Informationen zu Holzmarktlage und Borkenkäfersituation auf der
Herbstversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Zell.
Aktuelles zur Holzmarktlage, zur Borkenkäfersituation und zum Thema Waldbrände: All das gab es am vergangenen Mittwochabend auf der Herbstversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Zell zu hören. Zu dieser hieß Vorsitzender Johannes Pfundstein im Kultur- und Vereinszentrum rund 40 Anwesende herzlich willkommen.
„Im Vergleich zu der Zeit vor fünf Jahren ist der Einschlag von Schadholz erheblich gestiegen, schwerpunktmäßig durch Wärme und Trockenheit bedingt“, konstatierte Kurt Weber, Geschäftsführer der Waldservice Ortenau e.G., in seinem Bericht zur aktuellen Holzmarktlage. Wobei fast alle Baumarten betroffen waren – neben Fichte und Tanne auch Douglasie sowie relativ viel Laubholz, sogar Eiche. Auch aktuell hat Kalamitätsholz erhebliche Anteile am Einschlag.
Bewährt haben sich die in Zell/Biberach außerhalb des Waldes angelegten Lagerplätze für Stämme, die zu Paletten verarbeitet werden beziehungsweise für den Export bestimmt sind. Bei letzterem, klassischerweise „Containerholz“, wurde inzwischen die Erfassung rationalisiert, indem die Stammkennzeichnungen nun „scanbar“ sind. Im Idealfall ermöglicht dies zudem die Verfolgbarkeit der Stämme auf ihrem Transportweg.
Im vergangenen Jahr wurden laut Waldservice Ortenau eG 390.000 Festmeter (FM) für den Verkauf bereitgestellt. Wobei sich in 2023 im Vergleich zum Vorjahr der Verkauf von Export- und Restholz mit rund 75.000 FM bereits jetzt – Stand Anfang Oktober – mehr als verdoppelt hat. Mit Blick auf die hiesige Belastung durch den Borkenkäfer und dessen Ausbreitung empfiehlt der Waldservice-Geschäftsführer, „weiterhin Tanne aus dem Wald zu holen, bevor die Käfer ausfliegen – alles, was an Holz weg ist, bringt uns Luft“, mit der gleichzeitigen Mahnung an die Waldbesitzer, die Maßvorgaben einzuhalten.
Die Export-Grundpreise für Fichte und Tanne lagen im Juli bis September zwischen 50 und 70 Euro, für die Fracht mussten Zeller Waldbesitzer inklusive Förderung etwa einen Euro pro Festmeter veranschlagen, dank der Nähe zu den hiesigen Sägewerken.
Sinkende Preise
Kopfzerbrechen bereitet derzeit der noch relativ große Anteil an Restpalettenholz, der in Biberach lagert. Überdies liegt bei den Sägewerken ein Überangebot an Restholz zum Hacken vor. Generell stellt Kurt Weber fest: „Seit Ende 2022 haben wir das Problem der Überproduktion, dazu drückt das Kalamitätsholz in den Markt“, aufgrund beispielsweise der unter anderem kostenbedingten Flaute im Bau seien die Abnahmekanäle nicht mehr so offen. Richtung Alb habe es viel Sturmholz gegeben, hier im Schwarzwald hingegen viel Käferholz.
Die allgemeine Marktsituation spiegelt sich in den Leitsortiments-Preisen für Fichtenstammholz wieder: Sie sind von 125 Euro pro FM im Jahr 2021 auf derzeit 95 Euro gesunken. „Das ist kein guter Preis“, räumt Kurt Weber ein, „aber mit dem Preis könnt ihr Waldbesitzer zumindest ein bisschen Waldpflege betreiben.“ Zwar glaubt er, dass die Preise sich unter Umständen bis Dezember halten könnten, doch wissen könne man das nicht. Sein Fazit: „Wir haben eine Situation derzeit, die für den Wald sehr schlecht ist. Wenn ihr was sägen wollt, bringt es bald!“
Gut gefragt hingegen sei Buche, selbst Kalamitätsbuche sei kein großes Problem, solange das Holz nicht im Inneren gefault sei. Und mit Blick auf Eiche „kann man gar nichts falsch machen, die ist praktisch unbegrenzt verkäuflich.“ Gut verkäuflich sei überdies Brennholz, und auch der Verkauf von Waldhackschnitzeln laufe recht gut.
Zwar sei der vergangene Sommer mit seinen regnerischen und kühlen Perioden für den Wald „genial“ gewesen, der heiße und trockene Herbst hingegen „blöd“ – man müsse auf einen langen Winter mit viel Schnee hoffen. Da die künftige Marktentwicklung für Kalamitätsholz mit vielen Fragezeichen versehen sei, empfiehlt er: „Räumt den Wald auf, holt dieses Holz raus!“
Das Borkenkäfer-Problem
Zur aktuellen Borkenkäfersituation informierte Klaus Pfundstein, Geschäftsführer der FBG Zell. „Wettermäßig war es dieses Jahr sehr abwechslungsreich“, offenbarte er die Sorgen und Nöte der Waldbesitzer. Für deren Entspannung sorgte ein relativ nasser März und April. Ab Mai hingegen wurde es deutlich trockener und überdies oft windig, was schlimmste Befürchtungen weckte. „Im Juli und August hat sich das Wetter zum Glück in die andere Richtung gedreht, aber jetzt hatten wir wieder sechs Wochen lang kaum Regen und der Wald ist entsprechend trocken.“
Aufgrund von Käferbefall viel dürre und fast abgestorbene Tanne, die oftmals im Vorjahres-Herbst und Winter übersehen worden war, musste im Frühjahr aus dem Wald geholt werden. Vom Tannenfichtenkäfer befallene Bäume „haben die dann trockenen Sommermonate einfach nicht überstanden.“ Bei der Fichte kamen im Zuge der Trockenheit und Wärme im Juni die ersten Buchdruckerkäfer geflogen, aufgrund des dann einsetzenden Regens wurden die Kronen aber nicht sofort dürr.
„Da muss man aufpassen“, so Klaus Pfundstein, „hat eine Fichte eine dürre Krone, ist sie schnell tot.“ Daher empfiehlt er Waldbesitzern, solche Bäume möglichst schnell aus dem Wald zu holen, damit die Käfer sich nicht weiter verbreiten. Ein weiteres Zeichen für Käferbefall sind Stämme, bei denen die Rinde weg ist oder abgeht, „an den Stellen, wo die Rinde noch dran ist, sitzen die Käfer drunter, in allen Stadien!“
Kranke Bäume aus dem Wald holen
Da sich im Sommer viele Fichtenborkenkäfer entwickelt haben, „werden wir mit Sicherheit mit einer hohen Käferpopulation in das nächste Jahr starten.“ Denn die Käfer, die sich jetzt in der Rinde befinden, überwintern. Manche fliegen jetzt noch aus, ansonsten wird dies im Frühjahr geschehen, meist schon im April. Oft befallen sie dann die Rand bäume eines Waldstücks. Die sollten daher jede Woche oder alle zehn Tage kontrolliert werden, erzeugt der geflügelte Winzling beim Sich-Einbohren doch viel verräterisches Sägemehl.
Die Tannenborkenkäfer hingegen „haben eine andere Biologie, die schaffen das ganze Jahr über“, besonders, wenn Herbst und Winter warm sind. Im Unterschied zum Fichtenkäfer ist der Tannen liebende Kollege nicht so einfach zu ent decken. „Achtet auf dürre Kronen“, rät Klaus Pfundstein den Zuhörern, ein Harzen des Baumes sei hingegen kein sicherer Hinweis.
Buchen wiederum sterben bei Käferbefall von oben her ab – ein solcher Baum sollte schnell gefällt und aus dem Wald gebracht werden. Auch die Douglasie weise Käfer schäden auf, allerdings noch nicht in besorgniserregendem Maß.
Sägekurs am 21.Oktober 2023
Der Vorsitzende Johannes Pfundstein informierte: Am Samstag, den 21. Oktober 2023 bietet der FBG bei Klaus Schmiederer einen Sägekurs an (55 Euro/ Person). Maximal 15 Interessierte können sich anmelden – und sollten dies schnellstmöglich tun. Bei starkem Zuspruch wird unter Umständen ein zweiter Termin organisiert.
Privatwaldbesitzer können für diesen Kurs eine Fläche zur Verfügung stellen, wobei es sich um mittelstarkes Holz handeln sollte, das es zu sägen gilt. Ansonsten wird Zells Förster Klaus Pfundstein im Stadtwald eine Fläche zur Verfügung stellen.