Zum Schuljahrsende fand im Zeller Restaurant „Sonne“ die alljährliche Auszeichnung der Bildstein-Aufsätze statt. Der Wettbewerb richtet sich an Schüler*innen der Werkrealschule am Bildungszentrum Ritter-von-Buß. Er geht zurück auf Josef Bildstein, der sein Erbe der Stadt überlassen hat, damit Schüler ermutigt werden, ihren heimatlichen Lebensraum zu erkunden.
Die unabhängigen Mitglieder der Jury kommen aus den Orten des Einzugsbereichs der Schule. In diesem Jahr vergab die Jury den 1. Preis an Jonas Eigenmann aus Biberach, den 2. Preis an Felix Riehle aus Zell-Unterharmersbach. Weil der Aufsatz von Finn Lehmann aus Oberharmersbach ebenbürtig war, bekam er gleichfalls einen zweiten Preis zugesprochen.
Wie Biberach die neue Heimat wird
Jonas Eigenmann wählte für seine Arbeit den Titel: »Meine Heimat Biberach und die DLRG«.
Als Kind kannte er den Ort nur vom Vorbeifahren mit dem Auto oder der Schwarzwaldbahn. Im November 2013 zog er dann mit seiner Mutter nach Biberach, dem Wohnort seiner Oma.
Jonas beschreibt der Reihe nach die ersten Eindrücke. Dazu gehörten die großen Kerzen im Advent, das Storchennest auf dem Kamin und der Kirchturm. Um etwas über die Geschichte des Dorfes zu erfahren, forschte er im Heimatbuch. Hier begeisterte ihn vor allem das frühere Flößen und die Regulierung der Kinzig.
Noch mehr interessierte sich Jonas für die Lebensgeschichte seiner Oma. In einem Interview stellte er ihr Fragen, wie sie aufgewachsen ist und was sie im Dorf erlebt hat. Ein zweites Interview führte er mit Jonas Breig als Leiter der DLRG. Dies ergab sich aus der Begeisterung für das Schwimmen im Waldterrassenbad. Besonders hatte es dem Jungen die kurvenreiche Rutsche angetan.
Jury-Mitglied Josef Ringwald fand an der Arbeit bemerkenswert, wie bei Jonas Schritt für Schritt der neue Lebensraum zur liebenswerten Heimat wurde. Heimat habe nichts mit Romantik zu tun, sondern sei das Umfeld, aus dem wir Kraft schöpfen für die Bewährung im Alltag. Als reizvoll bewertete der Laudator das Gespräch mit der Oma und dem Leiter eines das Leben am Ort prägenden Vereins.
Vom Dorf-Schmied zum Bauschlosser
Felix Riehle hat sich für die Tradition der Schmiede interessiert, in der er aufgewachsen ist und heute gelegentlich schon mithilft. Er schickt sich an die Tradition dieses Handwerks in fünfter Generation fortzusetzen. Schon als kleiner Junge hat er dem Opa Friedrich Riehle in der Werkstatt geholfen. Dessen Lebensweg legt er in wichtigen Stationen dar. Beeindruckt hat ihn, dass dieser familienbedingt vom Banker zum Schmied umsattelte. Felix schildert die Umstellung, die auch an diesem Handwerk notwendig wurde. Aus dem früheren Huf- und Wagenschmied wurde ein Bauschlosser. Die wichtigen Produkte werden anschaulich dargestellt.
Horst Feuer äußerte seine Wertschätzung für die Arbeit von Felix Riehle, weil sie die Tradition eines Handwerks mit der Beständigkeit eines Familienbetriebes verbinde. Bei der Lektüre spüre man, dass der Verfasser mit Herzblut den Bogen von den bescheidenen Anfängen der Dorf-Schmiede zum heutigen Betrieb einer Bauschlosserei beschreibt. Dabei sei klar, dass hinter „des Glückes Schmied“ immer auch harte Arbeit stehe.
Aktuelles Prinzip der Nachhaltigkeit
Finn Lehmann hat es der Hof und der Wald der Familie angetan. Das Anwesen liegt auf dem Hermersberg und ist bekannt als „Hubdemushof“. Das Augenmerk legt der Schüler auf den Wandel sowohl in der Landwirtschaft wie auch in der Bewirtschaftung des Waldes. Hat die Familie früher Milchvieh aufgezogen, kauft sie heute Kälber um sie zur Schlachtreife zu führen.
Beim Wald erläutert Finn die Altersklasse und die damit verbundene Pflege und wirtschaftliche Bedeutung. Bei der Nutzung ist an die Stelle von Axt und Baumsäge die Motorsäge getreten. Statt des Holzrückens mit dem Pferd werden die Stämme mit der Seilwinde des Traktors an den Weg gezogen. Beim Abtransport hat der Lkw das Pferdefuhrwerk ersetzt.
Otmar Ritter zeigte sich beeindruckt, dass Finn den Schwerpunkt auf den Wald gelegt habe. Schließlich sei dieser schon immer eine wichtige Einnahmequelle für den Landwirt im Schwarzwald gewesen und habe der Existenzsicherung gedient. Nicht minder bedeutsam fand Ritter den Aspekt der Nachhaltigkeit, dass nur jeweils soviel Holz geschlagen werde, wie nachgewachsen sei. Bekanntlich sei dieses Prinzip in Zeiten des Klimawandels allgegenwärtig geworden.
Der Preis: eine Armband-Uhr
Bürgermeister Günter Pfundstein gratulierte den Preisträgern und überreichte ihnen die Armband-Uhr, die sie sich im Voraus hatten aussuchen dürfen. Diese Anerkennung sei üblich, weil der Stifter des Preises, Josef Bildstein, dem Zeller Museum einst seine wertvolle Sammlung an Zimmer-Uhren übergeben habe. Pfundstein dankte den Lehrkräften, dass sie Schüler zu einem Heimat-Aufsatz motivieren. Das Nachdenken über die Werte des heimatlichen Umfeldes sei für eine stabile Persönlichkeit wichtig. Des Bürgermeisters Dank galt nicht zuletzt den Mitgliedern der ehrenamtlichen Jury für die einfühlsame Bewertung.