Seit Wochen verkündeten verhüllte Schaufenster, dass sich im ehemaligen Löwen was tut und mit Spannung wurde in der Bevölkerung erwartet, was für ein neues Geschäft in das Ladengeschäft einzieht. Am Samstag wurde nun Enthüllung gefeiert: Ein Dörfle-Bure-Lade!
»Wir bringen unsere Hochkultur ins Städtle«, verkündete Dörfle-Bürgermeister Stefan Huber voller Stolz und auch die anderen anwesenden Dörfle-Bure hatten einen mords Graddel, dass – Originalton – »ihr Brägel« nun der Bevölkerung im Schaufenster des »Löwen« zur Schau gestellt ist. Das Ganze sei auf dem »Mist« von Dörfle-Bur Bernhard gewachsen, war zu hören.
Als die Idee geboren war, haben die Dörfle-Bure ihre Fasendkiste ausgeräumt und Kostüme von der Straßenfasend, eine alte Kinderchaise, Strohballen, Milchkanne und Mostgutter in den Löwen geschleppt. Selbst ein grünes Virus-Kostüm ist zu sehen, das die Dörfler bei der Straßenfasend vor einigen Jahren getragen haben. Ob die Bure damals schon geahnt haben, dass »der Virus« die Fasend 2021 komplett auslöschen wird? So muss nun Stefan während der Fasend auf seinen Bürgermeister-Stenz verzichten und Rita auf ihr Buredirndl, denn die sind jetzt im Original im Dörfle-Schaufenster zu sehen. Selbst die große Kulisse vom Dörfle-Abend, die im Jahr 1996 von Eugen Matt und Fritz Knes auf die Leinwand gemalt wurde, hat genau in den Laden gepasst.
Zum Kaufen gibt es im neuen Dörfle-Bure-Lade übrigens nichts, nur zum Sehen und zum Hören. Auch die Eröffnung am Samstag fand völlig Corona konform statt. Es gab nichts zu trinken und zu essen. Nur ein kräftiges »Holdrio« schallte durchs Städtle. Der Freudenruf der Dörfle-Bure war dann auch trotz Dörfle-Masken vor Mund und Nase noch laut und deutlich zu hören.
Stopp!! Dorf-Lade, Brägel, Mist…? Weit gefehlt!
Da hat der Schwarzwälder-Post-Redakteur wohl nicht genau aufgepasst. In der offiziellen Bekanntmachung der Fasendgemeinschaft Dörfle liest sich das völlig anders: »Dörfle® eröffnet Multimedia-Store« verkündet der »Digital-Bur« am 30. Januar 2021. Wem bei der Fasend Daheim die Decke auf den Kopf fällt, den läd die Fasendgemeinschaft Dörfle® von 1928 gerne auf einen Ausflug ein.
Gegenüber des Hirschbecks, wo der Sage nach der erste Schritt zur Gründung der Fasendgemeinschaft erfolgte, im ehemaligen Gasthaus Löwen, präsentiert das Dörfle® in der Gegenwart, das Beste aus der Vergangenheit mit den Mitteln der Zukunft.
An Zells erstem multimedialem Tourist-Store werden Sie mittels QR-Code entlang der dekorierten Fenster durch die Themenbereiche Straßenfasend, Dörfleabend® und Ferienlandschaft Dörfle® geführt. Auch finden sie hier Informationen zur Dörfle-Sirene®, jener Zeitung von der Sie seit 1953 nichts mehr gehört haben und die plötzlich einen festen Platz im Store hat, warum nur? (Zwinker, Zwinker).
Für unsere internationalen Gäste steht der Dörfle® Audio-Führer in fünf Sprachen zur Verfügung. Lassen Sie sich von unseren Sprechern Bernhard, Molly, Claudette, Carmen und Kyoko durch das Dörfle® führen und erwerben Sie sich ein Stück Dörfle® in unserem Souvenirshop.
Hinweis: Shop aufgrund der aktuellen Auflagen nicht geöffnet. Den finden Interessierte im Internet unter www.doerfle.com
Aha! Also nochmals zum Verständnis
Dörfle-Bur Bernhard Gutmann hatte die Idee dazu, im leerstehenden Geschäft im ehemaligen »Löwen« ein Dörfle-Fasend-Schaufenster zu dekorieren. Seine Frau Rita Gutmann, Dörfle-Bürgermeister Stefan Huber und die anderen Dörfle-Räte fanden die Idee toll. Die Dörfle-Narren rannten bei der Familie Lampl offene Türen ein. Hausherr Dino Lampl, selbst aktiver Dörfle-Bur, steuerte gemeinsam mit Lukas Petri und Jan Burger die Medientechnik für den Multimedia-Store bei. So präsentiert nun die Fasendgemeinschaft Dörfle das Beste von ihren Fasendaktionen der vergangenen Jahre, macht Werbung für Dorf Zell a. H. und die Bilder vom Dörfle-Abend und der Straßenfasend flimmern nonstop über den Bildschirm.
Wer dazu etwas hören möchte, der muss sein Handy mitbringen, einen der QR-Codes an den Schaufenstern einscannen und mindestens eine von insgesamt fünf Sprachen beherrschen, damit er etwas versteht: englisch, französisch, spanisch, japanisch oder zumindest Zeller Ditsch!
Dann wäre da noch die Sache mit der »Dörfle-Sirene«? Auch die wird im Dörfle-Multimedia-Store genau erläutert. Die erste und letzte Ausgabe gab es unter der Regie der Vor-Vor-Vorfahren der heutigen Dörfle-Bure im Jahr 1953. Es sei ein »Meilenstein des Journalismus« gewesen, der in den letzten Jahrzehnten leider aber wieder in Vergessenheit geraten ist. Das Wort »Sirene« komme wohl daher, dass Anfang der 1950-er Jahre der Gemeinderat von den Dörfle-Frauen entmachtet wurde und Elisabeth Auer als Bürgermeisterin gemeinsam mit einem Frauenrat an der Spitze der Dörfler stand.
Am kommenden Samstag wird es nun zu einer Neuauflage der legendären »Dörfle-Sirene« kommen. Sie wird im Zeitschriftenhandel im Städtle direkt neben der »Schwarz wälder Post« zum Verkauf angeboten. Man darf schon heute gespannt darauf sein, was die spitzfindigen Dörfle-Redakteure alles ergründet haben. Dörfle-Bürgermeister Stefan Huber lässt durchblicken: »Es gibt in diesem Jahr zwar keinen Dörfle-Abend – aber der Mist muss raus!«
Also: Ab Samstag gibt es die »Dörfle-Sirene« für die Daheim-Fasend und spätestens in einem Jahr stehen die Dörfle-Bure dann hoffentlich wieder live auf der Bühne. Das Datum lässt sich schon heute leicht merken: Der nächste Dörfle-Abend findet am 22. Februar 2022 statt!