Ausstellung „COOL am POOL“ in der Arthus-Galerie eröffnet. Vier Künstler zeigen Malerei, grafische Arbeiten und Skulpturen.
Die Arthus-Galerie war wieder für eine Kunstausstellung geöffnet. Unter dem Ausstellungstitel „COOL am POOL“ werden seit vergangenen Samstag die Werke von vier Künstlern ausgestellt. Die ausgestellten Bilder und Objekte strahlen allesamt ein sommerliches und mediterranes Flair aus. Vertreten sind die Kunstrichtungen Malerei, mit Werken von Petra Rintelen und Martin Stommel, grafische Arbeiten von Franziska Neubert und Bildhauerei mit Arbeiten von Ralf Klement.
Die gut besuchte Vernissage wurde durch den Galerist Bertin Gentges eröffnet. Er begrüßte das Künstlerpaar Petra Rintelen und Martin Stommel aus Bonn sowie die Künstlerin Franziska Neubert aus Leipzig. Künstler Ralf Klement aus Hüpstedt war nicht anwesend. Dieser war offensichtlich auf Motivsuche in Kreta. Last but not least begrüßte Bertin Gentges seine anwesende Frau Marion, die Ministerin der Justiz und für Migration.
Brillant, lebendig, humorvoll und kurzweilig
Eine Einführung in die Ausstellung gab der geschätzte Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring. Er zog die Besucher durch seine brillante, lebendige, humorvolle und kurzweilige Erzählweise meist mit einem Verweis zur Kunstgeschichte in seinen Bann. Dazu passte das zitierte Gedicht „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke. Es folgten einige persönliche Bildinterpretation zu den ausgestellten Werken. Der Besucher bekam dadurch einen Schlüssel bzw. Idee, wie man die Bilderwelt und Objekte der Künstler „lesen“ bzw. interpretieren kann.
Installation mit einem Camping-Sessel
Künstler Ralf Klement zeigte Objekte der Bildhauerei. Zu sehen war eine Installation mit einem Camping-Sessel. Daneben eine Skulptur, ein geschlossener Sonnenschirm. Arrangiert war die Szene mit Südfrüchten wie Bananen, Ananas, Blumen, verschiedenen Eistüten. Alles mit Bezug auf den Süden, Sonne und Urlaub. Friedhelm Häring gibt hierzu den Hinweis, dass der Künstler hier auf die Sehnsüchte und Glücksmomente der Menschen Bezug nimmt.
Zu erwähnen ist auch ein Objekt von Ralf Klement, ein Hund und eine Katze, die friedvoll im Eingangsbereich platziert waren. Weiter weist Friedhelm Häring den Besucher darauf hin, dass diese Arbeiten und Motive auch mit dem Traum von Heimat und Geborgenheit zu verbinden sind. Am besten sollte man diese Heimat aber in sich selber haben.
Ralf Klement ist künstlerisch gesehen ist ein Autodidakt. Seine künstlerische Tätigkeit begann 1970, nachdem er bereits in verschiedenen Berufen gearbeitet hat. Seine ersten Erfahrungen machte er mit der Malerei. Zwei Jahre später widmete sich Klement zunehmend der Bildhauerei und es entstanden seine ersten Skulpturen. Das künstlerische Werk von Ralf Klement ist, was seine Techniken betrifft, sehr umfangreich angelegt. Bei seinen Arbeiten spielen das Stoffliche und die Materialität eine wesentliche Rolle.
In seinen weiteren Ausführungen unterstreicht Friedhelm Häring die Wichtigkeit der Kunst in Form von Malerei, Bildhauerei, Musik, Dichtung, etc. Die Kunst sei die größte freiheitliche Aussprache. Ohne Kunst könne ein Mensch nicht leben. Die größte Gefahr sei heute u.a. die künstliche Intelligenz, deren Anwendung im Alltag die Menschen immer weiter in Abhängigkeiten und Zwänge dränge. Bei diesem Szenario gäbe es keine Alternative zur Kunst.
Flora und Fauna in der Provence
Die Werke von Martin Stommel und Petra Rintelen inszenieren in den Motiven mediterranes Flair am Pool. Die Arbeiten entstanden bei Aufenthalten des Künstlerpaares in der Provence. Flora und Fauna am Pool wurde mit vielen Werken durch Grünabstufungen realisiert, dazu gepaart das Blau des Himmels, das Blau bis Grün des Wassers im Pool. Der Raum im Pool wirke dabei, so Friedhelm Häring, wie ein Edelstein. Es handele sich bei den Poolszenen um geschützte Räume, mit einem generierten Glücksgefühl.
Die Konturen und Farben in den Bildern von Martin Stommel gehen meist bis zur Linie und ähneln der Malweise von Max Beckmann. Hingegen erinnert die Malweise von Petra Rintelen an Impressionisten mit lichtbetonten Farbübergängen. Bei so viel Grün-Abstufungen am Rande des Pooles fand man in einem ihrer Bilder auch den Kontrapunkt „das Rot“, als rotes Handtuch auf dem Liegestuhl.
Friedhelm Häring würde am liebsten in einen dieser Pools eintauchen. Für ihn sei es dann ein Glücksmoment. Er erzählte vom Nacktbaden in seiner Jugend und verband diesen Moment auch mit dem Gefühl „Freiheit“. Psychologisch könnte man dies auch mit dem Wunsch verbinden, manchmal wieder in den Mutterschoß einzutauchen. Beim Baden entledigt man sich zuvor der Hose, Krawatte und sonstiger Kleider. Dies sei gleichbedeutend, sich seiner Zwänge und Konventionen im Alltag zu entledigen.
Der Maler Martin Stommel wurde 1969 geboren. Während seiner künstlerischen Ausbildung von 1993 bis 2001 ist der russische Maler und Dissident Boris Birger sein Mentor und Vorbild. Während der Ausbildung erlernte Stommel die Darstellung des Menschen und entdeckte die Portraitmalerei und die Landschaftsmalerei für sich. Die Neigung zur figurativen Malerei entstand aus der Auseinandersetzung mit Sujets aus Barock und Renaissance. Diese setzt er mit einem expressiven Stil um. In seinen Werken zu erkennen sind die Einflüsse aus Natur, der Portrait- und Freiluftmalereien. Seine Motive findet er auch aus der griechischen und christlichen Mythologie. Das dargestellte zielt auf einen Spannungsbogen, der von äußerster Inszenierung bis zur tiefen Innerlichkeit reicht. Stommel zeigt den Menschen kämpfend, liebend, ruhend, tanzend, in Gemeinschaft und allein, zwischen Mythos und Vision.
Die Malerin Petra Rintelen wurde 1969 geboren und studierte von 1993 bis 1997 an der Kunstakademie in Enschede in den Niederlanden Malerei und Fotografie. In der Malerei wendet sich die Malerin dem Genre Stillleben zu. Ihre gemalten Bilderwelten haben eine erzählerische Anordnung ihrer Motive. Sie richtet ihren Blick auf das Sein des Lebens und die dazugehörigen Dinge. Ihre Bilder haben in der Darstellung etwas Mythisches und Erfundenes mit vielleicht hoher symbolischer Bedeutung. Ihre Liebe zu Tieren und Pflanzen finden auch in ihrer Bilderwelt ihren Platz. Ihre gewählte Maltechnik ist zudem aufwendig und zeitintensiv. Ihre Bildkompositionen zeigen eine feinfühlige Ausgewogenheit bei den Farben und Formen. Kennzeichnend für ihre Werke sind die wohnende Stille sowie die schlichte Schönheit des Dargestellten.
Bildkompositionen mit Neigung zu Geometrie
Franziska Neubert ist ebenfalls mit Pool-Bildern vertreten. Diese sind durch Holz- und Linoldruck entstanden. Während in der Malerei Komplementärfarben gemischt werden, müssen die Farben in der Drucktechnik nacheinander, in festgelegter Reihenfolge, gedruckt werden. Für den nächsten Druckvorgang wird das Material der überflüssigen Fläche entfernt. Es ist ein aufwendiger Prozess. Ein Fehler in der Vorgehensweise führt zum Gesamtverlust des Bildes. Daher auch der Fachbegriff verlorene Form. Franziska Neubert zeigt in ihren Bildkompositionen ihre Neigung zu Geometrie. Auffallend in ihren Werken sind die Proportionen, geometrische Elemente wie Ecke, Kante, Winkel und Perspektive.
Franziska Neubert ist Grafikerin, Druck- und Buchkünstlerin. Geboren wurde die Künstlerin 1977 in Leipzig. Sie absolvierte ein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Volker Pfüller und an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs, Paris. Nach dem Studium schloss sich ein Meisterschülerstudium ebenfalls an der Leipziger Hochschule an. Franziska Neubert konzentriert sich in ihren freien grafischen Arbeiten fast immer auf öde und leere Orte, die erst dadurch, dass sie von Menschenhand geschaffen wurden, ihre besondere Charakteristik erhalten haben. Dabei ist sie immer versucht, das Schöne im nicht offensichtlich Schönen aufzuzeigen. Denn auch an diesen Orten lässt sich trotz Sachlichkeit eine Sinnlichkeit finden.
Friedhelm Häring erläutert im Zusammenhang der Werke von Franziska Neubert die Bedeutung der Geometrie und der Zahlen in der Kunst. Mathematik und Geometrie seien ein Ordnungsprinzip, ein Teil der Schöpfung, in dem auch der Mensch als Gebilde einzuordnen sei. Aus der Ordnung heraus werden Dinge erschaffen, auch erkennen wir im Chaos das Geordnete.
Erinnerungen an den bekannten Maler David Hockney
Die Poolbilder dieser Ausstellung, so Friedhelm Häring, erinnern auch an die Pool-Bilder des bekannten Malers David Hockney. Dazu gibt er den Hinweis auf das Werk mit dem Titel „Porträt eines Künstlers“ (Darstellung Pool mit zwei Figuren). Diese Bild sei eines der vielen ikonografischen Swimmingpool-Bilder von David Hockney. Es handelt sich bei dem Werk um das teuerste Gemälde eines noch lebenden Künstlers und wechselte den Besitzer für 90 Millionen Dollar.
Aber die in der Arthus-Galerie ausgestellten Bilder seien genauso wie die Poolbilder von David Hockney, seien aber im Vergleich zu den Preisen als „Schnäppchen“ einzustufen. Die ausgestellten Bilder seien erfüllte Bilder, Bilder um sich selbst zu finden. Sie strahlen Fröhlichkeit, Optimus und Glück aus. Mögen die Wellen dieses Glücks, aus den dargestellten Pools, die Besucher erreichen und zu einem Glücksgefühl führen.
Kontakt
Wer die neue Ausstellung besuchen will, sollte sich vorher namentlich telefonisch anmelden. ARTHUS Galerie Zell, Telefon 07835/540990.