Ab 1620 wurden zur „Verwahrung“ der Schwarzwaldpässe erste Schanzen im Auftrag des Kaisers angelegt. Die Befestigungsanlagen sind in ihren Konturen teilweise noch gut erhalten.
Eine kurze historische Einleitung: Gegen die immer wieder ins Reich einfallenden französischen Truppen wurden Schanzen angelegt, die mit einem Wall verbunden waren. Dies war Thema der gemeinsam angebotenen Wanderung des Schwarzwaldvereins Zell und Lahr, ausgehend von Biberach über den Bergkamm nach Gengenbach.
So erzählte der sachkundige Wanderführer Jean-Philippe Naudet, der sowohl Bezirksheimatpfleger beim Schwarzwaldverein als auch Beauftragter der Oberen Denkmalschutz Behörde ist, zu Beginn der Wanderung.
Warum sind da Schanzen im Kinzigtal?
Ab 1620 wurden zur „Verwahrung“ der Schwarzwaldpässe ers-te Schanzen im Auftrag des Kaisers angelegt, wie zum Beispiel die große Schanze in Hausach, die Schanze in Kilpen (bei Gütenbach), am Schabenstutz (bei Waldau) oder noch im Schachenwald (bei Ihringen).
Die kriegerischen Auseinan dersetzungen reißen in den darauffolgenden Jahrzehnten nicht ab: Holländischer Krieg (1672 – 1678), Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688 – 1697), Spanischer Erbfolgekrieg (1701 – 1714) und später noch der Polnische Erbfolgekrieg (1733 – 1738).
1693 erhält Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der „Türkenlouis“ (1655 – 1707) den Oberbefehl der kaiserlichen Truppen am Oberrhein. Er weist auf den schlechten Zustand der Schanzen hin und mahnt dringende Reparaturen an. In dieser Zeit wird erstmals ein globales Denken in der Schanzenstrategie angestrebt: Eine durchgehende Linie von Murg (Bei Bad Säckingen) bis nach Neckargemünd entsteht, die zahlreiche Nebenlinien bekommt.
So die Linie auf dem Kamm zwischen dem Kinzig- und dem Nordrachtal. Drei Schanzen sind schon nachweislich auf der Karte von „1701“ vorhanden, so wie die Riegelstellung durch das Kinzigtal zwischen Bermersbach und Bergbach.
Wo sind denn nun diese Schanzen?
In den Bergen entlang dem Kinzigtal sind beidseitig die Ruinen dieser Befestigungsanlagen in ihren Konturen teilweise noch gut erhalten. Auch Namen wie „Paulischänzle“ und „Auf den Schanzen“ zeugen noch davon.
Am Sonntagmorgen fanden sich 14 Wanderer der Ortsvereine Lahr und Zell ein, um diese Schanzenstandorte zu erkunden. Die Wanderung begann in Biberach wo gleich zu Beginn am Rebberg die ersten Konturen der Schanzen über dem Rebhof und in Richtung Unterentersbach sichtbar wurden, allerdings nur für geübte Augen. Auch Geschichtliches zu den politischen Entwicklungen hauptsächlich im 17. Jahrhundert aber auch zu den Lebensverhältnissen und den Nöten in dieser Zeit wusste Jean-Philippe Naudet etwas zu sagen und der auch, nebenbei bemerkt, den größten Teil der 17 km langen Wanderung barfuß gelaufen ist. Auch ansonsten gibt es unterwegs neben den zahlreichen Schanzkonturen über den Bergkamm landschaftlich herrliche Ausblicke und Raritäten wie das Schwarze Kreuz.
Wie sehen Schanzen aus?
„Auf den Schanzen“ begutachteten wir eine noch gut erhaltene Viereckschanze. Mit einer inneren Vertiefung, einer Steinmauer und einem Aufwurf aus Geröll war die Schanze noch gut in ihren Konturen erhalten. Ein vorgelagerter Graben umschließt die Schanze. Mit geübtem Auge kann man auch die Schanzwälle im umliegenden Wald mit dem vorgelagerten Wallgraben noch erkennen. Diese waren an strategisch geeigneter Stelle oder verbanden mehrere Schanzen miteinander. Die Schanzen waren bei der Erbauung nicht im Wald, sondern die Berge waren überwiegend waldfrei.
Nach 17 km und vielen Höhenmetern und sieben Stunden Wanderzeit fand die Wanderung in Gengenbach ihr Ende. Zum Schluss wurde den Organisatoren, Jean-Philippe Naudet, der die Schanzen seit Jahren erforscht und Elisabet Kempf von der Ortsgruppe Lahr, von allen Teilnehmern gedankt für die unvergessliche Wanderung und die lehrreichen Stunden.