Fronleichnam ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Im zweiten Jahr in Folge musste die traditionelle Fronleichnamsprozession wegen der Pandemie ausfallen.
Dennoch kamen viele Gläubige in die Pfarrkirche und erlebten einen Festgottesdienst mit musikalischer Gestaltung durch ein Ensemble der Stadtkapelle und Mitglieder des Kirchenchores. Dieter Benson spielte die feierliche Orgelmusik und begleitete den Kirchenchor.
Bruder Markus Thüer und Bruder Pirmin Heppner vom Kapuzinerkloster leiteten den Festgottesdienst in der Pfarrkirche. Bruder Pirmin begrüßte die Gemeinde. Er konnte die erfreuliche Mitteilung machen, dass die Kirchenbesucher wieder singen dürfen – die Corona-Bestimmungen wurden diesbezüglich gelockert. Natürlich nur unter der Maske, aber dennoch wurde die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen. Aus Vorsicht beschränkte sich der Liturgie-Ausschuss, der die Feier vorbereitet hat, auf zwei Lieder.
An Jesus erinnern
In seiner Begrüßung erklärte Bruder Pirmin, dass sich viele Menschen während der Pandemie bemüht haben, bei Freunden und Verwandten in Erinnerung zu bleiben. Sie haben viel telefoniert und Videokonferenzen geschaltet. Doch der Präsenz der geliebten Menschen konnte dadurch nicht ersetzt werden. »Auch Jesus wollte, dass wir uns an ihn erinnern«, führte Bruder Pirmin weiter aus. »Im geweihten Brot, dass wir miteinander teilen, bleibt er unter uns gegenwärtig.«
Danach erfreute das Bläserensemble unter Leitung von Dirigent Stefan Polap mit einem musikalischen Gloria. Der Kirchenchor unter Leitung von Wofram Dreher sang das »Ehre sei Gott in der Höhe« aus der Schubert-Messe. Hell erklangen die schönen Stimmen von der Orgelempore und bildeten mit den Bläsern einen harmonischen Klangkörper.
Brot des Lebens
In seiner Predigt ging Bruder Pirmin auf das Thema der Feier »Jesus als Brot des Lebens« ein. Brot stehe für einen gesunden Lebenswandel, sagte er. Am Fest Fronleichnam werde Jesus als das Brot des Lebens gefeiert. Kritisch äußerte sich Bruder Pirmin zu der verbreiteten Denkweise, dass Jesus Christus im Alltag keine große Rolle mehr spielt. Viele Menschen erleben die Kirche als großen Apparat, als eine Institution, in der man den Geist von Jesus nicht mehr spürt. Manchmal habe es den Anschein, als ob kirchliche Einrichtungen ohne Jesus auskommen könnten. Kirchliche Kreisen und Angebote bieten den Gemeinden zwar eine sinnvolle Freizeitgestaltung, aber der Bezug zu Jesus fehle, bedauerte Bruder Pirmin. Kirche und Pfarrgemeinde seien für viele zu einem großen Fragezeichen geworden. Weshalb sollte der Einzelne eine Kirche brauchen, wenn er sich nicht im klaren darüber ist, ob Gott eine Bedeutung für ihn hat? Bruder Pirmin forderte dazu auf, Jesus in der Glaubenspraxis in den Mittelpunkt zu stellen. »Jesus Geist soll in unserer Gemeinde im Alltag spürbar sein«, rief er am Ende seiner Predigt auf.
Einen musikalischen Höhepunkt konnten die Kirchenbesucher danach erleben: Das Glaubensbekenntnis musikalisch vertont als Credo. Bruder Markus sang die Verse mit seiner schönen Stimme am Ambo im Altarraum, der Kirchenchor sang den Refrain auf der Orgelempore und die Bläsergruppe der Stadtkapelle spielte die Instrumentalbegleitung. Das Zusammenspiel der drei Musiken wurde zu einen besonderen Hörerlebnis für die Zuhörer.
Gegen Rassismus
Die Fürbitten am Fronleichnamstag wurden von Lektorin Jutta Uhl vorgetragen. Die erste Fürbitte galt den Menschen, die sich unermüdlich einsetzen im Kampf gegen Hass, Rassismus und Gewalt. Eine weitere Fürbitte galt den Menschen, die andere in schwierigen Lebenssituationen begleiten und Kraft dafür aus der Eucharistie schöpfen. Außerdem wurde für die Menschen gebetet, die einsam und traurig oder an einer Depression erkrankt sind. Wie jeden Sonntag wurde auch am Fronleichnamstag für die Menschen gebetet, die am Corona-Virus erkrankt sind oder mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen haben.
Klangerlebnis
Danach spielten die Musiker der Stadtkapelle das bekannte irische Segenslied »Möge die Straße uns zusammenführen«, dass wegen seiner schönen Melodie immer wieder gern gehört wird.
Nach der Gabenbereitung zeigten die Musikgruppen, wie schön ihre Musik in dem großen Kirchenraum klingen kann. Das bekannte »Heilig, heilig, heilig« aus der Schubert-Messe wurde von Kapelle und Chor zusammen aufgeführt und bleibt den Besuchern als besonderes Klangerlebnis in Erinnerung.
Während der Kommunion der Gemeinde sang der Chor »Laudate omnes gentes«.
Erstaunlich, wie gut auch die wenigen Kirchenmitglieder mit ihrem Gesang den großen Kirchenraum ausfüllen können.
Segen und Blumenbilder
Lektorin Jutta Uhl sprach einen meditativen Text zum Thema »Brot«. Höhepunkt der Fronleichnamsfeier ist der Segen mit der geweihten Hostie in der Monstranz, feierlich gestaltet mit Gebeten und Gesang.
Am Ende der Feier wies Bruder Pirmin auf die kleinen Blumenbilder im Altarraum hin. Kommunionkinder hatten zum Fronleichnamsfest eigene Blumenteppiche in Miniformat auf Karton gestaltet und mit in die Kirche gebracht. Blumen im Pizzakarton – warum nicht?
Der große Blumenteppich vor dem Altar zeigte das Motiv der Feier »Brot des Lebens«.
Am Ende des Festgottesdienstes erklang das traditionelle »Großer Gott wir loben dich« als Schluss Choral mit Orgel, Bläser, Chor und – tatsächlich – Gemeindegesang. Der Applaus zeigte, dass allen die Feier gut gefallen hat.