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Zell am Harmersbach | 16.05.2022

Zeitweise bis zu 1.000 Feiernde auf dem Rundofen-Areal

Viele Schaulustige bei Jungfernfahrt des historischen Geschirrwagens – »Volles Haus« beim offiziellen Eröffnungsempfang – Großer Andrang und beste Laune bei Sommerparty

Foto:
Stetiger Andrang herrschte bei den Brennkammern. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

»Ich brenne für den Ofen«, wortspielte Zells Bürgermeister Günter Pfundstein, als er am vergangenen Samstagabend auf dem Areal des Zeller Industriedenkmals feierlich die offizielle Fertigstellung der Rundofen sanierung verkündete.

Dies geschah im Rahmen eines öffentlichen Empfangs, zu dessen Auftakt Bürgerwehr und Stadtkapelle durch das Städtle zogen, mit abschließender Präsentation und Salut vor dem Rundofengebäude.

Mittelpunkt des festlichen Aufmarschs war ein vom Oberharmersbacher Wagnermeister Helmut Hug originalgetreu nachgebauter historischer Geschirrwagen. Günter Pfundstein dankte unter anderem ihm, ebenso wie Erwin Junker: Der Inhaber der in Nordrach ansässigen Maschinenfabrik ermöglichte den Nachbau mittels finanzieller Unterstützung. Vor diesem Hintergrund begrüßte der Bürgermeister auch Nicole Weidlich als Prokuristin der Firma Junker.

Auf dem Betriebsgelände der von Ralf Müller geleiteten Zeller Keramikfabrik wiederum war der Planwagen in den Tagen zuvor bestückt worden und fuhr nun, wie früher von einem Pferd gezogen und mit Ralf Müller auf dem Kutschbock, zu seinem Bestimmungsort, dem Rundofen.

Hundert Jahre lang – bis 1942 – war hier gleichzeitig auf drei Stockwerken Keramik gebrannt worden. Mit dieser belieferte besagter Planwagen dereinst die bäuerliche Bevölkerung. Wochenlang zog der als »G´schirr Sepp« bekannte Josef Schuh, dessen Vater bereits mit Zeller Keramik gehandelt hatte; übers Land, bis an den Bodensee und bis nach Rastatt. Als Josef Schuhs Enkel ist Peter Kauffmann aus Biberach Zeitzeuge: Der ließ es sich denn auch nicht nehmen, an der abendlichen Eröffnungsfeier des sanierten Rundofens am Standort der ehemaligen »Oberen Fabrik« teilzunehmen.

Hier hielt Bürgermeister Pfundstein Rückblick auf auch kritische Stimmen, bevor mit den Planungen und dann dem Um- und Anbau begonnen worden war. Er sei jedoch fest davon überzeugt, dass bisherige Zweifler ihre Haltung ändern werden, betonte das Stadtoberhaupt: Der multifunktionale, von dem Biberacher Architekten Stephan Wussler konzipierte Komplex »bietet schließlich einen echten Mehrwert für alle Bürgerinnen und Bürger, für den Einzelhandel, die Gastronomie und und und«, betonte Günter Pfundstein.

Auch äußerte er die Hoffnung, dass »noch ganz viele« dem Beispiel der vielen ehrenamtlichen HelferInnen der letzten Wochen und Monate folgen werden »und uns bei der weiteren Nutzung unterstützen.«

Überdies erfahre der Stadtpark durch den im obersten Stockwerk ermöglichten Übergang in den Rundofen eine deutliche Aufwertung. Dank eines Fahrstuhls sind das Gebäude und der höher gelegene Stadtpark barrierefrei nutzbar. Die Freifläche entlang der Mauerreste bis hin zur Grünanlage vor der »Villa Haiss« eröffne weitere Möglichkeiten zur Gestaltung, »das sind hervorragende Perspektiven für eine zentrale Fläche mitten im Herzen der Altstadt.«

Obendrein meinte der Stadtobere: »So etwas habe ich noch nie gesehen« – dies werde früher oder später ein jeder Besucher sagen oder denken, gefangen von der Magie des Industriedenkmals mit seinem außen wie innen jetzt einzigartigen Erscheinungsbild.

Die Gesamtinvestition beträgt 3,9 Millionen Euro, davon werden 1,8 Millionen Euro vom Land bezuschusst. Für Einrichtung und Ausstattung gab es zudem 160.000 Euro LEADER-Gelder aus dem Fördertopf der Europäischen Union zur Stärkung des ländlichen Raumes. Weitere 50.000 Euro steuerte die Denkmalstiftung bei.

Lebhaft genutzt wurde die Möglichkeit für Besucher, das Gebäude mit seiner beeindruckenden, offenen Treppenhalle zu erkunden, von erklärenden Großformat-Videos sowie kleinen Ausstellungen unterstützt. Schornsteinfeger Andras Wurz war zeitweise persönlich vor Ort, um die damalige Funktionsweise der Brennkammern zu erläutern. Die Brennkammer im obersten Stockwerk wird künftig als Trauzimmer genutzt.

Herrschte bereits anlässlich des offiziellen Empfangs reger Betrieb, so hielten sich am Abend bis zu tausend Gäste zeitgleich auf dem stimmungsvoll illuminierten, langgestreckten Areal vor dem Rundofen auf: Sommerparty war angesagt! Fröhlich wurde geschmaust, getrunken und auch getanzt, zu den Klängen der Zeller Stadtkapelle und der Band »PAN«.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Der originalgetreu nachgebaute Geschirrwagen auf dem Weg zum historischen Rundofen.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Im Gefolge von Bürgerwehr und Geschirrwagen marschierte auch die Stadtkapelle vor dem Rundofen auf.
Während Bürgermeister Pfundstein auf der Treppe vor der neuen Halle seine Eröffnungsansprache hielt, präsentierten sich die Abteilungen der Freiwilligen Bürgerwehr Zell in strammer Haltung.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Vor dem Hintergrund der Städtepartnerschaft Zells mit Baumes les Dames war der Freundeskreis zu dem großen Eröffnungsereignis angereist. Bürgermeister Günter Pfundstein (links) und Gattin sowie Bürgermeister a.D. Hansmartin Moll (rechts) freuten sich.
»Viele nette Gespräche unter freiem Himmel« hatte der Bürgermeister den Gästen bei seiner Ansprache gewünscht – die Stimmung war denn auch bestens.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Peter Kauffmann (links), der Enkel vom »G’schirr Sepp«, und Helmut Hug, der dessen Geschirr wagen originalgetreu nachgebaut hat.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
In einer der feuerrot illuminierten Brennkammern erläuterte Schornsteinfeger Andreas Wurz deren ehemalige Funktionsweise.
Für interessierte Blicke sorgten auf einer der Etagen Ausstellungsstücke aus der ehemaligen Produktion der Zeller Hafner familie Schreiber, die unter anderem auch Ofenkacheln herstellte.

 

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Schlagworte:
Rundofen Zell am Harmersbach, Stadt Zell am Harmersbach

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