Die Kreishandwerkerschaft Ortenau ehrt alljährlich Handwerksmeister, die vor 40, 50 oder 60 Jahren ihre Meisterprüfung abgelegt haben. Zu den Geehrten gehörten in diesem Jahr Fleischermeister Berthold Damm und Schreinermeister Bernhard Lehmann aus Zell a. H., Maurermeister Eduard Volk und Friseurmeister Wilhelm Schmider aus Biberach, Zimmermeister Karl Bendler aus Nordrach sowie Kraftfahrzeugmechanikermeister Herbert Saal aus Haslach.
Bei der Feierstunde in der Gewerbeakademie Offenburg konnten 67 Handwerksmeister den goldenen, diamantenen und sogar eisernen Meisterbrief in Empfang nehmen. Für einige der Anwesenden gab es gleich mehrere Auszeichnungen, weil bei der Kreishandwerkerschaft das Datum ihrer Meisterprüfung teilweise nicht aktenkundig war.
Handwerkskammerpräsident Johannes Ullrich gratulierte den langjährigen Handwerksmeistern und bezeichnet den Meisterbrief als ein »Wertpapier«. Diesen Wert gelte es auch in Zukunft in die Gesellschaft zu transportieren und ihn am Leben zu erhalten. Auch Kreishandwerksmeister Andreas Drotleff unterstrich die Bedeutung der Meisterprüfung. »Sie haben Träume erlebbar gemacht«, würdigte er die beruflichen Leistungen der Ehren-Handwerksmeister. Gleichzeitig hätten viele von ihnen ehrenamtliche Aufgaben in der Bevölkerung übernommen. »Sie haben an ihr Können geglaubt und die Zukunft gestaltet«, sprach Kreishandwerksmeister Andreas Drotleff seine Dankesworte aus.
Dieses Lob gilt ausnahmslos auch für die sechs Handwerksmeister aus dem Verbreitungsgebiet der Schwarzwälder Post, die mit goldenen und diamantenen Meisterbriefen geehrt wurden. Erfolgreich haben sie ihre Unternehmen aufgebaut, sind teilweise noch im Berufsleben aktiv und haben sich gleichzeitig in vielfältiger Weise für das öffentliche Leben engagiert. Beim Nachtreffen im Zeller Verlagshaus gaben sie einen Einblick in ihre berufliche Laufbahn.
Zimmermeister Karl Bendler
Karl Bendler hat bei der Zimmerei Armbruster in Unterharmersbach das Handwerk erlernt. Seine Eltern führten einen kleinen Handwerksbetrieb am Grafenberg in Nordrach. Karl Bendler legte 1967 die Meisterprüfung in Tübingen ab. Sein Vater ist schon früh gestorben, so dass zwischenzeitlich seine Mutter Franziska Bendler den Betrieb führen musste, ehe der junge Handwerksmeister die Leitung übernahm. Im Jahr 2007 konnte Karl Bendler den Betrieb an seinen Sohn Markus und damit an die vierte Familiengeneration übergeben. Karl Bendler berichtet, dass er insgesamt 25 Lehrlinge ausgebildet habe. Inzwischen existiert die Zimmerei Bendler seit 130 Jahren und ist zu einem stolzen Handwerksbetrieb gewachsen. Seniorchef Karl Bendler hilft noch im Betrieb mit, wo er gebraucht wird.
Fleischermeister Berthold Damm
Schon im jungen Alter von 22 Jahren hat Berthold Damm im Jahr 1969 in Landshut die Prüfung zum Fleischermeister abgelegt. Seine Lehrjahre hat er bei Josef Stiegler in der Krone in Ortenberg geleistet. 1977 übernahm er die Metzgerei in der Zeller Oberstadt. Nach 25 erfolgreichen Jahren konnte er die Verantwortung an seine Söhne Mathias und Andreas übergeben. Bis heute unterstützen Berthold Damm und auch seine Frau Ursula ihre beiden Söhne im Tagesgeschäft und sind stolz darauf, dass die Schwarzwald-Metzgerei auch in der 5. Familiengeneration so erfolgreich ist. Neben dem Hauptgeschäft in der Oberstadt gehört die Filiale im Penny-Markt in Unterharmersbach zum Geschäft. Wichtige Betriebszweige sich auch der Partyservice und das Partyhaus Damm im Dörfle. »Bei der Verarbeitung von Nahrungsmittel benötigt man handwerkliches Können und viel Fachwissen, damit man der Kundschaft eine hohe Qualität garantieren kann«, unterstreicht Berthold Damm den Wert des Meisterbriefs.
Schreinermeister Bernhard Lehmann
Mitten im Zeller Stadtkern hat es früher die Schreinerei Albert Lehmann gegeben. Dort war Bernhard Lehmann zuhause und im elterlichen Betrieb hat er auch den Beruf des Schreiners erlernt. Im Jahr 1968 hat Bernhard Lehmann die Meisterprüfung abgelegt und ist dann zur Möbelschreinerei Löffler nach Lahr-Kuhbach gegangen, wo er 35 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung Meister im Betrieb gewesen ist. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Lehrlingsausbildung. Über 80 jungen Menschen hat der den Beruf des Schreiners vermittelt. Auch im Prüfungsausschuss der Schreinerinnung war Bernhard Lehmann engagiert und hatte unter anderem den Vorsitz im Bezirk Lahr inne. In den dreieinhalb Jahrzehnten, in denen Bernhard Lehmann in der Schreinerei Löffler gearbeitet hat, ist der Betrieb von sechs Mann auf 37 Mitarbeiter stark angewachsen.
Friseurmeister Wilhelm Schmider
Ein Handwerksmeister mit Leib und Seele ist auch Wilhelm Schmider aus Biberach. Im Jahr 1968 legte er in Kaiserslautern die Friseurmeisterprüfung ab und übernahm dann kurze Zeit später den Friseursalon, den seine Eltern Willi und Mathilde Schmider im Jahr 1942 gegründet hatten. Mit dem Namen »Figaro« wurde das Geschäft von Wilhelm Schmider zum Inbegriff moderner Haarmode. Ein Aushängeschild wurden die regelmäßig durchgeführten Frisuren-Shows im Rahmen der WSB-Leistungsschauen und des Ostermarkts. Letztes Jahr hat Wilhelm Schmider das Geschäft an seine Tochter Evi Lehmann übergeben. Dennoch stellt sich Wilhelm Schmider noch täglich in den Dienst seiner Kunden. »Am Mittwoch habe ich frei«, macht der erfahrene Handwerksmeister augenzwinkernd deutlich, dass er immer noch viel Spaß an seinem Beruf hat und gerne mit den Menschen zusammenkommt.
Maurermeister Eduard Volk
Maurermeister Eduard Volk wurde mit dem goldenen Ehrenmeisterbrief für über 40 Meisterjahre geehrt. Er hat 1975 seine Prüfung zum Maurermeister abgelegt. Er hat das Handwerk bei seinem Vater Karl Volk gelernt, der 1935 das Geschäft gegründet hat. Der Betrieb befand sich zunächst in Haslach, zog später nach Prinzbach um und im Jahr 1959 dann an den heutigen Standort in Biberach. Seit 1986 führt Eduard Volk die Firma Bau-Volk und ist auch heute noch Chef im Unternehmen. Er leitet das Geschäft zusammen mit seinem Sohn Rolf, der ebenfalls schon die Meisterprüfung abgelegt hat. Zwölf Mitarbeiter gehören dem Handwerksbetrieb an. Regelmäßig werden Lehrlinge ausgebildet. Aktuell sind drei Auszubildende beschäftigt. Als Bauträger hat Bau-Volk mehrere markante Projekte realisiert. Dazu gehören das Seniorenheim Kapellenblick sowie das neue Nachbarschaftshaus in Biberach oder der Fitnessturm in Haslach i.K.
Kraftfahrzeugmechanikermeister Herbert Saal
Herbert Saal aus Haslach hat zunächst den Beruf des Schmids erlernt, ehe er zum Autohaus Staiger in Haslach wechselte und dort Kraftfahrzeugmechaniker wurde. Nach dem Meisterkurs in den Jahren 1959/60 wechselte Herbert Saal zum TÜV in Offenburg. Dort war er vierzig Jahre lang Fahrerlaubnisprüfer und Fahrzeugprüfer. Beim Innenministerium qualifizierte er sich als junger Handwerksmeister für das anspruchsvolle Aufgabengebiet, für das zuvor nur Ingenieur eingestellt wurden. Als TÜV-Prüfer ist Herbert Saal unter anderem auch zur Firma Ritter nach Zell gekommen, um die Sonderaufbauten für die land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeuge abzunehmen. Mit dem Verbreitungsgebiet der Schwarzwälder Post und vor allem mit vielen Biberachern verbindet den bekannten Handwerksmeister unter anderem die Tatsache, dass sein Schwiegersohn Hans Peter Heizmann 16 Jahre lang Bürgermeister von Biberach gewesen ist.