Der Gemeinderat hat sich in der jüngsten Sitzung umfassend über den Stand der Sanierung des alten Rathauses informiert. Die Arbeiten laufen, der Umzug ist für Dezember geplant. Doch die Sanierung kostet 700.000 Euro mehr als 2019 veranschlagt.
Über eine Stunde dauerte der Sachstandsbericht zur Sanierung des Rathauses, vorgetragen von Planer Jochen Strolz und Fachplanerin Eva Lehmann von ESWS Architekten.
Auf der großen Leinwand zeigte Planer Jochen Strolz Bilder der aktuellen Situation. Wie oft bei alten Gebäuden, müsse man auf Überraschungen gefasst sein. So auch beim Altbau Rathaus: Es wurde ein großer Stahlträger entdeckt, der sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt. „Er bleibt drin“, erklärte Strolz. Weil er aber sehr hoch ist, muss der darüber liegende Fußboden erhöht und der gesamte Fußbodenaufbau neu geplant werden. Über den Fenstern wurden marode Stahlträger freigelegt, die entfernt werden.
Das Denkmalschutzamt verlangt, dass der Dielenboden im Gebäude erhalten bleibt; er erhält eine neue Oberfläche. Eine weitere Vorgabe des Denkmalamtes war ein Gutachten zu den Fenstern. Die beiden ältesten Fenster des Gebäudes müssen erhalten bleiben, sie sind auf der Südseite zum Kanzleiplatz eingebaut. Für die Fenster gibt es eine neue Verglasung und aufgearbeitet werden sie auch. Außerdem werden zwei historische Türen erhalten.
Zu dem ehemaligen Sitzungssaal im Erdgeschoss verlangt das Denkmalamt, dass der ursprüngliche Charakter des Raumes erhalten bleibt. Das Parkett als Bodenbelag bleibt drin; bei der Möblierung ist der Gemeinderat entscheidungsberechtigt. Der Sandsteinbelag des Eingangsbereichs wird auf der Treppe fortgeführt.
Im 1. Obergeschoss gibt es eine massive Wand, die über dem Stahlträger eingebaut ist. Alle anderen Wände werden mit demselben Trennwandsystem eingerichtet, das es auch im neuen Rathaus gibt. Eine Ausnahme ist das Standesamt, das mit einer Massivwand abgegrenzt ist. Was dort gesprochen wird, soll niemand draußen hören können. Im 2. Obergeschoss sind die Mitarbeiterräume, Sanitärräume, Technik und der Sitzungssaal untergebracht.
„Die Kostenberechnung von 2019 betrug 9.050.700 Millionen Euro, jetzt lautet die Kostenprognose 9.714.000 Euro“, erklärte Planer Strolz. Im Detail begründete er die Kostensteigerung. Zusammengefasst: einzelne Gewerke werden teurer und die Baukosten steigen allgemein.
Bürgermeister Günter Pfundstein sagte dazu: „Wir können stolz sein, wir haben fast eine Punktlandung geschafft.“ Bauamt und Planer hätten hervorragend gearbeitet, stellte er zufrieden fest. Als Beispiel für eine Kostensteigerung nannte er die Dachziegel: Weil 70 Prozent der alten Ziegel schadhaft gewesen seien, hätten sie nicht wiederverwendet werden können, was zu 100.000 Euro Mehrkosten geführt habe.
Fachplanerin Eva Lehmann berichtete über den Stand der Baumaßnahmen bei der Heizung-, Sanitär-, Klima- und Lüftungstechnik. Auf die automatische Be- und Entlüftung wird verzichtet, was zu Einsparmöglichkeiten führt.
Ob das Rathaus mit Stabparkett oder Industrieparkett ausgelegt werden soll, diskutierte das Gremium sehr lange. Planer Jochen Strolz warb für die Ausführung des teureren Stabparketts, mit dem heute viele
historische Gebäude ausgelegt werden. Die Abstimmung für diesen Bodenbelag ergab eine Pattsituation: acht Gemeinderäte stimmen dafür, acht Gemeinderäte stimmten dagegen. Mehrheitlich beschlossen (13 Ja, 1 Nein, 2 Enthaltung) wurde die Ausführung mit Industrieparkett für das 1. und 2. Obergeschoss. Der Beschlussentwurf beinhaltete außerdem die Kenntnisnahme der vorgestellten aktuellen Planung und Ausführung sowie die Mehrkosten beim Honorar der beiden Planer der Firma ESWS Architekten aufgrund geänderter Fachplanung. Mehrheitlich beschlossen vom Gremium.
Günter Pfundstein informierte abschließend zum Zeitplan: „Im Oktober sollen die Handwerker fertig sein, im Dezember möchten wir umziehen.“
Kindergartengebühren werden um 8,5 Prozent erhöht
Die Tariferhöhung für Angestellte im Öffentlichen Dienst muss zumindest teilweise ausgeglichen werden.
Der Beschluss fiel in der Gemeinderatssitzung am Montag. Der Hintergrund: Die gemeinsame Kommission aus Vertretern des Städtetags Baden-Württemberg, des Gemeindetags Baden-Württemberg und den Kirchen hat die neue Empfehlung zur Festsetzung der Elterngebühren bekannt gegeben. Allen Kindergartenträgern wird darin empfohlen, die Elternbeiträge für das Kindergartenjahr 2023/2024 (ab 1. September 2023) um 8,5 Prozent zu erhöhen.
In der Sitzungsvorlage wird auf die kürzlich beschlossene Tariferhöhung im öffentlichen Dienst ab dem Jahr 2024 um 11 Prozent hingewiesen. Allein die Personalkostenplanung liegt damit deutlich über der von der Gemeinsamen Kommission vorgeschlagenen Anpassung der Elternbeiträge in Höhe von 8,5 Prozent. Dazu kommen weitere Erhöhungen bei den Sach- und Unterhaltungskosten sowie bei den Bewirtschaftungskosten (eine Verdoppelung der Kosten für Heizung und Strom).
Dies bedeutet konkret, dass die Gebühr für das 1. Kindergartenkind von 117 Euro auf 127 Euro pro Monat steigt. Für das 2. Kind erhöhen sich die Gebühren von 76 Euro auf 82 Euro. Die Zusatzgebühr für die Nutzung der flexiblen Öffnungszeiten erhöht sich von 29 Euro auf 31 Euro. Die Gebühren für die Kinder unter 3 Jahren zuzüglich der Kosten für das Mittagessen steigen je nach Stundenzahl der Betreuung zwischen 17 Euro (maximal vier Stunden) bis 27 Euro (maximal neun Stunden).
Die vorgeschlagenen Gebührenanpassungen würden jährliche Mehreinnahmen in Höhe von rund 43.000 Euro ergeben. Damit würde der Kostendeckungsbeitrag durch die Gebühren für die städtischen Kindergärten bei 15,27 Prozent liegen. Das voraussichtliche Defizit im Jahr 2023 würde sich aufgrund der Gebührenanpassung von 1.821.000 Euro auf 1.778.000 Euro reduzieren. Dieses Defizit finanzieren alle Steuerzahler gemeinsam, weil dafür allgemeine Steuermittel im Haushalt eingesetzt werden. Bürgermeister Günter Pfundstein wies darauf hin, dass das Jugendamt für einkommensschwache Eltern die Kindergartenbeiträge übernimmt.
Einheitliche Regeln zum Böllern gefordert
Gemeinderätin Sybille Nock regte in der jüngsten Gemeinderatssitzung an, einheitliche Regeln für das Schießen von Böllern, zum Beispiel bei privaten Feiern, festzulegen und im Amtsblatt zu veröffentlichen.
Aktuellen Anlass für die Anregung war, dass vor einigen Wochen an einem Samstag wohl wegen einer Hochzeit stundenlang Böllerschüsse durch das Tal halten. Offensichtlich gab es keine Genehmigung für das Böllern, obwohl die erforderlich gewesen wäre. Das Knallen hatte Bürgerinnen und Bürger zu Beschwerden getrieben. Nicht zuletzt, weil etliche Tiere panisch reagierten.
Unter anderem erreichte die „Schwarzwälder Post“ ein Leserbrief von Monika Müller aus Unterharmersbach. Sie weist darauf hin, dass in Zell auch Menschen wohnen, in denen anhaltender Lärm von Schüssen schlimme Erinnerungen auslöst. Migranten aus Kriegsgebieten und alte Menschen, die im Krieg aufgewachsen sind. Bei ihnen könnten die Schussgeräusche alte Traumata wieder auslösen. „Ich kenne und respektiere den Brauch der Bürgerwehren, Hochzeitsfeiern einzuschießen, aber diesmal haben sie weit übers Ziel hinausgeschossen.
Hochwasserschutz
Nach der Grobplanung in der Flussgebietsuntersuchung muss jetzt die Feinplanung in Sachen Hochwasserschutz erfolgen. Das Büro Crocol hat die Abwicklung des Vergabeverfahrens begleitet. Der günstigste Anbieter ist die Fa. INDROS LACKNERR aus Freiburg mit einem Angebot von 979.000 Euro netto. Für die Vergabe des Planungsauftrags an diese Firma stimmten alle Gemeinderäte. Bürgermeister Pfundstein erklärte: „Es verbessert die Sicherheit entlang des Harmersbach und Dorfbach in Unterentersbach.“ 70 Prozent der Kosten werden vom Land gefördert; 30 Prozent übernimmt die Stadt Zell. Im Gemeinderat entwickelte sich eine längere Diskussion, ob die Eigentümer der Grundstücke am Bach die Hochwasserschutzmaßnahmen akzeptieren und ob die Firma bereit ist, die Gespräche mit den Eigentümern zu führen.
Darlehensaufnahme für die Wasserversorgung
Eine Darlehensaufnahme von 277.000 Euro bei der Landesbank Baden-Württemberg über eine Laufzeit von 30 Jahren zu einem Zinssatz von 3,53 Prozent für den Eigenbetrieb Wasserversorgung wurde mehrheitlich beschlossen.
Chaotische Zustände
Gemeinderat Stefan Polap thematisierte im Gemeinderat die Parksituation an der Schule zu Schulbeginn und am Schulende. „Die Zustände sind chaotisch“, kritisierte er. Eltern bringen und holen die Kinder und parken überall, die Lehrer parken in der Kirchstraße und verengen diese auf eine Spur. Er forderte Parkverbote und ein Verkehrskonzept für diesen Bereich. Das gleiche gelte für den Bereich um das Schwimmbad. Bürgermeister Pfundstein erklärte dazu, dass man nicht einfach Schilder aufstellen könne. Das müsse die Straßenverkehrsbehörde genehmigen. Er sagte eine Beratung in der Ausschusssitzung zu.
Strompreis wird am 1. Juli fixiert
Die Gemeinde verbraucht Strom für 1,2 Millionen Euro. „Wir sind beim Grundversorger E-Werk gut aufgehoben, der seriös den Strompreis langfristig zusagen kann“, warb Pfundstein für den Verbleib bei diesem Anbieter. Der Gemeinderat stimmte einstimmig dafür, den Vertrag mit dem E-Werk um ein Jahr zu verlängern und den Preis am 1. Juli zu fixieren.