Gemeinderat stimmt dem Vorschlag der Grundschule für das Schuljahr 2025/26 zu. Möglicherweise gibt es ab 2026 eine erneute Änderung. Ist die Regelung eine Gefahr für das Ganztagsangebot am Zeller Bildungszentrum?
Die Neuregelung der Schulkinderbetreuung hat im vergangenen Jahr bei den Eltern der beiden Schulen in Zell und Unterharmersbach für viel Unruhe gesorgt. Letztlich hat der Gemeinderat im Juli 2024 eine Neuregelung beschlossen, die das Betreuungsangebot und die Kostenerhebung vereinheitlich hat. Eine Klausel, dass mindestens fünf Kinder vonnöten sind, um eine Betreuung zu gewährleisten, fand keine Mehrheit im Gemeinderat.
Für die Grundschule Unterharmersbach sah der Beschluss vor, dass es ab dem Schuljahr 2025/26 für neue Erstklässler keine Mittagsbetreuung mehr gibt. Diese müssten dann an die Grundschule Zell wechseln.
Für die Schulkinder der Klassen 2 bis 4, die in Unterharmersbach schon in der Mittagsbetreuung sind, besteht Bestandsschutz.
„Herzensangelegenheit“ Mittagsbetreuung
Mit der im Juli 2024 getroffenen Entscheidung des Gemeinderats wollte sich Rektorin Katrin Bolten, nicht abfinden. Am 30. Januar kam es zu einer Unterredung, an der die Leitungen beider Zeller Schulen und der Stadtverwaltung teilgenommen haben. Am Montag stand nun die Schulkinderbetreuung, zumindest für die Grundschule Unterharmersbach, erneut zur Debatte.
Die Schulkinderbetreuung sei eine Herzensangelegenheit von ihr, betonte Katrin Bolten, die seit August 2024 die Verantwortung für die Grundschule in Unterharmersbach trägt. Zum Zeitpunkt der Entscheidung im letzten Jahr sei die Schulleitung nur kommissarisch besetzt gewesen und auch das Amt des Ortsvorstehers habe sich im Übergang befunden. Sie sei nun angetreten, die Schule nicht nur zu verwalten sondern aktiv mitzugestalten. Gemeinsam mit Rektorin Katrin Bolten nahm Lehrerin Angela Haag an der Gemeinderatssitzung teil.
Aktuell werden 130 Grundschüler in sieben Klassen in Unterharmersbach unterrichtet. In der Vorbereitungsklasse sind es zehn Flüchtlingskinder. Zum Schuljahr 2025/26 werden 44 Kinder angemeldet, so dass alle Klassen zweizügig sind.
Rektorin Bolten berichtete, dass die Frühkinderbetreuung von 7.45 bis 8.30 Uhr von sieben bis 16 Schülern genutzt wird. In der Spätbetreuung zwischen 12 und 13 sowie 13 und 14 Uhr sind es drei bis 13 Kinder.
„Auch für das Schuljahr 2025/26 wollen wir unsere Grundschule familienfreundlich gestalten und uns daran orientieren, was die Eltern und die Kinder brauchen“, warb Katrin Bolten für ihren Vorschlag. Der Stundenplan soll so gestaltet werden, dass der Unterricht in allen Klassen um 13 Uhr endet.
Mit der Schulkinderbetreuung bis 14 Uhr könne dann eine wichtige Lücke für berufstätige Mütter geschlossen werden. Mit dem Angebot könne dann auch ein möglicher Schulbezirkswechsel vermieden werden. Da mit diesem Vorgehen die Betreuung von 12 bis 13 Uhr entfällt, würden für den Schulträger keine zusätzlichen Kosten anfallen. Am Freitag soll keine Mittagsbetreuung angeboten werden, da hier erfahrungsgemäß der Bedarf gering ist.
Rektorin Katrin Bolten sieht in ihrem Vorschlag keine „Konkurrenzveranstaltung“ zum Bildungszentrum Ritter von Buß, da es sich in Unterharmersbach nur um eine „Spielbetreuung“ handle. Es gebe keine Mensa, keine Hausaufgabenbetreuung und keine AG‘s. Eine gute Kooperation mit dem Bildungszentrum und innerhalb der kommunalen Familie sei ihr wichtig.
Glaubwürdigkeit von Entscheidungen in Frage gestellt
Zur Gemeinderatssitzung am Montagabend waren auch Rektorin Anne-Catrin Medel und Konrektor Wolfgang Müller-Scharer gekommen. „Der Vorschlag von Unterharmersbach ist stimmig und wurde von Frau Bolten auch emotional vorgetragen“, bestätigte Rektorin Medel. Auch für sie gehe es nicht um eine Konkurrenz zwischen den beiden Schulen sondern um die Glaubwürdigkeit gegenüber den Eltern. Die Frage „Wie lange kann ich mich auf eine Aussage verlassen“ stehe nun im Raum.
Rektorin Medel erinnerte daran, dass das Thema Schulkinderbetreuung und die Neustrukturierung der Ganztagsschule im Jahr 2024 für
unglaublich viel Unruhe und Emotionalität gesorgt habe. Lange Elternabende seien notwendig gewesen und man habe viel Elternarbeit geleistet.
Innerhalb eines halben Jahres habe man das Modell „verbindliche Ganztagsschule“ ausgearbeitet. Die Eltern haben nun die Wahlform zwischen Halbtagskind bis 13 Uhr und einer Ganztagsbetreuung bis 15.15 Uhr. Geboten werden am Zeller Bildungszentrum am Nachmittag verschiedene Betreuungsangebote, Hausaufgabenhilfe und AG‘s. Für die Klassen 3 und 4 gibt es zudem Unterrichtsangebote.
Nicht zuletzt sieht Rektorin Medel in der Neustrukturierung und in der Konzentration der Mittagsbetreuung auf einen Standort die Vorbereitung auf das Schuljahr 2026/27. Ab diesem Zeitpunkt hat der Gesetzgeber einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gesetzlich geregelt. „Für eine Standortsicherung der Ganztagsschule sind 20 Schulkinder notwendig“, gab Rektorin Medel zu bedenken. Aktuell gebe es aus acht Klassen 24 Anmeldungen.
Personelle und finanzielle Vorbehalte
Auch seitens der Stadtverwaltung gab es Vorbehalte. „Der Vorschlag der Grundschule Unterharmersbach konterkariert den Beschluss des Gemeinderats vom vergangenen Jahr“, stellte Hauptamtsleiter Ulrich Reich fest. Die Kurzfristigkeit sei dadurch entstanden, weil
in dieser Woche von Montag bis Mittwoch die Schulanmeldetage für die neuen Erstklässler im Bildungszentrum und der Grundschule Unterharmersbach stattfinden. Um gegenüber den Eltern eine verlässliche Auskunft geben zu können, sei eine Entscheidung des Gemeinderats notwendig geworden.
Die stellv. Hauptamtsleiterin Elke Groeneveld befürchtete, dass mit einer neuerlichen Änderung das Konzept der Ganztagsschule untergraben werde. Außerdem werde mit der Entscheidung möglicherweise für eine längere Zeit festgeschrieben, dass die Stadt Zell an beiden Schulstandorten eine Mittagsbetreuung anbieten müsse, was wiederum mit entsprechenden Kosten verbunden ist.
Außerdem macht Elke Groeneveld darauf aufmerksam, dass es sehr schwierig sei, für diese Aufgabe qualifiziertes Personal zu finden. Da vom Gemeinderat die Beschränkung auf mindestens fünf Kinder aufgehoben wurde, könnte es im ungünstigsten Fall zu einer Eins-zu-Eins-Betreuung kommen.
Familienfreundliches Angebot für ein Jahr beibehalten
Die Vertreter durch alle Fraktionen folgten in ihren Redebeiträgen dem Wunsch der Grundschule Unterharmersbach. Gemeinderat und Ortsvorsteher Jürgen Isenmann (CDU) sprach sich für das Betreuungsangebot bis 14 Uhr an der Grundschule Unterharmerbach aus. Damit sei den Familien geholfen, die Bedarf haben und sie würden nicht zu einem Schulwechsel gezwungen. „Die Schulkinderbetreuung bis 14 Uhr ist ein familienfreundliches Angebot. Wir dürfen es nicht nur wirtschaftlich sehen“, schloss sich Gemeinderätin Sybille Nock (Grüne Liste) an.
Den kompletten Bericht finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.