Am 28. September fand die zweite Versammlung der Forst betriebsgemeinschaft Zell am Harmersbach im Kalenderjahr 2022 statt. Neben aktuellen Informationen zum Holzmarkt und verschiedenen Fördermaßnahmen, wurde intensiv über den Wald im Klimawandel gesprochen.
Die vielen roten, abgestorbenen Tannen und Fichten in diesem Jahr gaben den Waldbesitzern Anlass zur Sorge. Die Trockenheit und Insekten setzen dem Wald zu. Und selbst bei frisch angepflanzten Bäumen, gab es erheblicher Ausfälle. Um einen schönen und wirtschaftlichen Wald in unserer Region erhalten zu können, muss der Wald jetzt aktiv gesteuert und umgebaut werden. Die Forstwirtschaft versucht durch die Reduktion der Wachstumszeit räume, Baumarten- und genetischer Vielfalt den Wald klimastabiler zu machen.
Zwei verschiedene Waldbilder betrachtet
Wie dies im Wald umgesetzt werden kann, wurde den ca. 30 teilnehmenden Waldbesitzern an zwei verschiedenen Waldbildern gezeigt. Klaus Pfundstein, der örtliche Förster, zeigte zunächst auf der ersten Fläche, wie durch stärkeres und wiederkehrendes Durchforsten eine artenreiche, flächige Naturverjüngung entsteht. Sollten die alten Bäume der Trockenheit zum Opfer fallen, so ist auf dem Boden die nächste Generation bereits vorhanden und es werden keine Kahlflächen entstehen.
Naturverjüngungen verfügen über eine hohe genetische Vielfalt. Experten hoffen auf diesem Weg, dass etablierte Baumarten genetische Variationen entwickeln, die auf künftige klimatische Verhältnisse besser angepasst sind. Die Weißtanne kommt z.B. auch in vielen südlichen Regionen und Gebirgen Europas vor. Es besteht die Hoffnung, dass die Weißtanne auf diesem Weg auch in Zukunft unserer Landschaft erhalten bleibt. Durch das verstärkte Durchforsten wachsen zudem die Einzelbäume schneller und können früher wirtschaftlich genutzt werden. Dies minimiert das Risiko einer Entwertung des Holzes für den Waldbesitzer.
Mit Laubbäumen wirtschaftlich arbeiten
Auf der zweiten Fläche keimten nach dem Sturm Lothar viele verschiedene Baumarten. Durch die Pflegeeingriffe konnten die vielen Baumarten erhalten und in kleinen Bereichen zusammengeführt und etabliert werden. Durch aktive Pflege ist es auch möglich mit Laubbäumen wirtschaftlich zu arbeiten. Mehrere Baumarten auf einer Fläche minimieren das Risiko gegenüber Ausfällen, erfordern aber mehr Pflege und Wissen. Sollte eine der Baumarten absterben, würde die anderen Baumarten auf der Fläche weiterwachsen. Dies würde ein Waldsterben auf größeren Flächen verhindern. Durch die unterschiedliche Wuchsdynamik der Bäume würden auch strukturreichere und ansehnliche Wälder die Landschaft rund um Zell zieren.
Diese Methoden und Vorgehensweisen wurden vor Ort diskutiert und neue Impulse gegeben. Ziel aller Beteiligten ist es, einen intakten Wald zu erhalten. Ein vitaler Wald ist ein wertvolles Ökosystem, ein beliebtes Erholungsziel und stellt einen nachhaltigen, klimaneutralen Rohstoff zur Verfügung, der überwiegend ohne große Transportwege verarbeitet werden kann. Das fördert die Wirtschaft in unserer Region und macht uns gerade in diesen unsicheren Zeiten unabhängiger von Importen aus weit entfernten Regionen.
Nach dem Waldteil der Versammlung traf man sich in der Herrenholzhütte. Dort informierte Förster Klaus Pfundstein über die aktuelle Holzmarktlage und forstliche Fördermöglichkeiten.