Gläubige haben gestern Mariä Himmelfahrt als großen Wallfahrtstag gefeiert. Die Predigt widmete Pater Christoph der Gottesmutter – mit einem außergewöhnlichen Vergleich.
Die Pilger erlebten schon beim Einzug in die festlich geschmückte Kirche, wie der Duft der vielen Blumen und Kräuter an den Kommunionbänken den Kirchenraum erfüllte. Zudem hielten viele Teilnehmer ihre Sträuße in den Händen. Die Tradition der Kräuterbüschel wird gerne gepflegt und gibt dem Festtag Mariä Himmelfahrt seinen besonderen Charakter.
Pater Christoph, Pater Irenäus, Pfarrer Bonaventura Gerner und Diakon Matthias Hoppe standen als Zelebranten der Feier vor.
Pater Christoph begrüßte die Gäste: „Schön, dass Sie so zahlreich gekommen sind aus nah und fern. Es tut gut zu wissen, dass dieses Fest für so viele Menschen von großer Bedeutung ist.“
Lektor Heinz Hummel trug die Lesungen im liturgischen Ablauf der Feier vor. Diakon Matthias Hoppe sprach den Text aus dem Lukas-Evangelium mit dem tagesaktuellen Thema der Gottesmutter Maria.
Ein Kaktus als Symbol für Maria
Wie so oft begann Pater Christoph seine Predigt humorvoll: „Der Priester darf alles predigen, nur nicht über 10 Minuten. Nun, heute wird es etwas länger dauern.“ Dann stellte er den Pilgern eine provozierende Frage: „Das Leben ohne Gott scheint gut zu funktionieren, oder?“ Es sei nicht immer leicht, an Gott zu glauben, erklärte Pater Christoph. Im Alltag gebe es so viele fragwürdige Ereignisse, die Zweifel an Gott schürten. Bleibt Gott nur eine Theorie, die müde macht … langweilig wird? Wie schön, dass sie trotzdem gekommen sind“, richtete er sich an die Gemeinde.
Dann wandte er sich thematisch Maria zu: Bevor Maria in den Himmel aufgenommen worden sei, hätte sie bodenständig auf dieser Erde gelebt. Sie sei ein normaler Mensch gewesen. Den Annalen der Wallfahrtskirche hatte Pater Christoph entnommen, dass der erste Titel in Zell „Maria zu den Rosen“ war. Die Menschen hätten Maria mit alltäglichen Mitteln beschreiben wollen, dazu passe die Rose.
In den Lesungen sei von der Wüste die Rede. Die Wüste sei auch ein Ort der Gottesbegegnung und ein Rückzugsort von Jesus, er hätte dort gebetet. Das Bild von der Rose passe nicht in die Wüste. Welche Pflanze ist es dann? Ein Kaktus. Kann ein Kaktus ein Symbol für Maria sein?
Eine Eigenschaft des Kaktus ist, aufnahmefähig zu sein, wenn es Feuchtigkeit gibt und regnet. In unserem Leben gebe es Augenblicke, in denen wir uns Gott nahe fühlten und diese Momente sollten wir wie ein Kaktus in uns speichern, erklärte der Prediger. In der Bibel heißt es, Maria habe die frohe Botschaft in sich gespeichert. Wir sollen glückliche Momente in uns speichern und ja, wir dürfen auch glücklich sein, wenn es anderen Menschen schlecht geht, macht Pater Christoph deutlich.
Die zweite Eigenschaft des Kaktus ist, in Dürrezeiten auszuhalten. Bezogen auf Maria bedeute das, dass auch sie schwere Zeiten gehabt hätte, zum Beispiel als Jesus am Kreuz starb. Bezogen auf die Wallfahrtskirche bedeute das, dass die Kapuziner vor einem Jahr diesen Ort verlassen hätten und niemand wusste, wie es weitergehen wird. „Ein Kaktus macht deutlich, dass man Sternstunden speichern muss, um schlechte Zeiten zu überstehen“, sagte Pater Christoph.
Ein großes Merkmal eines Kaktus ist: Er hat Stacheln. Damit wehrt er sich gegen die, die ihn angreifen. Er braucht die Stacheln, um zu schützen, was er in sich trägt. Übertragen auf Maria heiße dies, sie sei standhaft geblieben, auch wenn die Dinge nicht nach Plan verlaufen wären. „Manchmal müssen wir auch Stacheln haben, als Mensch, als Kirche, um uns zu schützen“, betonte Pater Christoph.
Eine weitere Fähigkeit des Kaktus ist: Er kann blühen. Wer blüht sei ganz für andere da. Er lasse andere an sich teilhaben. So könne auch in der Wüste etwas Blühendes entstehen. Auch Maria sei für andere Manschen da gewesen.
Ein Kaktus mit seinen Eigenschaften als Sinnbild für Maria – ein außergewöhnlicher Vergleich mit erstaunlichen Parallelen.
Segnung der Kräuter
Wichtiger Bestandteil des Patroziniums ist die Segnung der Kräuterbüschel. Pater Christoph sprach dazu einen meditativen Text. Während der Segnung der Kräuter im Altarraum und der Gebinde in den Händen der Gläubigen spielte Dieter Friede an der Orgel eine schöne Hintergrundmusik.
Fürbitten für Vertrauen in die Zukunft
Lektor Heinz Hummel sprach die Fürbitten. Es wurde unter anderem gebetet für die Menschen, die Sorgen und Kummer haben an Leib und Seele, dass sie Trost, Hoffnung und Zuversicht finden. Außerdem wurde gebetet für Menschen mit Ängs-ten, die das Leben schwer machen. Es gibt die Angst um die Zukunft der Kinder, vor dem Verlust der Gesundheit oder um den Frieden in der Welt. Mit einem Kehrvers auf die Gottesmutter Maria wurde nach allen Fürbitten um Ermutigung und Stärkung unseres Vertrauens in die Zukunft gebetet.
Musikalische Gestaltung durch den Kirchenchor
Der Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher zeigte mit seinem Gesang, wie schön die Stimmen der Sänger von der Orgelempore im großen Kirchenraum der Wallfahrtskirche klingen. Zum Kyrie, Gloria und Sanctus sang der Chor einzelne Stücke aus dem Deutschen Oratorium von Johann Sebastian Bach. Besondere Aufmerksamkeit bekam der Chor für das „Sancta Maria“ von Johannes Schweitzer, das als vierstimmiger Chorsatz mit Orgelbegleitung komponiert wurde. Orgel und Chorstimmen fanden zu einem harmonischen Miteinander und passten thematisch hervorragend zu dem Festtag der Gottesmutter Maria.
Seit einem Jahr in Zell
Pater Christoph lud am Ende der Feier zum Umtrunk in den Klosterhof ein. Er bedankte sich für die vielen fleißigen Hände, die mitgeholfen und mitgedacht haben, um den Festtag vorzubereiten und durchzuführen. Dafür gab es den spontanen Applaus der Kirchenbesucher.
Pfarrer Gerner sprach ebenfalls Dankesworte: „Seit einem Jahr sind Pater Christoph und Pater Irenäus da. Im Namen der Kirchengemeinde, des Pfarrgemeinderats, der Gemeindeteams und des Seelsorgeteams möchte ich Danke sagen.“ Niemand habe gewusst, wer da kommt und was uns erwarte, führte er weiter aus. Er lobte die offene, unkomplizierte und gute Zusammenarbeit mit den beiden Patern. Sie bringen sich ein bei Gottesdiensten, Beerdigungen, Taufen und Krankensalbungen in der Seelsorgeeinheit. Abschließend erklärte Pfarrer Gerner: „Danke und Vergelt`s Gott für euer Wirken zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.“ Dafür gab es langanhaltenden Applaus der Gemeinde.
Pater Christoph antwortete kurz: „Diese Worte tun uns gut. Unsere persönlichen Erfahrungen sind auch gut. Danke.“
Jubilierende Schlussmusik
Dieter Friede an der Orgel spielte seine typische Schlussmusik: Jubilierend, laut und fröhlich. Diesmal war es eine Fanfare von dem Belgier Nicolas Lemmes aus der Epoche der Romantik.
Nach der Feier nutzten die vielen Pilger die Gelegenheit, sich auf dem Kirchplatz zu treffen oder das Angebot im schattigen Klosterhof anzunehmen. Dort hatten die Helfer alle Hände voll zu tun, um die vielen Kunden zu bedienen.