Seit vergangenem Freitag ist der Generationenwechsel an den Spitzen der Talschulen geschafft. Mit der Amtseinführung von Matthias Demmel am SBBZ Lernen wurde der letzte Rektorenposten neu besetzt.
Den Schülerinnen und Schülern, Kollegen aus dem SBBZ und von den anderen Talschulen, den offiziellen Rednern und vielen anderen gelang es auch diesmal wieder, dem schon viele Jahre bekanntem »Neuem« an der Spitze der Schule (Demmel ist bereits seit 2009 Teil des Kollegiums) ein emotionales Fest zu bereiten, dem die besten Wünsche in einer kreativen Videopräsentation vorausgeschickt wurden: Think big, start small etwa. Außerdem: Bleib gesund, Öffne das Herz und Musik liegt in der Luft. Letzteres ließen sich die Orff-Rocker nicht zweimal sagen und bereiteten mit Lehrer Sinz und »Obladi, Oblada« von den Beatles ein herzliches Willkommen. Sinngemäß geht es in dem Text darum, dass das Leben so kommt, wie es eben kommt. Rektor werden zum Beispiel. Damit, dass Demmel den Job jetzt macht, sei für die Kollegen ein Wunsch in Erfüllung gegangen, plauderte Sinz später aus dem Nähkästchen.
Stärken festigen, Lücken begegnen
Schulrätin Sabine Heldt-Erhardt war als Vertreterin des staatlichen Schulamts gekommen. Sie kennt Matthias Demmel schon länger und als jemanden, der Aufgaben ideenreich und gezielt zu lösen versteht. Sie verwies darauf, dass Bildung die zentrale Stellschraube für Teilhabe ist und das SBBZ es zum Ziel habe, Stärken der Schüler zu festigen und Lücken konsequent zu begegnen. Sie konstatierte ihm über seine Profession hinaus, ein kreativer Kopf und mitreißender Musiker zu sein. Etwas, das sich auch in der Schule spiegle. Fast alle spielen dort ein Instrument. Besonders hob sie seine aktive Rolle in der Schulentwicklung hervor – Demmel war seit 2011 Mitglied im Fachberaterteam des Staatlichen Schulamts Offenburg – seine effizienzbasierte Arbeitsweise, die Kooperation mit anderen Schulen. Digitalisierung und Individualisierung des Unterrichts seien ihm wichtige Themen. Heldt-Erhardt sprach ihm für die Umsetzung die besten Voraussetzungen zu: ein stabiles fachliches Fundament habe ihn auf den Wind der neuen Aufgabe bestens vorbereitet. Die Schulrätin wünschte ihm »immer den passenden Beat« und zitierte abschließend aus Demmels Lieblingslied »Forever young«: May your heart always be joyful.
Sprößlinge pflegen
Bürgermeister Günter Pfundstein war als Vertreter des Schulträgers, der Stadt Zell gekommen. »Ihre pädagogischen Fähigkeiten sind gefragt«, hieß er Demmel herzlich willkommen. Um auf die Schwächen der Kinder eingehen zu können sei gute Beobachtungsgabe und viel Einfühlungsvermögen gefragt. Schließlich sollen die Schüler bestmöglich auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. »Horst Koller hat Ihnen ein gut bestelltes Feld hinterlassen. Achten Sie auf die Sprösslinge«, fand er eine anschauliche Metapher. Er erinnerte daran, dass die Zeller Förderschule einen hervorragenden Ruf genießt und hatte als Geschenk ein hochprozentiges Wässerle aus städtischer Produktion mitgebracht.
Hanni Schaeffer vom örtlichen Personalrat gratulierte ebenfalls herzlich: »Du bist genau der Richtige für diesen Job.« Demmel zeichne es aus, dass er gut zuhören und besonnen agieren könne, dabei jedoch stets eine klare Meinung habe und fachlich kompetent sei. Sie hob besonders das Engangement der Förderschule an der KZ-Gedenkstelle Vulkan hervor, das unter den Fittichen von Amtsvorgänger Koller angestoßen wurde und weitergeführt werden soll.
Auch Kollers Wunschkandidat
Als Horst Koller das Wort ergriff, sorgte er für ein Schmunzeln, als er ankündigte, die Gelegenheit nutzen zu wollen, um die Rede, die er bei seiner eigenen Verabschiedung aus Zeitgründen nicht gehalten hat, nun doch noch unters Volk zu bringen. Er stellte die Frage, ob alle das Gleiche tun müssen, weil alle Menschen gleich sind. Mitnichten – vielmehr gehe es darum da anzusetzen, wo die Stärken jedes Einzelnen liegen. Demmel sei auch sein Wunschkandidat gewesen. Er gab ihm keine Ratschläge, außer nicht zu versuchen, ihn zu kopieren. Der Rektor a. D. warf zudem einen Blick weit in die Vergangenheit. Heute seien in der Schule Dinge verwirklicht, die bereits in den 1970er Jahren angedacht waren. Die »Wohlfühlschule« SBBZ Lernen habe Realität werden können, weil alle Kollegen am gleichen Strang gezogen haben.
Auch der Elternbeirat sah die Schule in besten Händen und wünschte allerbestes Gelingen.
Die Schulleiter-Kollegen hatten überlegt, was einen guten Musiker ausmacht. Alle Kompetenzen und Talente, die ihnen eingefallen waren, treffen auch auf Demmel zu. Sie hatten kleine Geschenke mit Symbolgehalt mitgebracht und ein wichtiges immaterielles Angebot: »Wir Talschulleiter stehen hinter Dir. Ruf einfach an, wenn Du etwas brauchst.«
Wünsche aus der Schulgemeinschaft
Alle Schüler, außer die, die gerade im Praktikum sind, hatten für Matthias Demmel ein kreatives Programm einstudiert. Die SMV hatte eine Umfrage in der Schule gestartet, deren Ergebnisse sie dem neuen Schulleiter mitteilte. Der kündigte an, die Gedanken weiterzuverfolgen. Die G1 machte sich Gedanken darüber, »was Herr Demmel braucht …«, die G2 hatte einen fetzigen Buchstabentanz in die Aula gewirbelt, die G3 eine Schatzkiste mit vielen Wünschen dabei und von der H1 gab es eine Schultüte voller Überraschungen, in der – ganz lebenspraktisch gedacht – sogar Taschentücher nicht fehlten »falls Ihnen mal zum Heulen ist«. Der Zirkus Karambolage hatte groß aufgefahren und Artisten und Feuerspucker zeigten ihr Können. Das Kollegium brachte eine handfeste Stärkung mit und »Blumen für die Frau«.
Besonnen Handeln
Das letzte Wort hatte der neue Schulleiter. Er forderte, dass man im Alltag das tun sollte, was man tun mag. Am SBBZ ginge es darum, Hilfe beim Entfalten der Potenziale zu geben: »Der Blick ist genau auf jeden Einzelnen gerichtet.« Demmel wünscht sich, nicht nur den Schülern, sondern auch den Kollegen gerecht zu werden. Dazu gehöre es, den Rahmen für effizientes Arbeiten zu schaffen. Viele Prozesse seien schon auf dem Weg – dank dem Engagement und der Kreativität aller Beteiligten. Und er analysierte: »Die Gesellschaft braucht Veränderung, keinen blinden Aktionismus, sondern besonnenes Handeln.« Dafür brauche es Menschen, die das können.
Info Schulentwicklung
Schulentwicklung wird am SBBZ Lernen schon seit Jahren gemeinsam »gemacht«. In regelmäßigen Konferenzen beschäftigt sich das Kollegium sehr ausführlich mit pädagogischen Themen. Als Faustregel für die Konferenz gilt: 1/3 Organisatorisches, 2/3 Pädagogisches. Dies schafft gemeinsame Sprache und das gute Gefühl in eine gemeinsame Richtung zu gehen. Durch Matthias Demmels vielfältigen Erfahrungen in der Lehrerfortbildung und die Mitarbeit im Fachberaterteam des Schulamts Offenburg, konnte er viele Impulse in unsere Schule mitnehmen.
Ein enger Kontakt zum Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Freiburg und eine Begleitung durch die Bildungsregion Ortenau schaffen für ihn den konkreten Bezug zur aktuellen wissenschaftlichen Diskussion. »Schließlich sind wir Lehrerinnen und Lehrer auch Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler und brauchen diese Impulse. Sie sind Teil unserer Professionalität«, sagt der neue Rektor.
2002 Abitur am Raichberg Gymnasium Ebersbach/Fils
2002 Zivildienst in der WfbM Eschenbach
2003 Studium der Sonderpädagogik an der PH Ludwigsburg/Reutlingen
2008 Vorbereitungsdienst (Referendariat) am Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Meckenbeuren
2009 Dienstantritt an der Förderschule Zell am Harmersbach
Ab
2010 Regelmäßige Tätigkeit als Mentor für Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter des Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Freiburg
Ab
2011 Mitarbeit im Fachberaterteam des Staatlichen Schulamts Offenburg
2012 Kontaktstudium »Lerncoaching« an der PH-Freiburg / in Kooperation mit dem Institut Beatenberg
2016 Ausbilder am Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Freiburg
Ab
2018 Lehrgangsleitungen an den ZSL Außenstellen Bad Wildbad und Kloster Comburg; Schwerpunktthemen: Kooperatives Lernen/ Prozessorientierte Diagnostik/ Personalisiertes Lernen
2019 Schulleitung am SBBZ Lernen in Zell am Harmersbach.
















