit, an städtisches Wasser zu kommen, wäre eine Wasserleitung zum Hochbehälter im Alten Wald. Bis zur Imkerschule könnte das Wasser fließen. Dort würde dann noch ein Wasserdruck von drei Bar zur Verfügung stehen. Eine andere Variante wäre der Bau einer Druckerhöhungsanlage beim Anwesen Lerch. Hierfür müssten Kosten von rund 150.000 Euro veranschlagt werden, was diese Möglichkeit aber wohl zu teuer macht.
»Nun gilt es zu prüfen, welche Alternativen bestehen und wie wir vorgehen«, stellte Ortsvorsteher Lorenz Breig fest. Diskutiert wurde im Gremium darüber, ob die Leitung von der Stadt Zell oder privat gebaut werde. Wie beim Abwasserkanal könnte die privat verlegte Leitung später von der Gemeinde übernommen werden. Geprüft werden müsse auch, ob es für den Ausbau der öffentlichen Wasserversorgung im Außenbereich Fördergelder gibt. Einstimmig befürworteten die Ortschaftsräte, einen entsprechenden Antrag an die Stadt Zell zu stellen.
Bei der Diskussion im Ortschaftsrat wurden verschiedene Argumente ausgetauscht. Lorenz Breig informierte, dass beim Bau einer öffentlichen Wasserleitung für die Anlieger Anschlusszwang bestehe. Dies wiederum könne man nicht von jenen Hausbesitzern verlangen, die genügend eigenes Wasser haben.
Nach der Trinkwasserverordnung müssen die Betreiber von Kleinanlagen ihr Trinkwasser jährlich untersuchen lassen. Dabei geht es vor allem um die bakterielle Belastung. Ortschaftsrat Bernhard Selinger berichtete, dass bei seiner Quelle die Grenzwerte überschritten wurden, das Landratsamt entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung gefordert habe und dass er sogar schon einen Strafzettel bezahlen musste. Ob die Investitionen in die eigene Quelle letztlich zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen, sei indes ungewiss. Deshalb sei für sein Anwesen der Anschluss an die öffentliche Trinkwasserversorgung langfristig der bessere Weg.
Ortsvorsteher Lorenz Breig berichtet, dass Anwesen im Bereich Bergach sich mit einer privaten Leitung an das öffentliche Wassernetz angeschlossen haben. Auch dort sei man mit der Menge und der Qualität der Eigenwasserversorgung an Grenzen gestoßen. Dort wolle er sich informieren, wie die Maßnahme umgesetzt worden ist.
Löschwassertank und Glasfaserkabel
Diskutiert wurde im Ortschaftsrat auch darüber, ob beim möglichen Bau einer Trinkwasserleitung gleichzeitig Leerrohre für das Glasfasernetz mitverlegt werden können. Auch der Bau eines Löschwasserbeckens für den Bereich Vordertal soll in Angriff genommen werden. Das Obertal ist nach dem Einbau eines 100.000-Liter-Tanks bereits versorgt. Nun soll eine Unterschriftenliste für die Anwohner im Vordertal ausgelegt werden. Dort kann sich jeder eintragen, der mitmachen möchte. »Der Bau eines Löschwassertanks ist keine Aufgabe der Stadt Zell sondern ist im Außenbereich Pflicht der Hauseigentümer«, informierte Ortsvorsteher Breig.
Unterer Hermesgrundweg ist privat
Im ersten Tagesordnungspunkt des Abends wurde festgestellt, dass der Untere Hermesgrundweg ein reiner Privatweg ist. Die Wegunterhaltung liegt damit in der Zuständigkeit der Eigentümer. Dies geht aus dem Schreiben des Flurbereinigungsverfahrens hervor. In der November-Sitzung des Ortschaftsrats wurde zunächst intensiv beraten, ob die Unterhaltungspflicht städtische oder private Aufgabe ist. Deshalb wurde die Zuständigkeit nochmals genau geprüft. Der Ortschaftsrat stimmte dem Sachverhalt zu.
Gleichberechtigte Zeller Bürger
Mit dem Blick auf den Ausbau der Wasserversorgung, von schnellem Internet und der Löschwasserversorgung erinnerte Ortschaftsrat Manfred Breig daran, dass im Übergabevertrag der Gemeindereform geschrieben sei, dass die Oberentersbacher gleichberechtigte Bürger wie die Zeller seien. »Nun wurde in Zell die Breitbandversorgung ausgebaut, Oberentersbach wurde aber nicht mitgenommen«, äußerte Breig seinen Unmut. Unterstützung bekam er dabei von Irmgard Gureth aus dem Zuhörerraum. In Oberentersbach gebe es kein WLan und keinen öffentlichen Nahverkehr wie in Zell. Trotzdem müssten die Feriengäste den gleichen Kurtaxesatz wie in der Kernstadt bezahlen. Andernorts werde im Außenbereich weniger Kurtaxe erhoben. Es habe schon Beschwerden von Feriengästen gegeben, berichtete Irmgard Gureth. Widerspruch erntete sie von Ortsvorsteher Lorenz Breig: »Feriengäste, die nach Oberentersbach kommen und sich über solche Dinge beklagen, die sind hier fehl am Platz.«