»Wir sind dem Kloster und der Stadt äußerst dankbar für die unkomplizierte Hilfe«, unterstreicht Marijke Heitzmann, Leiterin der Tagespflege der Sozialstation St. Raphael. Seit dem 18. Mai befindet sich diese übergangsweise in der Klosterhalle, über die Pfingstferien wich sie in das Kultur- und Vereinszentrum aus.






Da der denkmalgeschützte »Engelbau« rundherum saniert wird, fand die Tagespflege der kirchlichen Sozialstation St. Rafael ein Übergangsquartier in der Klosterhalle. Hier haben es die Senioren gut getroffen:
Der hohe Raum ist lichtdurchflutet und trotz seiner Größe ist es Marijke Heitzmann mit ihrem Team gelungen, eine heimelige Atmosphäre für die Gäste der Tagespflege zu schaffen. Was umso bedeutsamer ist, »als wir wegen Corona nicht mehr gemeinsam singen dürfen, dabei ist Singen für die alten Leut’ ganz arg wichtig«, wie die Fachfrau erläutert.
»Die Stadt ist uns sehr entgegengekommen und hat uns die Stellwände aus der Schwarzwaldhalle zur Verfügung gestellt«, ist sie dankbar für die Unterstützung, »dadurch haben wir wohnliche Kuschel- und Spielecken einrichten können.« Auch für das Pflegebett wurde dank der einfach zu verschiebenden – und von der Sozialstation hübsch dekorierten –Trenntafeln ein eigener kleiner Raum geschaffen.
Selbst für frische Blumensträuße ist gesorgt, »darüber freuen wir uns immer sehr. Hubert Walter bringt sie regelmäßig aus dem eigenen Garten vorbei – wie bereits zu jenen Zeiten, als er als ehrenamtlicher Fahrer für die Sozialstation tätig war.
Draußen im idyllischen Klostergarten wiederum können es sich die Tagespflege-Gäste unterm Sonnendach am kleinen Goldfischteich gemütlich machen. Trifft ein Kapuziner auf die Senioren, nimmt er sich Zeit für ein kurzes »Schwätzle«. Auch die Klostergärtnerin Roswitha Langner kümmert sich um die übergangsweise Einquartierten: Jeden Morgen bringt sie für’s Mittagessen einen dicken Bund frisch gepflückter, hoch aromatischer Kräuter vorbei.
Was idyllisch klingt, ist für die Tagespflege jedoch mit viel Aufwand verbunden, zusätzlich zu den coronabedingten Umständen in Bezug auf Abstand und Hygienemaßnahmen. Letztere erfordern unter anderem, dass die Tagespflege ihre Gäste in zwei Gruppen aufteilt, die von insgesamt sechs Mitarbeiterinnen von morgens acht bis abends 16.30 Uhr betreut werden.
Konnte wegen Corona zunächst nur eine Notgruppe für fünf Senioren eingerichtet werden, so darf sich die Einrichtung inzwischen um täglich neun Gäste kümmern. Das enorme Platzangebot in der Halle macht es sehr einfach, das Abstandsgebot einzuhalten. Andererseits jedoch erlegt es dem Tagespflegeteam weite Wege auf.
»Auch der Fahrdienst ist sehr aufwändig«, erläutert Marijke Heitzmann, »weil wir wegen der Abstandsregelung nicht mehr als drei Leute im Bus transportieren dürfen – das ist immer eine größere Sache, bis alle unsere Gäste hier in der Halle und dann wieder zu Hause sind«, schmunzelt sie.
Ideen und Kreativität
Damit nicht genug: Weil das Kloster mit dem Ende des Corona-Lockdowns zumindest einen Teil seiner programmgemäßen Kurse wieder stattfinden lassen konnte und die Halle über die Pfingstferien im Juni daher benötigt wurde, musste die Tagespflege für diese zwei Wochen das Feld komplett räumen. Mit ihrem Inventar fand sie Unterschlupf im Kultur- und Vereinszentrum, »das uns die Stadt völlig problemlos zur Verfügung stellte«, dann ging es wieder zurück in die Klosterhalle.
»Für die Umzüge galt es jedes Mal einen Lastwagen für die Transportfahrten zu organisieren – für beispielsweise all die Stühle mit Armlehnen, für Rollstühle, für Sessel und Sofas, für mit allen möglichen Utensilien gepackte Umzugskartons. Die Firma des Vorstands der Zeller Narrenzunft, Clemens Halter half, desgleichen der Großküchenanbieter Friedmann.
»Was das Umziehen und Sich-Wieder-Einrichten betrifft, sind wir inzwischen Profis«, konstatiert Marijke Heitzmann mit herzhaftem Lachen. Die Umzüge und die damit verbundenen Umstellungen der Abläufe in den Übergangsdomizilen haben den in der Sozialstation Tätigen einiges abverlangt. Die Leiterin der Tagespflege unterstreicht: »Wir haben wirklich sehr flexible Mitarbeiter«. Umso mehr, als diese bei den Umzügen jeweils mit anpacken.
Doch nicht nur das, wie sie betont: »Jeder hat seine Ideen, seine Kreativität und seine jeweiligen Stärken mit eingebracht, um die Übergangszeit für unsere Gäste der Tagespflege so angenehm wie möglich zu gestalten.« Zudem mussten die Abläufe sowie das Programm innerhalb der Tagespflege den jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden.
»Aber es war toll«, so Marijke Heitzmann: »Wir haben zusammengehalten und es war echt ein schönes Miteinander, ich bin stolz auf unser Team, die müssen das ja alles mittragen, sie müssen mitdenken – und für mich ist das alles auch nicht einfach.« Denn in ihrer Leitungsfunktion springt sie hin- und her: Zwischen der Klosterhalle und dem Büro der Sozialstation, das technikbedingt – wegen Computer und Wlan – während der gesamten Umbauarbeiten im Engelsbau verblieben ist. »das ist alles schon ein wenig komplizierter, aber wir haben das toll geschafft.« Auch die Fahrer schließt Heitzmann ausdrücklich in ihr Lob mit ein: »Die haben das toll mitgemacht, für die ist diese Zeit ja auch mit zusätzlichem Aufwand verbunden.«
Zuflucht Klostergarten
Ab dem 17. August geht es für die Tagespflege dann wieder zurück in das angestammte Zuhause: ins Erdgeschoss des »Engelbaus« gegenüber dem Kultur- und Vereinszentrum, das dann zumindest bis auf die hinteren Räume bezugsfertig ist.
Die gesamten Sanierungsarbeiten werden jedoch noch bis November andauern. Entsprechend lange wird das Gebäude eingerüstet sein, der Garten der Sozialstation für die Gäste der Tagespflege nicht zur Verfügung stehen.
Damit die Senioren dennoch an die frische Luft können, solange das Wetter es noch zulässt, darf die Tagespflege zur großen Freude Heitzmanns nach jeweiliger Absprache mit den Kapuzinern und je nach Verfügbarkeit den Klostergarten nutzen. »Man hilft sich, wo man kann«, unterstreicht Bruder Markus Thuer, Guardian des Zeller Kapuzinerklosters.