Am 15. August feiert die katholische Kirche das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. An diesem Tag erinnert sich die Kirche daran, dass Maria nach ihrem Tod mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Zugleich ist mit diesem Fest das Brauchtum der Kräuterbüschel verbunden. In der Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« wird es stets von zahlreichen Gläubigen gefeiert.
Bruder Markus begrüßte die Pilger am Samstagmorgen in der festlich geschmückten Kirche: »In diesem Jahr ist alles anders und auch die Wallfahrt ist nicht so wie sonst. Das ist schade. Doch wir sind hier, um unsere Anliegen vor die Gottesmutter Maria zu bringen.« Auch Bruder Harald bedauerte in seiner Begrüßung die erschwerten Bedingungen aufgrund der Corona-Pandemie. »Es ist großer Wallfahrtstag in Zell. Doch so richtig groß mag es sich nicht anfühlen bei der spärlich besetzten Kirche.« Aufgrund des vorgeschriebenen Sicherheitsabstands konnten lediglich insgesamt 200 Sitzplätze in der Kirche und draußen angeboten werden.
Bruder Harald erklärte weiter, dass die Gottesmutter Maria in den Himmel aufgenommen wurde und dass »dieser Festtag uns hier und heute zusammenführt.«
Wunsch nach Erlösung
In seiner Predigt ging er auf den Wunsch vieler Menschen nach Erlösung ein. Die Menschen möchten erlöst werden von den Sorgen der Pandemie, der lästigen Pflicht zum Maskentragen und dem vorgeschriebenen Abstand zu den Mitmenschen und Freunden. Persönliche Erwartungen gehen nicht in Erfüllung, Grenzen beschränken die Freiheiten, führte Bruder Harald weiter aus. »Die Christen sehnen sich nach Erlösung, wie auch Maria in ihrem Leben Grund hatte, sich nach Erlösung zu sehnen«, sagte er. Sie habe ein uneheliches Kind geboren und ein schwieriges Leben mit Jesus als Sohn gehabt. Jesus habe Eskapaden gemacht, sei zeitweise im Tempel verschwunden, habe angeeckt und ist letztlich am Kreuz gestorben. Aber sie durfte auch seine Auferstehung erleben, sagte Bruder Harald als positiven Ausblick. Maria habe auch Zweifel gehabt in ihrem Leben, aber letztlich erfahren, dass ihr Leben so wie es ist, gut ist. »Das Leben von Maria gibt uns Hoffnung, dass auch unser Leben als erfüllt und erlöst gelten darf«, betonte Bruder Harald.
Als erlöste Christen müssten wir nicht ständig daran zweifeln, was uns in unserem Leben nicht gelungen ist. »So wie es ist, ist es gut«, sagte Bruder Harald nachdrücklich. Er kenne viele Christen, die im Nachgang sagen konnten, dass Krisen und schwierige Zeiten sie auch herausgefordert und persönlich weitergebracht hätten. Als erlöste Christen zu leben sollte uns Leichtigkeit und Frieden verschaffen. Er rief dazu auf, das jubelnde Halleluja des Gottesdienstes auch in unserem Alltag erklingen zu lassen. Abschließend sagte er: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Erlösung in ihrem Leben spüren und einen frohen Festtag Mariä Himmelfahrt !“
Ungewohnte Bilder
Zur Gabenbereitung trugen die Ministranten Atemmasken – ein ungewohntes Bild in der Wallfahrtskirche. Auch die Kommunionverteilung erfolgte nach den Hygienevorschriften.
Der Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher sorgte für musikalische Glanzpunkte während der kirchlichen Feier. Beim »Sancta Maria« vom Komponisten Johannes Schweitzer wurde es ganz still in der Kirche. Das harmonisch getragene Loblied auf die Heilige Maria wurde als vierstimmiger Chorsatz gefühlvoll gesungen. Hell erklangen die schönen Stimmen von der Orgelempore. Zum Sanctus kam eine Komposition aus der Deutschen Messe von Franz Schubert zu Gehör. Auch das »Stimmt unserem Gott ein Loblied an« gefiel den Zuhörern sehr gut. Es wurde von Paul Kickstat komponiert und beim Bezirkskirchentag 2012 gesungen.
Segen für die Kräuterbüschel
Am Ende der Feier erfolgte die Segnung der Kräuterbüschel. Bruder Harald sprach dazu ein Dankgebet: »Wir danken für die Wunder der Schöpfung. Durch die Kräuter und Blumen wird uns Gesundheit und Freude geschenkt.« Er segnete mit Bruder Markus die Kräuterbüschel, die aufgereiht am Altarraum standen und die Büschel in den Bänken der Gläubigen.
Abschließend dankte er dem Kirchenchor für die musikalische Gestaltung und den vielen Beteiligten, die bei den kirchlichen Feierlichkeiten mithelfen.
Draußen wurde der Vorplatz der Wallfahrtskirche zu einem Treffpunkt für die Pilger aus nah und fern. Der Verkehr war abgesperrt und das Rote Kreuz stand zur Mithilfe bereit.
Alle Gottesdienste und Andachten waren sehr gut besucht. Die Pilger kennen die gebotenen Regeln und feiern die Festtag auch unter den erschwerten Bedingungen gerne mit.