Der große Wunsch aus dem Waldkindergarten: »Wir im Wald wollen unsere Emely mit ihrem Strahlen und ansteckendem Lachen wieder zurück!« Dafür wird momentan gebastelt und gebacken, was das Zeug hält. Mit dem Verkauf von Plätzchen, Linzertorte und vor allem Weihnachtsbasteleien auf dem Städtlemarkt am Samstag, 5. Dezember 2020, will der Waldkindergarten Emelys Familie unterstützen. Das Mädchen hat Leukämie. Die Diagnose stellt die Familie vor große Herausforderungen.






Eltern und Erzieherinnen haben das große Bedürfnis zu helfen. Alle fühlen sich betroffen, weil alle wissen, dass es jeden treffen kann. Außerdem ist allen klar, dass Corona die Situation nicht leichter macht. Besuche in der Klinik sind zum Beispiel nicht mit der ganzen Familie möglich.
Mitte September war Emely kraftlos. Sie klagte über schmerzende Beine, will nicht laufen. Ihre Mutter geht mit ihr zum Kinderarzt, es wird Blut abgenommen. Noch am gleichen Abend kommt der Anruf vom Arzt. Diagnose: akute lymphatische Leukämie. Zwei Stunden später wird Emely in die Freiburger Uniklinik stationär aufgenommen. Leukämie alleine wäre schon eine Diagnose, die man lieber nicht haben will. Emely ist zudem Träger des sehr seltenen Philadelphia-Chromosoms, das – einfach ausgedrückt – gegen sie arbeitet und eine Verlängerung der Chemotherapie mit sich bringt. Die Informationen erreichte die Familie am 30. Geburtstag von Emelys Mutter. »Durch diesen fragwürdigen Jackpot wurden wir von einer ursprünglich recht einfach behandelbaren Leukämie mit Zeitangabe von etwa 6 bis 8 Monaten auf rund ein Jahr intensive Therapie und Einstufung in Hochrisikogruppe katapultiert«, beschreibt Emelys Mutter die Situation. »Hochrisiko im Sinne von höher dosierter und intensiverer Chemo als es ohne dieses Chromosom notwendig gewesen wäre. Man muss sich das ein bisschen so vorstellen, dass das Chromosom bei normaler Behandlung das Ausrotten aller »böser Zellen« verhindert, da es durch seine Mutationen resistenter ist und somit gesondert angegriffen und bekämpft werden muss.« Inwieweit es sich vollständig ausrotten lässt und wie das alles in ein paar Jahren aussieht, ob die Familie jemals wieder ohne Angst vor einem Rückfall leben kann, ist ungewiss.
Die Behandlung hat Höhen und Tiefen. Aktuell kann Emely wieder zu Hause sein, muss aber vier Mal pro Woche in die Tagesklinik. Die Ungewissheit, vielleicht doch im Krankenhaus bleiben zu müssen, wenn die Werte zu schlecht sind, ist der ständige Begleiter. Auch der kleinste Infekt oder erhöhte Temperatur bedeuten immer wieder stationäre Aufnahme. Mitte November etwa musste Emely nach einer eigentlich ambulant geplanten Infusion bleiben. Sie hatte kalte Füße und Wassereinlagerungen. Der Verdacht auf Blutvergiftung bestätigte sich nicht. Emelys Leber war mit den Medikamenten nicht einverstanden und verweigerte den Dienst. Die Therapie muss pausieren, bis sie sich wieder erholt hat. Zwischenzeitlich waren aber die Blutwerte so schlecht geworden, dass eine Bluttransfusion nötig wurde.
Der ganz normale Alltag, einfach einmal zwei Tage im Voraus planen zu können, ist für die Familie so zum Luxus geworden. Sie lebt ständig in der Angst nicht zu wissen, was morgen kommt. Die Chemotherapie hinterlässt ihre Spuren bei Emely. Ihre braunen Locken hat sie bereits verloren und es fehlt ihr die Kraft alleine zu laufen. Treppenstufen sind für das Mädchen unüberwindbare Hindernisse geworden. Und dann gibt es ja auch noch ihren kleinen Bruder Matteo. Er braucht auch Betreuung, so dass beide Elternteile gerade alle Hände mit der Familienarbeit voll zu tun haben und der Papa als Hauptverdiener nur noch zeitweise arbeiten gehen kann. Gleichzeitig muss die Familie auch finanziell Mehrbelastungen schultern. Nicht alles wird ersetzt und bei den Positionen, bei denen man Erstattungen geltend machen kann, hat man mit zähem Papierkram zu kämpfen. Emely braucht Hilfsmittel, zusätzliche Therapien und die andauernden Fahrten in die Klinik kosten auch viel Geld. Im Januar wird Matteo zwei Jahre alt. Dann kann er die Waldspielgruppe besuchen. An den Vormittagen wäre er dann betreut. Zeit, die den Eltern hilft. Die Spenden aus dem Marktverkauf kommen der Familie zu 100 Prozent zugute, um sie finanziell in diesen Belangen zu unterstützen.
Der Wunsch zu helfen macht die Kinder im Waldkindergarten zu echten Spezialisten in Sachen Bienenwachskerzen. Auch sonst basteln die Kinder fleißig für den Spendenverkauf am 5. Dezember. Sie freuen sich auf zahlreiche Besucher am Marktstand und hoffen darauf, dass viele Menschen ihre Basteleien kaufen und so eine ordentliche Summe zusammenkommt.
Fragen rund um die Aktion beantwortet gerne Renate Buchholz vom Waldkindergarten (waldkinder-zell@awo-ortenau.de). Sie ist auch die Ansprechpartnerin, die weiterhilft, wenn man helfen möchte, es aber am 5. Dezember nicht zum Städtlemarkt schafft.