»Dem BDM bin ich beigetreten, weil er sich als Verband ausschließlich um die Milcherzeuger kümmert, um die Milchviehhalter – damit die endlich ihre Kosten in der Produktion decken und auch davon leben können«, erklärt Stefan Lehmann, »er ist der einzige Verband, der sich aktiv dafür einsetzt und das, was zu tun ist, auch benennt.«
Mit seinem Beitritt übernahm der 52-Jährige – Betreiber eines demeter-zertifizierten Heumilchbetriebs in Oberharmersbach – auch gleich die Verantwortung als Kreisteamleiter und damit für den Ortenaukreis. Seit 2009 ist er zusätzlich im Vorstand aktiv. »Von über 300 Mitgliedern, die wir einmal waren, sind wir nun noch etwas über 100«, berichtet er mit großem Bedauern, weil in den vergangenen 15 Jahren mindestens 150 Mitglieder ihre Milch betriebe aufgegeben haben – aus wirtschaftlichen Gründen, oder weil aufgrund der Einkommenslage die Hofnachfolge fehlte.
Umso wichtiger sei das Tun des BDM, der sich seinen Statuten gemäß für eine wirtschaftlich nachhaltige, gesellschafts- und sozialverträgliche, vielfältige Milchwirtschaft zum Nutzen aller einsetzt. Rund ein Drittel der aktiven deutschen Milcherzeuger haben sich im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter zusammengeschlossen – groß wie klein, konventionell wie bio. Gemeinsam produzieren sie etwa 40 Prozent der in Deutschland erzeugten Milch. Und kämpfen »für faire Marktbedingungen, die es ihnen ermöglichen, einen Vollkosten deckenden Milchpreis zu erzielen.« Mit der Motivation, ihr Einkommen über ihre Arbeit und Produkte zu erwirtschaften, ohne existenziell von Steuergeldern des Staates abhängig zu sein.
»Öffentliche Gelder könnten dann gezielt und wirksam eingesetzt werden, um ambitionierte Ziele im Bereich von Natur- und Klimaschutz, Tierwohl und Artenvielfalt zu fördern«, heißt es auf der Homepage des Vereins.
Unabhängig und parteilos hat sich der BDM 1998 gegründet, weil er sich durch den Deutschen Bauernverband nicht vertreten sah. Als Gründungsmitglied im European Milk Board (EMB), das Milcherzeugerverbände aus 16 europäischen Ländern vertritt, sieht der Verband sich »maßgeblich an der europäischen Vernetzung der Milchviehhalter beteiligt.«
Strukturell habe sich in den Corona-Jahren im BDM nichts geändert, so Stefan Lehmann, »aber es war halt nicht möglich, dass man sich trifft und informiert.« Umso größer daher die Freude, dass am vergangenen Freitagabend nach drei Jahren nun wieder eine Vortragsversammlung möglich war.
Diese fand in Zell am Harmersbach statt. Vor rund 60 Anwesenden stellte BDM-Pressesprecher Hans Foldenauer vor, was der Verband im Laufe seines 25-jährigen Bestehens in die Wege geleitet und erreicht hat – allem voran die Erzeugung des Bewusstsein für einen kostendeckenden Milchpreis, auch wenn man sich dies alles anfänglich viel einfacher vorgestellt habe:
Dazu gehörte das Einfordern adäquater Marktmechanismen, um auf Marktveränderungen reagieren zu können – man erhielt Hilfspakete beispielsweise in Form von Darlehen. Der BDM löste eine Untersuchung des Sektors Milch durch das Bundeskartellamt aus. Stieß die Debatte um Milcherzeugungskosten an und setzte Maßstäbe. Setzte zusammen mit dem European Milk Board eine EU-Milchmarkt-Monitoringstelle durch (heutzutage heißt sie Milchmarkt-Beobachtungsstelle).
Zudem, so Foldenauer, entwickelte der BDM eine Milchmarkt-Krisenmanagement-Strategie und setzte sie gegen viele Widerstände auf EU-Ebene um (Artikel 219 ff. GMO). (Anm. d.Red.: Die GMO ist eine gemeinsame Organisation der Agrarmärkte, sie ist einer der zentralen Bestandteile der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU-Mitgliedstaaten.) Und: Der BDM eröffnete Debatten um konkrete Lieferverträge und setzte Artikel 148 GMO auf EU-Ebene um.
Auch wenn man sich dies alles anfänglich viel einfacher vorgestellt habe: »Wir haben uns politisch positioniert – als ein Verband, der angehört wird und Stellung beziehen kann«, unterstrich Hans Foldenauer. Überdies habe man eine BDM-Sektorstrategie 2030 entwickelt – komplex, marktorientiert und unabhängig.
Eine Jubiläumsfeier anlässlich der BDM-Gründung vor 25 Jahren wird am 21. Januar im Rahmen der Grünen Woche in Berlin stattfinden: von 14 bis 18 Uhr im CityCube Berlin am Messedamm, im Anschluss an das 15. BDM-Symposiums zum Thema »Green Deal – Ein schwarzes Loch für die Landwirtschaft? Konsequenzen der aktuellen Marktentwicklung.«
Für den BDM Südwesten organisiert BDM-Vorstandsmitglied und Ortenauer Kreisteamleiter Stefan Lehmann die gemeinsame Fahrt zu dem Event. »Für diejenigen Aktiven, die mitfahren, gibt es eine kräftige Bezuschussung vom BDM«, weiß er. Überdies macht er auf eine Mitgliederfahrt vom 31. März bis 02. April aufmerksam: Noch sind Plätze frei, trotz bereits vieler Anmeldungen.