Am Abend des 3. Adventssonntages wurde in der Pfarrkirche St. Symphorian das beliebte Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns aufgeführt. Das Kammerorchester der Philharmonie am Forum, Offenburg, und fünf Solistinnen und Solisten sowie Dieter Benson am Orgelpositiv begleiteten den imposanten Chor. Pfarrer Bonaventura Gerner begrüßte die rund 350 Besucherinnen und Besucher.
Es füge sich gut, so Pfarrer Gerner, dass das fröhlich gestimmte Weihnachtsoratorium des französischen Komponisten am Sonntag »Gaudete« (Freuet euch!) zur Darbietung komme. Dies sei eine willkommene Einstimmung auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Das Werk greife die Inschrift am Südportal der Pfarrkirche auf: »Venite omnes exultate in deo – Kommt alle und frohlockt in Gott!« Mit dem aufwendigen Konzert blicke der Zeller Kirchenchor dankbar auf ein 250-jähriges Bestehen zurück. Des Pfarrers besonderer Dank galt Dirigent Wolfram Dreher, der seit 43 Jahren den Zeller Kirchenchor leitet.
Mit Harfe und Gemeindelied
Eröffnet wurde das Konzert mit den zarten und verspielten Klängen der Harfe. Das Passacaglia von Georg Friedrich Händel schreitet in aller Ruhe voran und variiert in immer neuen Nuancen das eingängige Thema. Die hohen und tiefen Töne korrespondieren harmonisch. Annemarie Laifer hat sich diesem achtsamen Instrument mit Erfolg verschrieben.
Im Anschluss stimmte der Chor das innige Lied »Maria durch ein Dornwald ging« an. Das traditionelle Gemeindelied wurde von Heinrich Kaminski für den mehrstimmigen Chor arrangiert. Den Anfang machen die helleren Frauenstimmen, denen die dunkleren Männerstimmen Antwort geben. Der Inhalt spielt auf die schwangere Maria an: »Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen.« Auf ihrem Weg brachte Maria kahle Dornen wieder zum Blühen, so die hoffnungsfrohe Symbolik.
Die Streicher des Offenburger Orchesters der Philharmonie stimmte in kammermusikalischer Besetzung den Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel an. Mit seinem ruhigen Fluss schloss es sich nahtlos an die Harmonien der beiden vorausgegangenen Stücke an.
Dann jedoch wurden die Töne lauter. Heftig forderte der Chor auf: »Jauchzet dem Herrn alle Welt …: Dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!« Felix Mendelssohn-Bartholdy hat diesen Appell programmgemäß umgesetzt. Die Interpretation lässt an ein barockes Vorbild denken. Bemerkenswert ist der darauf folgende Umschlag in einen getragenen Verlauf, in dem das »Jauchzen« sanfter verinnerlicht wird. Der komplexe Chorsatz für acht Stimmen wurde vom Chor gut gemeistert.
Harmonie der Gegensätze
Das als Höhepunkt angekündigte Weihnachtsoratorium lenkt den Blick auf die Hirten, welche auf dem Felde die Botschaft von der Geburt Jesu vernehmen. Den Eindruck der ländlichen Idylle vermittelt eine musikalische Einführung mit der Oboe. Es lag an Sonja Müller, diesen Part solistisch zu übernehmen. Die Streicher kündigten indessen den Weckruf des Engels an, der die Hirten auffordert, sich auf den Weg nach Bethlehem zu machen.
Die Erzählung des biblischen Fortgangs und die Botschaft selbst lässt Camille Saint-Saëns von fünf verschiedenen Solisten, zwei Männer- und zwei Frauenstimmen, verkünden. Die Reaktion des Himmels auf das Ereignis liegt beim Chor, der äußerst kraftvoll »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen« singt.
Die Szene bleibt auch im weiteren Verlauf bei den Hirten auf dem Felde. Das Wunder der Geburt wird als Erfüllung von Verheißungen in den Psalmen besungen. Die fromme Lyrik wird von Solistinnen und Solisten in zahlreichen Arien gestaltet. Deren musikalische Begleitung liegt oftmals bei Einzelinstrumenten, die in ihrer musikalischen Eigenart zur Geltung kommen.
Fulminanter Schluss
Nicht minder gilt die Aufmerksamkeit dem Chor. Ihm obliegt, das Halleluja zu »jauchzen«. Aber auch, um die Gefahr des Unglaubens bewusst zu machen, setzt der Komponist den Chor ein: »Warum toben die Nationen und die Leute reden so vergeblich?« Chor und Instrumente inszenieren mit ihrem fortissimo eine bedrohliche Stimmung. Ihr wird dann freilich in heftigem Brustton der Überzeugung das »Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist« entgegengehalten.
Begeisterter Beifall
Am Schluss des Oratoriums fordert der Chor auf, dem Gottessohn Geschenke zu bringen. Das ganze Volumen der Stimmen und Instrumente wird eingesetzt, um zu begeistern. Dieser Schluss wurde zum Erkennungsmerkmal des Oratoriums. Nicht minder voluminös fiel der Applaus der Besucher für das grandiose Konzert aus. Das Publikum war zuvor mit Rücksicht auf den geistlichen Charakter gebeten worden, auf den Applaus nach den Einzelbeiträgen zu verzichten. Am Schluss wurde dies nachgeholt.
Als Zugabe wiederholte der Chor aus dem Programm das Stück »Verleih uns Frieden« von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Es war einst auf die Liste verbotener Lieder gesetzt worden – von Mächtigen, die nichts vom Frieden hielten und nur an die Herrschaft über andere dachten. Die Weihnachtsbotschaft hält dagegen.