Lebendig, harmonisch und mit viel Musik: Der Förderverein des „SBBZ Lernen Zell“ feierte sein 25-jähriges Bestehen.
„Warum braucht eine Schule einen Förderverein, gibt es nicht eh´ schon genügend Vereine?“, fragte Horst Koller – seit 2021 Vorsitzender der „Freunde des SBBZ Lernen Zell“ – scherzhaft provozierend in die Runde. Circa 65 Gäste waren am vergangenen Samstagabend der öffentlichen Einladung ins Foyer des Rundofens gefolgt, um das fruchtbare Wirken dieses Fördervereins seit nun einem Vierteljahrhundert zu feiern.
Das Zeller SBBZ (früher Förderschule) ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Hinzu kommt eine Vielzahl ergänzender Angebote für Kinder mit Lernschwierigkeiten aus Zell a.H., Biberach, Nordrach und Oberharmersbach. In seiner Begrüßungsansprache schilderte Horst Koller eine Begebenheit aus seinem damaligen Schulalltag: Durch persönliche Recherche hatte er herausgefunden, dass ein Schüler aus finanziellen Gründen nicht an einem Aufenthalt im Winter-Schullandheim teilnehmen konnte.
Dieses einschneidende Erlebnis brachte den späteren SBBZ-Rektor (2003 bis 2016) dazu, sich mit viel Einsatz und dank der umtriebigen Hilfe der damaligen Schulleiterin Christa Hansert-Pfaff um die Gründung eines Fördervereins zu kümmern – als eine Organisation, die in solchen Fällen schnell und unbürokratisch hilft.
Darüber hinaus konnten dank deren Unterstützung Projekte realisiert werden, die den Schüler:innen zugute kamen und weit über die Möglichkeiten der regulären Schulausstattung hinausgehen, wie es Matthias Demmel als heutiger SBBZ-Rektor formulierte: „Ob es sich um neue Medien handelt, um moderne technische Geräte, besondere Ausflüge oder kulturelle Veranstaltungen – immer war es auch der Förderverein, der diesen Mehrwert geschaffen hat.“
Unterstützung von Schule und Träger
Einige Beispiele dafür stellte Demmels Vorgänger Horst Koller anhand von Fotos und Kontoauszügen vor. Die allererste Ausgabe galt der Fahrt der Abschlussklasse zur Expo 2000. Wobei Koller betonte, dass ohne das Wirken des Vereins viele Entwicklungen und Veränderungen am SBBZ Lernen in Zell erst deutlich später oder gar nicht stattgefunden hätten. Vor allem bei der pädagogischen Weiterentwicklung und beim Aufbau der Digitalisierung habe der Förderverein eine tragende Rolle gespielt. So schaffte er anno 2001 einen PC für ein Klassenzimmer an.
Drei Jahre später sorgte er gemeinsam mit der Stadt Zell und dem IT-bewanderten Daniel Hansert (Sohn von Kollers Schulleitungs-Vorgängerin) für die Vernetzung der Computer an der kleinen Schule. 2007 zahlte der Verein ein Smartboard, eine elektronische Tafel also, „damals die weit und breit einzige, heute in vielen Schulen der Standard.“ Zudem wurde das SBBZ Lernen als eine der ersten Sonderschulen mit I-Pads ausgestattet, die zentral gelagert und konfiguriert werden konnten, und mit Bildschirmen, auf die jeder Lehrer und Schüler Zugriff hatte.
Lernbüros, Kunsttage, Fahrräder und und
Ein weiteres Beispiel für die finanzielle Hilfe ist die Umwandlung der Klassenzimmer in Lernbüros. Der Verein übernahm die Materialkosten, und bei der Zeller Firma Alender konnten die Schüler die Lerntheken unter fachkundiger Anleitung selbst bauen.
„Eine weitere Erfolgsgeschichte, die ohne den Förderverein nie zustande gekommen wäre: Die Kunsttage am SBBZ“. Wenngleich sich der Rahmen inzwischen geändert hat, finden sie noch immer statt, seit dem Jahr 2007 nun schon.
Auch sorgten die SBBZ-Freunde neben vielem anderen für einen Pool von Mountainbike- und Trekkingrädern an der Schule, für die Anschaffung von Skating-Skiern, den Bau der Kletterwand, die Finanzierung der Frederick-Tage aber auch von Projekten wie Nichtschwimmer-Kursen. 2003 finanzierte der Verein das Landesrockfest am SBBZ. „Ein gefüllter Kurpark zeigte, welche Akzeptanz diese Veranstaltung mit ihrem genialen Programm hatte“, sodass es dem Verein sogar gelang, einen Gewinn zu erwirtschaften.
„Der Knaller“
Eindringlich betonte Horst Koller: „Man möge die Arbeit des Vereins richtig verstehen: Es ist keinerlei Kritik an der Stadt als Schulträger. Aber es gibt Dinge, die sind durch das Budget der Schule nicht immer möglich. Und dafür springt der Förderverein ein.“ Seit dem Gründungsjahr 1999 hat er das mit Gesamtausgaben in Höhe von gut 53 000 Euro getan. An Gesamteinnahmen erzielte er knapp 70 000 Euro. Eine Gesamtbilanz, die der Vereinsvorsitzende persönlich als „Knaller“ bezeichnet. Zu ihr beigetragen hat ein Spendenaufkommen von stolzen 26 000 Euro, mit im Schnitt 1 000 € im Jahr. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang: Nahezu 9 000 Euro wurden aufgrund von Geldbußen eingenommen. Die als Strafe an den gemeinnützigen Verein zu zahlen, hatte das Amtsgericht verurteilte Übeltäter veranlasst.
Mit Herz und beeindruckender Ausdauer
So besonders macht den Förderverein allerdings nicht nur das finanzielle Engagement, das angesichts der enormen Preissteigerungen im Laufe der vergangenen 25 Jahre nicht hoch genug zu bewerten ist. Auch sei es „der unermüdliche Einsatz, die Bereitschaft zum Mitdenken und Mithelfen und die enge Verbundenheit mit der Schule, die dazu beitragen, dass sich unsere Kinder hier wohlfühlen und lernen können“, drückte SBBZ-Rektor Matthias Demmel in einem abschließenden Grußwort seine tief empfundene Dankbarkeit aus. „Sie alle tragen dazu bei, dass unsere Schule ein lebendiger, kreativer und vielfältiger Ort ist, an dem die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt stehen“, wandte er sich an die Vereinsmitglieder. Und hob die Qualität einer Kooperation hervor, die von Vertrauen, Offenheit, Respekt und dem gemeinsamen Wunsch getragen sei, die bestmöglichen Voraussetzungen „für unsere Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken.“
Für eine sehr stimmungsvolle und abwechslungsreiche musikalische Umrahmung sorgten gleich drei „Acts“. Die Orffrockgruppe des SBBZ unter der Leitung von Günther Sinz. Das Trio Miriam Wagner, Albert Heizmann und Matthias Demmel. Die Musikerin Doris Schmid aus Bollenbach. Bei einem üppigen Fingerfood-Buffet des SBBZ-Elternbeirats klang der harmonische Abend schließlich aus.
Info
Die Gründungsmannschaft der „Freunde der Förderschule Zell e.V.“ vom 9. November 1999, später umbenannt in „Freunde des SBBZ Lernen Zell“:
Neben dem aktuellen Vorsitzenden Horst Koller und seinem Stellvertreter Bernd Gartmann waren das: Gerhard Maier (damaliger „Chef der Sparkasse“ und bis 2021 Vereinsvorsitzender), Ingeborg Schöffel-Tschinke (bis 2012 Zweite Vorsitzende und damalige Vorsitzende des Landesschulbeirats), Karl-Josef Schwarz (verfasste die Satzung), Karl-Heinz Heitzmann (von Anfang an Kassierer), Christine Schwarz und Bruder Lüder Kracke, sowie die damaligen Stadt räte Horst Feuer, Martin Teufel, Peter Scheid und Ludwig Schütze. Die beiden letzteren fungieren ohne Unterbrechung als Kassenprüfer.
Als kleines Dankeschön für den großen Dienst, den sie dem SBBZ Lernen erwiesen haben, erhielten die Gründungsmitglieder jeweils eine Blume, die in der Keramik-AG der Schule hergestellt wurde und munter aus einem Fläschchen Wein wuchs.