Trio spielte Werke des Barock, der Romantik und der Moderne bei der 5. Sommermusik in der evangelischen Kirche.
Sommerliche Temperaturen in der evangelischen Kirche – das bedeutete am Mittwochabend bei der 5. „Sommermusik“ vor allem in puncto Intonation höchste Konzentration der Musiker. Und es galt, im sehr warmen Kirchensaal die Instrumente mehrfach nachzustimmen.
Allein: Die schwierigen Rahmenbedingungen waren Ute Hahn (Bratsche), Jochen Meier (Flöte) und Susanne Moßmann (Orgel und Klavier) während des Konzerts nicht anzumerken.
Der Auftakt mit sakraler Musik von Gottfried August Homilius – „O heiliger Geist kehr bei uns ein“ geriet in der gut besuchten Kirche besinnlich und dank des fein abgestimmten Zusammenspiels ansprechend.
Die Orgelvariationen über das bekannte Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ wollte sein Schöpfer Gottfried Fischer als „Ein musikalischer Scherz“ verstanden wissen. Susanne Moßmann gab sich alle Mühe, diesen mit Leben zu füllen: „Die Bäume stehen voller Laub“ – „Die Bächlein rauschen in den Sand“ – „Die Lerche schwingt sich in die Luft“ und zum Schluss ein schneidender Fanfarenstoß. Moßmann generierte einen Variationenreigen im Rang einer Partita. Die Liedmelodie klang immer wieder durch, gelegentlich auch marschartig. Große Freude im Saal über das hu-morvolle Stück und kräftiger Applaus.
Virtuose Unisono-Passagen
Höchst willkommen war der Ausblick auf die kühlende Abendfrische der nächtlichen „Cantilène Nuptiale“ von Nordbadens Landeskantor Johannes Michel. Feinfühlig das Zusammenwirken von Ute Hahns Bratsche und der so zuverlässigen wie versierten Susanne Moßmann. Der Orgelklang eher verhalten, damit sich der Melodienfluss der Viola entfalten konnte. Mal vermittelte dies den Eindruck eines melancholischen Nocturno, dann wieder von tänzerischer Eleganz.
Über eine „Erbschaft“ ist Bezirkskantorin Moßmann nach eigenem Bekunden in den Besitz der Partitur der „Sonatine in g-moll“ des modernen Komponisten Rudolf Lerich gekommen. Durchaus auch eine Entdeckung für die Hörer in der evangelischen Kirche: moderne Klänge, aber der Tonalität verpflichtet, affektbetont und dynamisch und mit virtuosen Unisono-Passagen der Querflöte und des Klaviers im 2.Satz Poco Allegro.
Die feingliedrig ausbalancierte Zwiesprache der Instrumente im Andante gefiel besonders. Im Allegretto entwickelte sich gleichsam eine Perlenkette von feinen Stimmungen. Erneut verblüffte das sensible Miteinander von Flöte und Klavier. Reicher Beifall.
Melodische und harmonische Wendungen
Die Technik der barocken Verzierungspraxis auf hohem Niveau zeigte die Musiker bei der „Trio-Sonata F-Dur“ von Johann Gottlieb Graun. Der intime kammermusikalische Ton des Streichinstruments harmonierte trefflich mit dem variablen Orgelklang und der Flötenmelodie. Eine solide Ensembleleistung im 1. Satz. Im Allegro dominierte die Quer-flöte mit lyrischer Klangformung und herrlichen Läufen in hoher Registerbreite.
Feinsinnig und transparent gestaltete das Trio die in Tönen gefassten Seelenbilder von Gabriel Faurés „Pié Jesu“. Der französische Komponist, dessen Todestag sich am 4. November zum hundertsten Mal jährt, stand lange im Schatten des berühmteren Zeitgenossen Camille Saint-Saens. Zu Unrecht, denn Faurés mit melodischen und harmonischen Wendungen gespickten Klavierstücke stellen an Interpreten höchste Anforderungen.
Faurés zauberhafte Tonsprache vertraut ganz auf die Kantabilität der Bratsche, die feinen Abstufungen im Orgelbereich und die Zartheit des Flötenklangs. Die Instrumentalisten zeigten ihre Klasse und sorgten für ein ganz und gar romantisches Klangresultat. Das Trio ließ die Musik atmen; auch bei der souverän und mit großer Spielfreude dargebotenen „Siciliènne op. 78“, die den Spätromantiker Fauré erkennen lässt.
Im Rang der Mustergültigkeit
Obwohl heute fast vergessen, hat der aus Breslau stammende Komponist Salomon Jodasson ein reichhaltiges Werk hinterlassen, das er – Kenner und Liebhaber französischer Musik – teilweise unter dem Pseudonym ‚Olivier‘ veröffentlichen ließ. „Notturno op. 133“ ist Romantik pur und die eingängige Melodie kam in der Darbietung des Trios einem musikalischen Höhenflug gleich. Ein Sinnbild auch für die Traumwelt und den Glanz der untergegangenen Belle Epoque.
Mit der „Pavane“ hat Gabriel Fauré ein Meisterwerk geschaffen. Ursprünglich eine Komposition für Orchester und Chor, vermag auch die Besetzung mit Flöte, Bratsche und Klavier zu überzeugen, wenn man die subtile Melodie und Harmonik so werkdienlich und sinnlich zugleich präsentiert, wie es dem Kammertrio am Konzertabend in der Kirche gelang.
Ein elegant fortschreitendes Auf und Ab bis zum melodischen Höhepunkt. Dezentes Pizzicato der Bratsche im Gleichklang mit den wie hingetupften Klaviertönen. Wunderbar die melodische Flöten-Noblesse. Man hörte eine Interpretation im Rang der Mustergültigkeit, die mit anhaltendem Beifall honoriert wurde.
Dieser Ausklang des Konzertabends wirkte lange nach. Eine Zugabe hätte den Eindruck nicht verstärkt. Sie blieb aus. Das Publikum zeigte Verständnis und applaudierte noch einmal kräftig, als Kirchengemeinderat Michael Horst den Interpreten dankte und weiße „Sommermusik“- Rosen überreichte.