Der Blick zum Himmel und den Sternen lohnt sich immer, denn ihre Bilder begleiten uns schon seit Anbeginn der Menschheit.
Es ist bald halb neun. Ich sitze hier vor meinem Bildschirm und versuche den weiten Himmel mit Worten zu fassen. Durch das Fenster sehe ich, wie sich der Himmel rötet und es immer heller wird. Die Venus steht noch am Himmel wie ein Edelstein, aber bald wird sie das Licht der Sonne überstrahlen und es wird Tag, ein neuer Wintertag, der sich so ganz anders anfühlt als früher. Keine Schneeflocken treiben ans Fenster und keine weiße Landschaft im Morgenglanz der Sonne. Wir sagen: »Das Klima ändert sich.« Und vergessen zu ergänzen: »Wir haben viel verloren und werden noch mehr verlieren.«
Nein, es geht nicht um die Klimaveränderung. Die Sonne, die jetzt am Horizont hochkommt, tut gut. Wir Menschen brauchen Licht und Sonne, Luft und Weite. Es ist schwierig, dass uns Corona so einsperrt und unsere Umwelt immer kleiner wird. Wir dürfen noch rausgehen und die Wohnung verlassen.
Abends geht die Sonne rot unter. Dann ist der rote Himmel noch eindrucksvoller als am Morgen. Nach und nach gehen die Sterne auf und dann überstrahlt den Himmel ein Sternenmeer… So war es früher. Mit Staunen sahen wir Kinder die unendlich vielen kleinen Punkte am Himmel. Mutter erklärte uns die Sternbilder und nach und nach konnten wir auch die Ordnung am Himmel erkennen. Die Sternbilder der Fixsterne, die sich in Jahrtausenden nicht verändert haben, die kleinen Punkte der Planeten, die über den Himmel wandern, aber auch das Licht des Mondes.
Unvergesslich, denn das sieht man heute nicht mehr. Künstliches Licht überstrahlt das Licht der Sterne. Der Nachthimmel wirkt schwarz und nur wenige Sterne schaffen es noch sichtbar zu sein.
Und trotzdem lohnt sich der Blick zum Himmel am Morgen wie am Abend. Man wird sich der Weite und der Größe der Schöpfung bewusst und spürt, wie klein wir Menschen doch sind. Und wir wollen die Welt in den Händen haben? Die Zukunft bestimmen? Die Geschicke lenken?
Die Sterne waren den Menschen ein Rätsel, das nach und nach ein wenig entschlüsselt wurde. Man erkannte, dass die Planeten wohl auf festen Bahnen um die Sonne kreisen. Dabei wurde auch deutlich, dass die Erde durch den großen Gasplaneten Jupiter und den Mond vor tödlichen Asteroiden aus der Weite des Universums geschützt wird. Man gab den Gestirnen Namen, um sich zurecht zu finden und beobachtete sorgenvoll, ob alles an seinem Platz bleibt. Man verehrte die Sterne als Gottheiten, denn sie schienen das Schicksal der Menschen zu bestimmen.
Der helle Stern Jupiter wurde nach dem höchsten Gott bezeichnet. Er wurde zum Zeichen des Himmelskönigs. Der nächst kleinere Planet Saturn zum Symbol für den irdischen König. Den Menschen wurde nach ihrer Geburtsstunde ein Sternbild zugeordnet, wie wir es heute aus der Astrologie noch kennen.
Am nächtlichen Himmel sah man das Geschick der Erde deutlich in den Sternbildern gespiegelt.
Zur Weihnacht vor mehr als 2000 Jahren sahen die Astrologen ein ungewöhnliches Schauspiel. Die Planeten Jupiter und Saturn standen ganz nahe beieinander. Den Sterndeutern sagte das: »Der Himmelskönig wird als irdischer König geboren!« Schon lange erhoffte man, dass endlich ein ganz großer König auf die Welt käme, der ein Friedensreich aufbauen würde.
Man forschte genauer nach und sah, dass die Sternkonstellation im Sternbild der Fische stand. Die Fische waren das Sternbild des Volkes
Israel. So machten sich drei Sterndeuter auf den Weg nach Jerusalem und forschten nach, wo der König geboren sei.
Als die Heiligen drei Könige werden diese sagenhaften Männer am 6. Januar verehrt und Kinder ziehen von Haus zu Haus, um Spenden zu sammeln und die Häuser zu segnen.
In diesem besonderen Jahr 2020 sah man im Herbst einen Kometen und jetzt stehen die Mondsichel, der Planet Jupiter und der Planet Saturn dicht nebeneinander am nächtlichen Himmel, ganz ähnlich wie damals.
Was das bedeutet? Es ist sehenswert, vielleicht ein besonderes Zeichen für die Weihnacht 2020, die so ganz anders wird als all die anderen Jahre.
Vor allem aber lohnt es sich zum Himmel zu schauen und zu sehen, zu erleben, dass das Handy nicht alles abbilden kann. Die Welt ist viel weiter als unsere kleinen Bildschirme, auf die wir viel zu oft schauen statt zum Himmel.
Eben ist die Sonne aufgegangen und die Strahlen wärmen mich. Es ist so herrlich, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen!