Renate Moll-Bauer ist am 19. März 2021 im Alter von 71 Jahren gestorben; diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile in Zell a. H. und Umgebung. Renate Moll-Bauer war eine im gesamten mittleren Kinzigtal und darüber hinaus bekannte Persönlichkeit, ausgestattet mit zahlreichen Talenten.
Werner und Elsbeth Schulzke schenkten zwei Kindern das Leben. Ihre erste Tochter Renate kam am 22. August 1949 zur Welt, Erika sieben Jahre später. Die Eltern waren gegen Kriegsende vor der Roten Armee aus der preußischen Heimat geflohen und fanden im württembergischen Talheim im Geburtshaus des Dichters Max Schneckenburger eine neue Heimat.
Renate Schulzke besuchte das Progymnasium in Trossingen und schloss mit der Fachhochschulreife ab. Sie war in dieser Zeit auch Mitglied in verschiedenen Theatergruppen und engagierte sich politisch. Nach der Schulzeit wurde sie im Jahre 1967 Mitarbeiterin des Parlamentarischen Staatssekretärs Martin Grüner, FDP, und arbeitete in seinem Wahlkreisbüro.
Renate Schulzke heiratete Hans-Martin Moll im Jahre 1968. Zwei Töchtern schenkten sie das Leben, Miriam, geb. 1968, lebt heute in Trier, Carolin, geb. 1974, in Freiburg. Im Jahre 1975 wurde Hans-Martin Moll zum Bürgermeister von Zell a. H. gewählt und die junge, nun schon vierköpfige Familie zog ins Harmersbachtal um.
Renate Moll brachte sich schnell ein, engagierte sie sich im Ev. Kirchengemeinderat und Kirchenchor, studierte nebenbei an der Fernuniversität Wirtschaftswissenschaften und legte die Prüfung in Großhandelsbuchführung ab. Sie eröffnete in Zell a. H. den ersten Bioladen »Kürbiskern« und hielt Vorträge über gesunde Ernährung, darunter auch sog. »Mondvorträge«, in denen sie über die Auswirkungen des Mondes auf die Erde, auf Pflanzen und Menschen referierte.
Nach ihrer Scheidung heiratete sie im Jahre 1984 Reinhold Bauer. Renate trug von nun an den Familiennamen Moll-Bauer und unterstützte das elterliche Kohlberg-Café ihres Mannes Reinhold in Nordrach.
In dieser Zeit kam die erste Austauschpraktikantin aus Baume-les-Dames in ihren Familienhaushalt. Dies weckte in ihr das Engagement für die künftige Städtepartnerschaft zwischen Zell a. H. und Baume-les-Dames, für deren Gründung sie eintrat. Sie war bis zuletzt ein wesentlicher Motor für die kontinuierliche Pflege der Partnerschaftstreffen in Baume-les-Dames und Zell, eine Herzensangelegenheit für sie.
Beruflich fand Renate Moll-Bauer ein neues Betätigungsfeld, sie war 24 Jahre lang, von 1987 bis 2011, in der Sparkasse Haslach im Bereich Vertriebsmanagement tätig, davon 20 Jahre als Leiterin der Abteilung Werbung.
»Kommunikation« war der Leitfaden ihres beruflichen Lebens und die Triebfeder ihrer vielseitigen persönlichen Interessen. Sie organisierte Veranstaltungen für die Sparkasse, in den Bereichen Wirtschaft (u. a. Kostolany), Kunst und Kultur und war Gründungsmitglied des Lions-Clubs Zell. Während der Flüchtlingskrise arbeitete sie aktiv in der Flüchtlings hilfe, gab Sprachkurse und unterstützte die meist Jugendlichen bei ihren alltäglichen Herausforderungen in Schule und Beruf.
Als Präsidentin des Lions Club Zell 2013/2014 setzte sie sich unter anderem für Hilfsprojekte in der Region und in Ghana ein. Über 10 Jahre lang organisierte sie, zusammen mit ihrem Ehemann Reinhold Bauer, den Lions-Adventskalender, die größte Activity des Clubs. Während ihrer Präsidentschaft machte sie sich auch die »Lions Quest Zertifizierung« der Realschule Haslach zur Aufgabe. Unvergessen für viele Menschen aus der Region wird wohl das Lions-Benefiz-Konzert mit König Céphas Bansah im Januar 2014 bleiben.
Entspannt hat sie sich beim Lesen, im heimischen Garten, auf Reisen mit ihrem Mann und der Familie. 2007 pilgerte Renate mit ihrem Mann die letzten 100 Kilometer nach Santiago de Compostela.
Sie liebte das Beisammensein in der Familie und den intensiven Austausch über vielfältige Themen mit ihren beiden Töchtern. Besuche bei ihnen verband sie gerne mit Kultur- und Museumsbesuchen. In ihrem Ruhestand studierte sie fünf Jahre lang an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg am literarisch-biografischen Seminar. Daraus entstand eine Sammlung autobiografischer Geschichten, die sie gemeinsam mit ihren Kommilitonen veröffentlichte.
In den vergangenen Jahren musste sie ihre Aktivitäten krankheitsbedingt stark einschränken, verlor dabei jedoch nie ihre optimistische und wertschätzende Grundeinstellung und ihr offenes Ohr für die Belange ihres Gegenübers. Sie verstarb am Donnerstag, 19. März 2021. Ihre Familie und allen Angehörigen gilt die herzliche Anteilnahme.