Heinz Engelhardt verbrachte fast sein gesamtes Berufsleben bei der Arbeiterwohlfahrt,
auch im Ruhestand ließ sie ihn nicht los. Seine Frau Marion hat ihn stets unterstützt.
So wie die langjährigen AWO-Mitglieder Frieder Isenmann und Renate Oswald schieden auch Heinz und Marion Engelhardt bei der letzten Generalversammlung auf eigenen Wunsch nun auch als Beisitzer aus dem Vorstand aus. Wir haben den ehemaligen Vorsitzenden auf Bitte des Zeller Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt (AWO) besucht und mit ihm über seine Ehrenamtstätigkeit gesprochen sowie über die seiner Frau.
„Dass auch Frieder Isenmann und Renate Oswald gewürdigt werden, das ist uns ganz wichtig.“ Unisono betonen Heinz und Marion Engelhardt das, ihre tiefe Verbundenheit und ihre tief verankerte soziale Einstellung ist es, die aus den beiden spricht.
„Frieder ist seit 32 Jahren Mitglied der Zeller AWO und genauso lange im Vorstand des Ortsvereins gewesen“, legt Heinz Engelhardt dar, „davon war er 18 Jahre lang stellvertretender Vorsitzender des AWO-Ortsvereins, bis 2011.“ Seine Aufgabe habe Frieder Isenmann weitgehend in der Unterstützung des ersten Vorsitzenden (und heutigen Ehrenvorsitzenden) Siegfried Eberle gesehen, sich darüber hinaus bei der alljährlichen Haussammlung der AWO sowie beim Verkauf der Wohlfahrtsbriefmarken engagiert.
„In seiner späteren Zeit als Beisitzer war Frieder immer da, wenn helfende Hände gebraucht wurden“, unterstreicht Heinz Engelhardt auch mit Blick auf seine eigene Zeit als ehemaliger Vorsitzender, „dafür gebührt ihm ein großes Dankeschön.“
Noch länger bei der AWO dabei ist Renate Oswald. Sechs Jahre kümmerte sie sich um die Finanzen, von 2011 bis 2017. Auch ihr galt Heinz Engelhardts herzliches Dankeschön „für die nicht immer leichte Arbeit der Kassiererin.“
Nun aber zu ihm selbst und seiner Angetrauten. Der heute 79-jährige und seine zwei Jahre jüngere Frau fanden sich während seiner Ausbildung zum Krankenpfleger, sie war Krankenschwester. Er stammt aus Sigmaringen, sie aus Bremerhaven. Nach Zell zog das Paar, als Heinz Engelhardt zunächst eine Stelle in Nordrach hatte, dann Pflegedienstleiter in Lahr war. Sein Arbeitgeber – die AWO, bei der er seit 1989 zudem Mitglied ist – versetzte ihn zu einer Pflege-Einrichtung nach Grenzach-Wyhlen. Hier wurde er Heimleiter und blieb, viele Jahre. „Nebenher“ engagierte er sich ehrenamtlich. Ebenfalls für die örtliche AWO, aber auch für die SPD.
Energiegeladen
„Während meiner Berufstätigkeit bis 2009 und auch noch danach war ich Ortsvereins- und Kreisvorsitzender, ich war im Gemeinderat, ich war im Chor – das alles ist mir nie schwer gefallen“, blickt er auf energiegeladene Jahrzehnte zurück. „Und uns als Familie hatte er auch noch“, wirft Marion Engelhardt mit Blick auf die beiden Töchter lachend ein. Ihr Mann wird ernst: „Das hätte ich natürlich alles nicht machen können, wenn meine Frau nicht mit dahintergestanden hätte.“
Denn: Noch während ihrer Berufstätigkeit im betriebsärztlichen Dienst eines großen Pharmaunternehmens hatte sie ehrenamtlich in dem von ihrem Mann geleiteten Heim geholfen, beispielsweise bei der Organisation und Durchführung unterschiedlichster Feste bis hin zu mehrtägigen Festivals. Als sie im Jahr 2006 – drei Jahre vor ihrem Mann – in Rente ging, „bin ich in ein im Seniorenzentrum von der AWO betriebenes Café voll eingestiegen“, erinnert sie sich mit Freude, zuletzt als Leiterin, zudem war sie Vorstandsmitglied.
50 Plätze hatte das an sechs Tagen in der Woche geöffnete und fast immer voll besetzte Café, das stark auch von Menschen außerhalb des Seniorenzentrums frequentiert wurde. Damit verbunden war viel Vorbereitung in Form von Einkauf, Personalplanung, Dekoration und vieles mehr, „so dass mein Mann gesagt hat: Du arbeitest fast mehr als im Beruf.“ Wieder erklingt ihr warmes, fröhliches Lachen.
Ihr Können setzte sie zudem bei der Vorbereitung und Organisation von AWO-Mitgliederversammlungen und beispielsweise Weihnachtsfeiern ein.
Zurück in Zell
Nach dem Umzug zurück nach Zell im Jahr 2016 ging es ehrenamtlich im hiesigen AWO-Ortsverband weiter. Auf Betreiben des heutigen Ehrenvorsitzenden Siegfried Eberle hin wurde Heinz Engelhardt Stellvertretender Vorsitzender, im Jahr darauf Vorsitzender in der Nachfolge von Hans-Peter Esslinger, von 2022 bis April 2025 Beisitzer. Im Rückblick besonders wichtig war ihm die Weiterführung und der Ausbau der Stadtranderholung für Kinder von sieben bis elf Jahren mit zuletzt 50 Mädchen und Jungen. Für diese sei es eine tolle Gelegenheit, über 14 Tage im Gelände auf der Gehrmatt sowohl frei als auch unter der Anleitung der Betreuer spielen zu können, resümiert Heinz Engelhardt: „Sie sind im Wald, bauen Hütten, alles Mögliche an Kreativität kann sich da entwickeln.“
Doch auch für Eltern sei die Stadtranderholung eine gute Sache, betont er. Vor allem dann, wenn beide Elternteile arbeiten müssen und es keine Großeltern in der Nähe gibt, bei denen die Kinder in den sechswöchigen Sommerferien untergebracht werde können. Für diese Eltern ist es gut, wenn sie ihre Kinder in den ersten beiden Ferienwochen bei der Stadtranderholung gut versorgt und untergebracht wissen. Was auch und erst recht für Alleinerziehende gilt. Wo sich die Finanzierung für die Eltern schwierig gestaltet, agiert die AWO großzügig.
Während der Coronapandemie konnte das Angebot aufrechterhalten werden, wenngleich unter erschwerten Bedingungen: In Gruppen von – für je eine Woche – zwanzig Kindern, die es an jedem Morgen zunächst zu testen galt, „die Kinder haben da aber ganz toll mitgemacht.“
Waldkindergarten
Das zweite für Heinz Engelhardt in seiner Zeller Vorsitzzeit besonders wichtige Thema war der Waldkindergarten. „2019 traten zwei Erzieherinnen mit der Frage an mich heran, ob die AWO für einen Waldkindergarten die Trägerschaft übernehmen könne“, erzählt er. Begeistert griff er die Initiative auf und konnte den AWO Kreisverband mit ins Boot holen. „Der Waldkindergarten entstand innerhalb kürzester Zeit mit einem Bauwagen, später kam eine tolle Hütte dazu.“ Auch für den Ortsverein, der sich seither in Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen für den Waldkindergarten engagiert – den die AWO betreibt und die Gemeinde bezuschusst – sei das ein Ansehensgewinn.
„Es ist einfach eine tolle Sache für Kinder, wenn sie im Prinzip das ganze Jahr über im Freien sind und auch lernen, mit der Natur umzugehen. Auch körperlich wachsen sie dadurch anders auf als Kinder, die nur in einem Gebäude sind. Sie glauben nicht, welche steilen Wege die Kinder im Wald hochgehen, runterrutschen, ohne Ängste – und dabei lernen, dass ihnen nichts passiert“, erzählt Heinz Engelhardt, mit unbändigem Strahlen in den Augen.
Hilfe bei Krebserkrankung
Als ein Kind aus dem Waldkindergarten an Krebs erkrankte, organisierte die AWO in Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen eine Spendensammlung. „So eine Erkrankung ist für viele Familien auch eine finanzielle Katastrophe“, weiß Heinz Engelhardt. Vor allem dann, wenn die vorher berufstätige Mutter nicht mehr arbeiten könne, damit sie bei ihrem Kind in der Klinik sein könne, und wenn der Vater Geringverdiener sei. „Es ging Gott sei Dank alles gut – das Kind ist gesund und die Familie kam dank unserer Bezuschussung nicht in Not.“
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt des ehemaligen Vorsitzenden war der Erhalt der Frühjahrs- und Herbstaktivitäten mit Kindern ab fünf Jahren sowie des Walderlebnistags. „Wildpflanzenküche“ im Frühjahr und „Rübengeister und Hollerhexle“ waren die letzten Veranstaltungen vor Corona. „Das war schön mit den Kindern“, erinnert sich auch Marion Engelhardt.
Aufgrund der Nachfrage von Eltern zu AWO-Freizeitaktivitäten für Kinder ab zwölf Jahren entstand die Segelfreizeit auf dem Ijsselmeer in Holland. Die kam während Corona zwar zum Erliegen, wird seit 2022 aber unter der Regie von Angela Schätzle und Christoph Bühler weitergeführt.
Spiele-Nachmittage und Ausflüge für SeniorInnen
Doch Heinz Engelhardts Augenmerk galt natürlich auch den älteren Mitbürgern. Vorwiegend für diese und mit der Unterstützung seitens seiner Gattin Marion kümmerte er sich um die Vorbereitung, Organisation und Durchführung von jeweils zwei Ausflügen im Jahr.
„2020 begannen wir im Untertorkeller, den uns freundlicherweise Burkhard Isenmann zur Verfügung stellt, zunächst mit einem von mir geleiteten Gedächtnistraining und mit einem von Marion geleiteten Kraft- und Koordinationstraining zur Sturzprophilaxe“, ergänzt der AWO-Mann. Für beides hatte das Ehepaar im Vorfeld jeweils eine entsprechende Schulung durchlaufen, die Veranstaltungen fielen jedoch der Pandemie zum Opfer.
Nach deren Ende luden die beiden zu einem Spielekreis ein: „Bewohner der betreuten Wohnungen sollten sich gemeinsam mit BürgerInnen aus der Stadt bei Karten- und Brettspielen vergnügen“. Mit Begeisterung dabei sind seither konstant zwischen 20 und 25 Frauen und Männer. Die Nachmittage finden noch immer statt, in der Regel am ersten und dritten Donnerstag eines Monats im Untertorkeller, von 14.30 bis 17.00 Uhr.
„Die AWO war für mich nie nur Beruf, sondern tiefe Überzeugung“, sagt Heinz Engelhardt, was seine Frau mit kräftigem Kopfnicken bestätigt.