Die Reisegruppe des FORUM älterwerden Zell erkundet Kunst, Geschichte und Kulinarik am Kaiserstuhl und in der Europastadt Breisach.




Eine reiche Geschichte, großartige Kunst und Kultur und Kulinarik standen auf dem Programm der FORUM älterwerden-Frühlingsfahrt. Der Kaiserstuhl mit den vielen kleinen, pitoresken Weinorten empfing die Zeller Senioren und Seniorinnen von seiner sonnigen Seite, obwohl die Wetterprognose nicht so günstig war.
Zwischenstopp in Endingen
Erstes Etappenziel war Endingen am Kaiserstuhl. „Endingen liegt in einer der wärmsten Regionen Deutschlands. Das mediterrane Klima und das Vulkangestein wirken sich positiv auf die Qualität der Weine aus“, erklärte Lilo Schwarzer vom Leitungsteam des FORUM älterwerden, die gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang die Reisegruppe begleitete. „Der Weinbau spielt hier eine herausragende Rolle. In jeder Ortschaft und in der Kernstadt gibt es eine Winzergenossenschaft.“
Die Stadt wurde 862 erstmals urkundlich erwähnt und konnte ihren historischen Stadtkern bis heute bewahren. Mit 6.514 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Kernstadt sowie den Ortsteilen Amoltern, Kiechlingsbergen und Königschaffhausen zählt Endingen insgesamt etwa 10.000 Einwohner.
Zur Mittagszeit genoss die Gruppe regionale Küche im Gasthaus „Engel“. Gut gestärkt ging es anschließend weiter durch die idyllischen Winzerorte des Kaiserstuhls – darunter Königschaffhausen mit seinem bekannten Kirschanbau sowie Leiselheim und Burkheim, die für ihre hervorragenden Weine geschätzt werden.
Europastadt mit bewegter Geschichte
Ziel der Reise war Breisach am Rhein. Die Stadt mit rund 16.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt direkt an der deutsch-französischen Grenze zwischen Colmar und Freiburg. Bis 1273 stand Breisach unter der Herrschaft der Basler Bischöfe, danach übernahmen die Habsburger, die bis zum Westfälischen Frieden 1648 die Stadt regierten. Die wechselnden Herrschaften sind bis heute am Rathaus dokumentiert.
Auch in der neueren Geschichte spielte Breisach eine bedeutende Rolle: 1945 wurde die Stadt beim Rheinübergang der Alliierten zu 85 Prozent zerstört, das Münster schwer beschädigt. Als Zeichen für ein friedliches Miteinander sprach sich die Bevölkerung am 9. Juli 1950 für ein einiges und freies Europa aus – seither trägt Breisach den Titel „Europastadt“.
Wahrzeichen über dem Rhein
Über eine schmale, kopfsteingepflasterte Straße gelangte die Reisegruppe auf den Münsterberg. Dort erhebt sich das St. Stephansmünster mit seinen zwei ungleichen Türmen über die Dächer der Altstadt. Die Besichtigung begann am Hauptportal: Im Tympanon sind auf zwei Ebenen Szenen aus dem Leben des heiligen Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers, dargestellt.
Bedeutende Kunst im Kirchenraum
Im Inneren des Münsters bewunderte die Gruppe bedeutende Kunstwerke. Lilo Schwarzer erläuterte die Wandmalereien an der West-, Süd- und Nordwand der westlichen Halle. Martin Schongauer, Kupferstecher und Maler aus Colmar, schuf hier zwischen 1488 und 1491 auf rund 300 Quadratmetern das berühmte „Weltgericht“. Das monumentale Wandgemälde gilt als größtes seiner Art nördlich der Alpen.
Gotische Steinmetzkunst
Ein weiteres Meisterwerk ist der spätgotische Lettner aus dem Jahr 1490. In der mittelalterlichen Kirche trennt er den Priesterchor vom Laienhaus. Der rechteckige Lettner öffnet sich zum Langhaus in fünf spitzbogige Arkaden, zum Chor hin in drei. Zwischen den Bögen sind Figuren von Maria, dem Kirchenpatron Stephanus, Josef sowie den Stadtpatronen Gervasius und Protasius zu sehen – ergänzt durch Joachim und Anna, die Eltern der heiligen Maria.
Reliquienschrein von Peter Berlin
Am Fuß des Zelebrationsaltars befindet sich der silberne Reliquienschrein der Stadtpatrone Gervasius und Protasius. Der Legende nach gelangten ihre Gebeine 1162 nach Breisach. Nach der Wassernot 1480 gelobte die Stadt, ihnen zu Ehren einen kostbaren Silberschrein zu stiften. Dieser wurde 1496 vom Straßburger Goldschmied Peter Berlin gefertigt. Er ist reich mit Figuren und Szenen aus Legenden verziert.
Der Zelebrationsaltar selbst wurde 1996 von Franz Gutmann gestaltet. Der aus acht massiven Eichenstämmen gefertigte Unterbau wird von ihm als „Altarinsel“, „Arche“ oder „Floß“ bezeichnet.
Hochaltar des Meisters H.L.
Einer der kunsthistorischen Höhepunkte des Münsters ist der Hochaltar des Meisters H.L. (vermutlich Hans Loy), der zwischen 1523 und 1526 entstand. Der Mittelschrein zeigt die Krönung Marias durch Gottvater und Christus, umrahmt von Engeln. Die Seitenflügel zeigen Stephanus, Laurentius sowie die Stadtpatrone Protasius und Gervasius. Die Predella darunter ist den vier Evangelisten gewidmet. Das reich verzierte Gesprenge ragt bis zum Deckengewölbe empor und zeigt in der Mitte Anna Selbdritt, umrahmt von weiteren Heiligen und musizierenden Engeln. Darüber erhebt sich Jesus.
Ausklang mit Weitblick
Nach der Besichtigung des Münsters genossen die Teilnehmenden den Blick vom Münsterberg über den Rhein, die Dächer von Breisach, bis hinüber nach Frankreich und in Richtung Schwarzwald, der sich hinter einer dunklen Wolkendecke erahnen ließ. Bei Kaffee und Kuchen im Café „Ihringer“ klang der Nachmittag in geselliger Runde aus. Nach einem genussvollen Abendessen im Landgasthof „Adler-Pelzmühle“ in Biederbach kehrte die Reisegruppe zurück ins Harmersbachtal.
Breisacher Münster
Das St. Stephansmünster stammt aus der spätromanischen Zeit des 12. Jahrhunderts und wurde 1146 erstmals urkundlich erwähnt. Es wurde bis ins 15. Jahrhundert kontinuierlich erweitert, sodass heute drei Baustile prägend sind: der romanische Hauptbau mit frühgotischem Südturm, der spätgotische Hochchor mit Krypta sowie die gotische Westhalle. Auffällig sind die beiden ungleichen Türme im Chorbereich – eine architektonische Besonderheit. Das Münster wurde 1945 stark zerstört und erst in den 1960er-Jahren wiederhergestellt. Eine umfassende Renovierung fand 1990 statt, mit besonderem Fokus auf Schongauers Wandmalereien. Die äußere Mauerwerksanierung wurde 2005 abgeschlossen.
Der Meister des Hochaltars H.L.
Lange ging die Wissenschaft der Frage nach, wem die Initialen H.L. zuzuschreiben wären. Erst seit 1978 kann man mit einer gewissen Sicherheit vom Schnitzer Hans Loy sprechen.
Das Weltengericht von Martin Schongauer (1450-1491)
Ein dreiteiliges Werk „Das jüngste Gericht“: An der Westwand beginnen sich die Gräber zu öffnen und die schon eine menschliche Gestalt angenommenen Auferstehenden blicken erstaunt auf das Geschehen über ihnen. Engel blasen mit Posaunen zum Gericht. In der Bildmitte sitzt Christus auf dem Regenbogen, links ist Maria, und rechts Johannes der Täufer mit Moses und Propheten des alten Bundes zu sehen. Über dem Weltenrichter tragen Engel die Leidenswerke der Passion. In drastischen Farben und Gestalten ist die Hölle und die darin Verdammten an der Nordwand dargestellt. In einer langen Prozession ziehen die Geretteten an der Südwand zur Paradies-Pforte. Musizierende Engel auf der Balustrade lassen die Schönheit des Paradieses erahnen. Die einziehenden Seligen sind nach Ständen geordnet, voran der Papst, dahinter ein König, Nonnen, adelige Damen und ganz unten ein Bauer mit seiner Frau.