Zusammen mit ihrem Ehemann Wolfgang Auer hat sie in über 50 Jahren viele Unternehmungen neu gestartet und weiterentwickelt. In Zell a. H. war sie Mitbegründerin der Werbegemeinschaft.
Am morgigen Dienstag kann die bekannte Zeller Unternehmerin Helene Auer im Kreise ihrer Familie ihren 90. Geburtstag feiern. Dabei kann sie auf eine sehr erfolgreiche berufliche Karriere zurückblicken. Die Glückwünsche der Stadt Zell wird Bürgermeister Günter Pfundstein überbringen.
Ihre Wiege stand auf dem Kornburenhof
Helene Auer (geb. Jilg) wurde am 27. Mai 1935 im Kornburenhof als Jüngste von sechs Kindern – vier Schwestern und zwei Brüder – in Oberharmersbach geboren. Beide Brüder sind im zweiten Weltkrieg umgekommen (1943 und 1945). Der Vater Jakob verstarb im Jahr 1943 früh an Nachwirkungen einer Malaria-Erkrankung aus dem 1. Weltkrieg. Es blieb der Mutter Johanna und den vier Töchtern deshalb nichts weiteres übrig, als den großen Hof selbst zu betreiben, was über Jahre eine große Herausforderung war.
Trotz dieser Belastung ermöglichte es die Familie, dass Helene Auer eine höhere Schule besuchen durfte. So ging Helene Auer ab 1945 auf das Mädcheninternat der Klosterschule Offenburg. Das Schulgeld wurde zum Teil mit Nahrungsmitteln bezahlt. Es herrschte zu dieser Zeit in Offenburg Lebensmittelknappheit und die Mitschülerinnen in Offenburg waren froh, ab und zu etwas „Richtiges“ zu Essen zu bekommen. Nach dem Abschluss der mittleren Reife in der Klosterschule wechselte Helene Auer auf die Höhere Handelsschule in Offenburg und schloss diese mit der Hochschulreife ab. Danach absolvierte sie eine Ausbildung zur Bilanzbuchhalterin bei Steuerberater Haas in Elzach.
Heirat mit Wolfgang Auer aus Zell a. H.
Ende der 1950er Jahre lernte Helene Auer den Geschäftsmann Wolfgang Auer aus Zell am Harmersbach kennen. Beide heirateten im August 1960 in Zell am Harmersbach und bekamen in den darauffolgenden Jahren zwei Söhne, die die Geschäfte über die Jahre übernommen haben und heute gemeinsam in die Zukunft führen.
Die beiden Eheleute haben in ihrer gemeinsamen Zeit als mittelständische Kaufleute in über 50 Jahren viele Unternehmungen neu gestartet und weiterentwickelt. Helene Auer war dabei über Jahre hinweg verantwortlich für das Rechnungswesen und den Einzelhandel in Zell sowie die OBI Franchise-Beteiligungen.
Die Entwicklung des Stammhauses in Zell wurde über Jahre aktiv vorangetrieben mit zwei großen Umbauten (1970 und 2012). Aus dem Eisenwarenladen wurde ein Baumarkt mit Holzzuschnitt und Farbenmischanlage, das Haushalts- und Geschenkartikelgeschäft wurde erweitert (hochwertiges Besteck und Kochgeschirr) sowie ein Sportgeschäft wurde im Obergeschoss neu gegründet. Auch nach dem Tod Ihres Ehemannes Wolfgang im Jahr 2014 hat Helene Auer das Geschäft in Zell persönlich bis zum Jahr 2019 weitergeführt und sich dann im Alter von 84 Jahren dazu entschieden, das Geschäft in Zell zu schließen. Heute sind die Geschäftsräume an einen Textileinzelhändler vermietet.
Umzug mit dem Stahlhandel nach Lahr
Der am Bahnhof in Zell Ende der 1950er Jahren gestartete Stahlhandel wurde mit dem Umzug nach Lahr auf völlig neue Beine gestellt. Nach zwei ersten Standorten in der Innenstadt in Lahr wurde 1966 am heutigen Standort im Industriegebiet West in Lahr die Firma SchwarzwaldEisen als Großhandel für Stahl, Eisenwaren und Werkzeuge gegründet. Aus diesem Großhandel entwickelte sich über Jahre die SchwarzwaldEisen Gruppe mit ca. 400 Mitarbeitern – heute unter Führung der Söhne Ingo und Steffen Auer. Der Großhandel hat sich heute auf zwei Bereiche spezialisiert – die SchwarzwaldEisen GmbH als führender Stahlhandel an 7 Standorten von Waldshut bis in den Westerwald sowie die SchwarzwaldElemente GmbH als führender Objekteur für Türen und Tore an zehn Standorten im gesamten Bundesgebiet.
Einstieg als Franchisepartner bei OBI
Ein großer Schritt im unternehmerischen Schaffen der Eheleute Auer war der Einstieg als Franchisepartner bei OBI Bau- und Heimwerkermärkten im Jahr 1972. Das Konzept der Bau- und Heimwerkermärkte war zu dieser Zeit neu in Deutschland und deshalb zu dieser Zeit so risikoreich, dass sich in Deutschland lediglich zwei Unternehmer fanden, die als Franchisepartner zur Verfügung standen, und das waren die Eheleute Auer und ein Unternehmer aus Hamburg.
Helene Auer war über Jahre maßgeblich beteiligt bei der strategischen Entwicklung von OBI. insbesondere trieb sie als einzige operativ aktive Frau unter den Franchisepartnern den Bereich Garten/Innendekoration voran, der heute maßgeblich dazu beiträgt, dass OBI den höchsten Anteil an weiblichen Kunden von allen Baumarktbetreibern in Deutschland hat.
Vorsitzende des Förderkreises des Zeller Bildungszentrums
Zusätzlich zum unternehmerischen Leben hat sich Helene Auer ihr Leben lang ehrenamtlich engagiert. Sie war im Jahr 1986 Gründungsmitglied und jahrelange Vorsitzende des Förderkreises des Ritter-von-Buss Bildungszentrums, wo sie mittlerweile zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Sie war außerdem Mitbegründerin und jahrelanges Vorstandsmitglied im Vorstand der Werbegemeinschaft in Zell. In dieser Zeit wurde u.a. das „Tannenbaumstädtle“ und der Nikolausmarkt initiiert. Helene Auer war über 30 Jahre Prüferin bei der Industrie- und Handelskammer für das Berufsbild Groß- und Außenhandelskaufmann/-kauffrau, wofür sie die Ehrennadel in Gold erhalten hat. Im Tennisclub Zell war sie über Jahre im Vorstand und als Jugendwart tätig.
Die Familie ist Dreh- und Angelpunkt
Dreh- und Angelpunkt im privaten Leben war für Helene Auer immer der Zusammenhalt und die gemeinsame Zeit mit ihrer Familie, die mittlerweile um fünf Enkel ergänzt wird. Sie ist auch in ihrem hohen Alter von 90 Jahren sehr umtriebig, erfreut sich an ihrem Garten und verbringt ihre Zeit mit ihrer Familie sowie mit Freundinnen und Freunden. Sie ist oft im Zeller Städtle und Umgebung auf ihren täglichen Rundgängen unterwegs und nimmt weiterhin aktiv teil am Geschäftsleben bei OBI und SchwarzwaldEisen.
Jubilarin Helene Auer betont: „Mir war es in meinem Leben immer wichtig, junge Menschen zu fördern und voranzubringen. Deshalb habe ich mich im Ehrenamt gerne im Förderkreis des Ritter-von-Buss Bildungszentrums oder als Jungendwart im Tennisclub engagiert. Das Unternehmerleben zusammen mit meinem Mann war für mich eine Erfüllung und ich danke allen Geschäftspartnern, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Es freut mich sehr, dass unsere Kinder unser Unternehmen weiterführen.“