Nach genau 30 Jahren verlassen Suzana und Srdjan „Sigi“ Kotur ihre Wirkungsstätte. Die Wurzeln des Hauses reichen bis ins Jahr 1586 zurück. Wie es mit dem traditionsreichen Zeller Wirtshaus weitergeht, ist ungewiss.
Die Geschichte des Gasthauses „Adler“ an der Zeller Hauptstraße gelegen reicht bis in das Jahr 1586 zurück. Der letzten 30 Jahre dieser weit über 400-jährigen Geschichte wurden von den Wirtsleuten Suzana und Srdjan „Sigi“ Kotur mit Leben erfüllt. Mit ihrer guten Küche und ihrer großen Freundlichkeit konnten sie viele Gäste für sich gewinnen. Am Sonntag verlassen sie nun ihre Wirkungsstätte. Damit geht für sie persönlich, aber auch für das Gasthaus „Adler“ und für die Zeller Gastronomie insgesamt eine Ära zu Ende.
Ein Blick in die Stadtchronik verrät, dass die „Sonne“ und der „Adler“ seit „unvordenklichen Zeiten“ und vor dem Jahr 1602 sogar die einzigen beiden Gasthäuser in der Stadt gewesen sind. Die Fachwerkhäuser haben nicht zuletzt die großen Brände überdauert, die den Stadtkern im Laufe der Jahrhunderte heimgesucht haben.
Zell ist zur Heimat geworden
Am 29. Juni dieses Jahres hat Sigi Kotur seinen 77. Geburtstag gefeiert und damit schon längst das Alter erreicht, an dem man in den Ruhestand gehen kann. Seit dem 1. Dezember 1995 hat er gemeinsam mit seiner Frau Suzana den „Adler“ betrieben. Sie haben in Zell a. H. nicht nur eine Wirkungsstätte, sondern auch eine neue Heimat gefunden.
Sigi Kotur stammt aus Serbien und lebt schon seit 56 Jahren in Deutschland. Neun Jahre lang war er Barkeeper in Sigi’s Scotch-Club in Offenburg.
Nach seiner Hochzeit mit Suzana im Jahr 1992 haben die Eheleute zunächst eine Gaststätte im Lahr betrieben und sich dann nach einem eigenen Re-staurant umgeschaut. „Durch einen Vertreter der Brauerei Ketterer haben wir den Adler in Zell gefunden“, erinnert sich Sigi Kotur. Damals haben sie die Nachfolge der langjährigen Wirtin Erika Joos angetreten.
Mit großem Engagement haben die Koturs den „Adler“ geführt. Während Suzana in der Küche deutsche und serbische Speisen zubereitet hat, übernahm Sigi die Bewirtung der Gäste. Beliebt waren das herzhafte „Leberle mit Brägeli“ und viele weitere gut-badische Gerichte.
Derweil hat Sigi mit großer Offenheit sowohl die einheimischen Gäste als auch die weitgereisten Feriengäste im „Adler“ empfangen und ihre Wünsche von den Lippen abgelesen. Immer hatte Sigi einen lockeren Spruch auf den Lippen, mit denen er stets den persönlichen Zugang zu den Menschen gefunden hat.
Der typische Charme des Wirthauses ist in all den Jahren erhalten geblieben. Eine Institution war und ist bis heute der Adler-Stammtisch, der regelmäßig gut besucht ist. In den Sommermonaten verlagert sich das Geschehen dann an die Tische vor dem Haus, an denen man mitten im Geschehen im Zeller Städtle ist. „Da musste ich täglich hundert Mal die Treppe hoch und runter laufen“, stellt Sigi fest. Das habe ihn fit gehalten.
An der Fasend war der „Adler“ immer einer der Dreh- und Angelpunkte. Hier wurde närrisches Brauchtum lebendig und in rauschenden Nächten vom Schmutzigen Donnerstag bis Fasenddienstag wurde hier getanzt, gesungen, gefeiert und gezecht.
Es war eine schöne Zeit
Nach dreißig ausgefüllten Jahren nehmen Suzana und Sigi Kotur mit einem weinenden und einem lachenden Auge Abschied vom Adler. „Viele unserer Gäste sind längst zu unseren Freunden geworden. Es war eine schöne Zeit“, bestätigt Sigi Kotur. Da falle der Abschied schon schwer. Die Fußballer des Zeller FV haben den beiden Wirtsleuten schon eine große Abschiedsparty bereitet und dabei zum Ausdruck gebracht, wie beliebt sie sind.
Sigi Kotur nimmt mit 77 Jahren nun Abschied aus dem aktiven Berufsleben. Er freut sich aufs Reisen zu seinen Familienangehörigen nach Serbien und zu Verwandten in den USA. Er werde aber auch immer wieder ins Städtle Zell zurückkehren. Seine Kinder und seine Enkelin aus erster Ehe leben in der Ortenau. Der gemeinsame Sohn Bota aus der zweiten Ehe mit Suzana wohnt in Biberach.
Suzana Kotur hat mit ihren 61 Jahren das Rentenalter noch nicht erreicht. Sie hat bereits eine Anstellung beim Pflegedienst Zimmermann gefunden. „Ans Aufhören denke ich noch lange nicht. Auch das Arbeiten an den Wochenenden und an Feiertagen bin ich gewöhnt“, betont Suzana und bestätigt, dass ihr die neue Aufgabe viel Freude bereitet: „Einige der Gäste aus dem Adler betreue ich jetzt zuhause.“ Und sie bestätigt, dass sie sich im Städtle wohlfühlt: „Ich bin Zellerin und das werde ich auch bleiben.“
Gebäude ist im Besitz von Falk & Lehmann
Das Denkmalhaus im historischen Stadtkern hat im Jahr 2023 den Besitzer gewechselt. Die Firma Falk & Lehmann mit Standorten in Zell a. H. und Haslach hat das Gebäude erworben und inzwischen eine Kernsanierung durchgeführt. Gerade sind die letzten Arbeiten fertig geworden und in Kürze erfolgt die Abnahme der acht Wohneinheiten durch die Baubehörden.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.





