Mit der Schließung des Metzgereifachgeschäfts geht eine über 100-jährige Ära zu Ende. Produktion der Metzgerei Wagner läuft weiter. Sanitätshaus Baumann hat in unmittelbarer Nachbarschaft Räume für die Geschäftserweiterung gefunden.
Was schon seit einigen Wochen in Zell a. H. Stadtgespräch war ist nun beschlossene Sache: Die Metzgerei Wagner wird zum Jahresende das Bistro und das Ladengeschäft schließen. Gäste können noch bis einschließlich 20. Dezember im Bistro einkehren. Das Fachgeschäft ist letztmals am 24. Dezember geöffnet. In die 350 Quadratmeter großen Geschäftsräume wird das benachbarte Sanitätshaus Baumann umziehen. Nach den erforderlichen Umbaumaßnahmen soll im Rahmen des Frühlingsfestes am 23. März 2025 die Eröffnung am neuen Standort gefeiert werden.
Am Montag wurde der Mietvertrag unterschrieben
Die Geschäftsführer Martin Burghardt von der Metzgerei Wagner und Marcus Baumann vom Sanitätshaus Baumann haben am Montagnachmittag den gemeinsamen Mietvertrag unterschrieben und sind gleich danach an die Öffentlichkeit gegangen, um über die Details mit unserer Zeitung zu sprechen. „Uns war es wichtig, dass erst alle wesentlichen Inhalte geklärt sind und die Verträge unterzeichnet“, erklärten die Geschäftsführer diese Vorgehensweise.
Die Überlegungen, wie es mit dem Gastronomiebetrieb und dem Ladengeschäft in Zukunft weitergehen könne, habe man sich schon seit der Wiedereröffnung nach Corona gemacht. Schließlich habe man die interne Entscheidung getroffen, sich auf die Produktion und den Großhandel zu konzentrieren, informiert der Geschäftsführer der Horst Wagner GmbH und ist überzeugt: „Dies ist für unser Unternehmen für die Zukunft der richtige Weg.“ Sicherlich hätten bei den Überlegungen auch Themen wie Facharbeitermangel und gesetzliche Vorschriften eine Rolle gespielt, diese wolle er aber nicht in den Vordergrund stellen. Auch das Konzept eines 24/7 Selbstbedienungsmarktes wurden in Betracht gezogen. „Die Entscheidung den gesamten Einzelhandelsbereich mit Bistro zu schließen ist auch uns nicht leichtgefallen“, so der Geschäftsführer. Zumal seit dem Kauf des Nachbargebäudes Hauptstraße 52 im Jahr 2011 sehr viel „Herzblut“ in den Standort investiert wurde.
Ein Überangebot an Verkaufsfläche im Lebensmittelbereich
Das Zusammenspiel von Fleisch- und Wurstproduktion auf der eine Seite sowie des Ladengeschäfts und des Bistros auf der anderen Seite habe funktioniert, weil sich die Bereiche gegenseitig gestützt haben und Synergien gehoben werden konnten. „Ein Lebensmittelmarkt in der Innenstadt ist schön, ihre Haupteinkäufe erledigt die Bevölkerung aber längst in den Märkten auf der grünen Wiese“, stellt der Geschäftsführer fest. Zumal hier auch ein deutlich breiteres Angebot und ein attraktiveres Preis-Leistungsverhältnis geboten werden könne. Und hier gebe es in Zell, im überregionalen Vergleich, ein sehr ausgeprägtes Angebot an Verkaufsfläche im Lebensmittelbereich. Nicht nur in Zell a. H. würden deshalb kleine Lebensmittelgeschäfte in den Innenstädten ums Überleben kämpfen und sind kaum noch rentabel zu betreiben.
Bei der Entscheidung über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens sei es für das Unternehmen keine Option gewesen, das Bistro Wagner als eigenständigen Betriebszweig weiterzuführen. Auch hier sieht die Geschäftsleitung Zell nicht unterversorgt. Es gebe sehr gute Gaststätten, die Tagesgerichte anbieten, und auch Angebote im Imbissbereich seien ausreichend vorhanden.
Die Schließung des eigenen Ladengeschäfts bringe für die Produktion und die Steuerung des Unternehmens eine erhebliche Vereinfachung, da man sich auf das Liefersortiment für den Großhandel konzentrieren könne und nicht mehr die gesamte Produktbreite einer Metzgerei sowie des Handelswarensortiments abbilden müsse. Nur rund zwei Prozent der im Unternehmen hergestellten Wurst- und Schinkenprodukte seien über die eigene Ladentheke verkauft worden.
Nach über 100 Jahren endet das Fleischereifachgeschäft
Die Wurzeln der Metzgerei Wagner gehen weit über 100 Jahre zurück. Bereits im Jahr 1906 hat Metzgereimeister Josef Fies die damalige am gleichen Platz befindliche Metzgerei erworben. Es folgten Metzgermeister Karl Schwendemann (ab 1935) und Metzgermeister Horst Wagner (ab 1967).
Im Oktober 1999 hat der heutige Geschäftsführer das traditionsreiche Zeller Unternehmen von der Familie Horst und Ruth Wagner mit damals 28 Mitarbeitern gekauft. Heute beschäftig die Horst Wagner Fleisch- und Wurstwaren GmbH über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Jahr 2013 wurde das Ladengeschäft komplett erneuert, das angrenzende Denkmalhaus wurde umfassend saniert und der Einzelhandelsstandort um das Bistro Wagner erweitert.
Von der Schließung des Ladengeschäfts und des Bistros sind nun 15 Mitarbeitende betroffen. Zwei von ihnen werden in den Produktionsbereich wechseln. Die anderen sind auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt und die meisten haben auch schon neue Anstellungen gefunden. Die Zahl der Mitarbeiter der Metzgerei wird somit auf 45 Betriebsangehörige sinken.
Das Bistro Wagner hat am 20. Dezember das letzte Mal geöffnet. Das Fachgeschäft bleibt noch bis Dienstag, 24. Dezember, geöffnet.
Sanitätshaus Baumann besteht seit 30 Jahren
Auf der Suche nach größeren Geschäftsräumen sind sich die beiden Geschäftsführer Martin Burghardt und Marcus Baumann im nachbarschaftlichen Gespräch vor rund einem Jahr eher zufällig begegnet. Martin Burghardt habe auf jeden Fall einen Leerstand mitten in der Stadt vermeiden wollen. Marcus Baumann wollte mit seinem Fachhandel auf jeden Fall in Zell a. H. bleiben. Aus den ersten Überlegungen sind konkrete Pläne geworden.
Vor 30 Jahren hat Marcus Baumann das Sanitätshaus gegründet, damals übrigens in den ehemaligen Räumen von Edeka-Bruder in Unterharmersbach. Auch die aktuellen Geschäftsräume neben der Metzgerei Wagner waren früher ein Lebensmittelgeschäft. Heute beschäftigt das Sanitätshaus Baumann zehn Mitarbeiter.
In einer immer älter werdenden Gesellschaft steigt auch der Bedarf an Hilfsmitteln für die Pflege. Verstärkt wird diese Entwicklung dadurch, dass die häusliche Pflege im privaten Umfeld zunehme.
„Gleichzeitig müssen unsere Geschäftsräume den Vorgaben der Krankenkassen entsprechen. Diese sind strikter geworden“, erklärt Marcus Baumann. Bei den regelmäßig stattfinden Präqualifizierungsverfahren sie darauf hingewiesen worden, dass die bisherigen Geschäftsräume nachgebessert werden müssten.
Die im Jahr 2013 von der Metzgerei Wagner sanierten Geschäftsräume erfüllen bereits einige der Vorgaben. Sie sind behindertengerecht zu erreichen und verfügen über behindertengerechte Toiletten und eine moderne innere Grundausstattung.
Nach der Schließung Ende Dezember werden die Geschäftsräume umgebaut. Es entstehen ein Ausstellungsbereich, Ausmess- und Beratungsräume, Werkstatt, Reinigungsräume und Lager. Zwei Außenlager können später aufgelöst werden. Im Obergeschoss des jetzigen Bistros finden die internen Verwaltungsräume des Sanitätshauses Baumann ihren Platz.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.
Schade, das Essen ect. war immer super gut.