»Es wird viel geleistet beim Deutschen Roten Kreuz in Zell«, betonte Bürgermeister Günter Pfundstein in seiner erstmaligen Doppelfunktion auch als Vorsitzender des Ortsvereins. Der Anlass war die Jahreshauptversammlung des insgesamt 361 aktive und passive Mitglieder zählenden Zeller DRK.
Die stolze Zahl von 1787 Ehrenamtsstunden haben die hiesig Aktiven im Laufe des Jahres 2022 zum Wohle anderer geleistet. »Das sind mehr Stunden als eine Vollzeitarbeitskraft im Jahresdurchschnitt erbringt«, verdeutlichte Günter Pfundstein mit großer Anerkennung und ebensolchem Dank für die unterjährig gute Zusammenarbeit mit den Vorstandskolleginnen.
Wie umfangreich und vielfältig sich die Arbeit des DRK-Ortsvereins gestaltet, konkretisierte der von Bereitschaftsleiterin Margit Wohlgethan vorgetragene Tätigkeitsbericht.
Waren aufgrund der Corona-Pandemie lange Zeit keine Treffen und Fortbildungen möglich, so wurde bei den Dienstabenden im vergangenen Jahr nun der Fokus auf die Erste-Hilfe-Themen gelegt: »Um die notwendige Routine, die bei den Diensten benötigt wird, wieder auf einen guten Stand zu bringen.«
Auch galt es, die Ausrüstungs-Rucksäcke zu kontrollieren und abgelaufenes Material zu erneuern. Zudem informierte der Kreisverband über alles Wissenswerte zum Hausnotruf sowie die Bereitschaftsärztin Anna Niederberger zum Thema Rheuma/ Arthrose.
»2022 hatten wir wieder mehr Anfragen zu Sanitätsdiensten«, berichtete Margit Wohlgethan, »die waren während Corona fast komplett eingeschlafen.« Da die Bereitschaft der Bevölkerung zur ehrenamtlichen Arbeit beim DRK abnimmt, helfen sich die Ortsvereine nun gegenseitig aus, »deshalb sind die Sanitätsdienste nicht mehr nur auf Zell beschränkt.«
Hoffnung auf wieder mehr Blutspenden
Zwar konnten im vergangenen Jahr drei Blutspende-Termine durchgeführt werden. »Aber durch Corona sind immer weniger Blutspender gekommen«, bedauerte die Bereitschaftsleiterin und hoffte, dass die Willigkeit zum so essentiell wichtigen Spenden des roten Lebenssaftes »wieder besser wird, wenn es keine Corona-Beschränkungen mehr gibt.« Umso größer ihr Dank »allen Lebensrettern für ihre Blutspende.«
Wobei an einem Blutspende-Termin weit mehr hängt, als dem Laien ersichtlich ist. Denn im Vorfeld müssen beispielsweise Info-Plakate erstellt und aufgehängt sowie Materialien eingekauft und gerichtet werden. Insgesamt 360 Einsatzstunden leistete das Zeller DRK daher alleine für den Bereich des Blutspendens.
Selbiges wird im Dezember künftig nicht mehr in Zell möglich sein, wegen terminlicher Enge respektive Überschneidungen mit entsprechenden Veranstaltungen in Nordrach und Oberharmersbach.
Weitere Aktivitäten des DRK-Ortsvereins lagen beispielsweise in der Aus- und Fortbildung mit unterschiedlicher Thematik, der Durchführung unter anderem von Erste-Hilfe-Kursen, Sanitätsdiensten, in Einsätzen bei Hausnotrufen, Corona-Impfungen und im Kreisauskunftsbüro, in der Region der Lebensretter sowie in der Notfallbetreuung. Letztere wurde insbesondere wieder von Anna Niederberger übernommen.
Fortbestand des DRK Zell sichern
Ihr Amt als Bereitschaftsärztin hatte die inzwischen 80-Jährige Medizinerin bereits im letzten Jahr offiziell abgegeben, dieses mangels Nachfolge dann jedoch ein weiteres Jahr kommissarisch ausgeübt. Aber noch immer ist die händeringende Nachfolgesuche des Zeller DRK nicht von Erfolg gekrönt. »Anna Niederberger hat extrem viel im DRK gemacht, das erwarten wir von einem anderen Bereitschaftsarzt natürlich nicht«, versuchte Margit Wohlgethan mögliche Hemmschwellen abzubauen.
Überdies verwies sie darauf, dass sie selbst im nächsten Jahr die Bereitschaftsleitung aus Altersgründen abgeben wird, »und es wäre mein größter Wunsch, dass ich die Verantwortung in jüngere Hände mit neuen Ideen und Impulsen legen kann.« So wie der Ortsverein überhaupt dringend neue, jüngere Mitglieder brauche, um den Verein weiter führen zu können.
Für junge Menschen interessant
»Ich bin mir sicher, dass wir junge Leute interessieren könnten«, äußerte die Noch-Bereitschaftsleiterin mit Nachdruck, »uns fehlt aber eine Jugendleitung, die haben wir im Augenblick nicht.« Vorsitzender Günter Pfundstein dankte allen Aktiven für ihr Engagement sowie den Passiven für deren finanzielle Unterstützung. Und auch er unterstrich, wie immens wichtig die Suche nach neuen Mitgliedern sei. Gleichzeitig zeigte er sich froh darüber, dass in diesem Jahr im Zuge einer Haus- und Straßenaktion wieder Spenden gesammelt werden konnten, »was uns in der Corona-Zeit ja nicht gelungen war.«
90 Jahre Mitgliedschaft
Angesichts der beanstandungsfreien Arbeit des Gesamtvorstands inklusive Schatzmeisterin Klaudia Grafmüller erfolgte die einstimmige Entlastung. Der schlossen sich Ehrungen für insgesamt 90 Jahre DRK-Mitgliedschaft an, mit großer Freude vorgenommen durch den DRK-Kreisvorsitzenden Jürgen Nowak. »Ihr seid sehr präsent und vielfältig unterwegs«, würdigte er den Einsatz des Ortsvereins und meinte in scherzhafter Verzweiflung, »man fragt sich, was ihr eigentlich nicht macht.«
Im Namen des Präsidenten des Landesverbandes Jochen Gläser verlieh er das DRK-Treueabzeichen in Bronze an Schriftführerin Kerstin Stricker für 20 Jahre im aktiven DRK-Dienst. Für jeweils 35 aktive Mitgliedsjahre ehrte er die stellvertretende Bereitschaftsleiterin Daniela Schmieder sowie Margit Wohlgethan – letztere auch »Frau DRK« genannt, ob ihres gleichzeitig ehrenamtlichen wie hauptberuflichen Wirkens in der humanitären Organisation: »Sympathisch, kraftvoll und unverzichtbar«, würdigte Jürgen Nowak ihr Tun.
INFO
»Im Zeichen der Menschlichkeit setzen wir uns für das Leben, die Gesundheit, das Wohlergehen, den Schutz, das friedliche Zusammenleben und die Würde aller Menschen ein«, heißt es auf der Homepage des DRK.
Seit über 100 Jahren ist das Deutsche Rote Kreuz Teil der internationalen Rotkreuz- und Halbmondbewegung, die mit 192 nationalen Gesellschaften und global rund 15 Millionen freiwilligen Helfern die größte humanitäre Organisation der Welt darstellt.
Allein in Deutschland engagieren sich rund drei Millionen Mitglieder: Als gemeinnütziger Verein rettet das DRK Menschen, hilft in Notlagen, bietet Menschen eine Gemeinschaft, steht den Armen und Bedürftigen bei und wacht über das humanitäre Völkerrecht.
Anders ausgedrückt: Das DRK leistet umfassend Hilfe «für Menschen in Konfliktsituationen, bei Katastrophen und gesundheitlichen oder sozialen Notlagen, allein nach dem Maß der Not.« Und bietet DRK-Helfern zu diesem Zweck umfangreiche Schulungsmaßnahmen.