Was könnte man tun, um die Zeller Kernstadt familienfreundlicher zu machen? Darüber dachte die Arbeitsgruppe »familienfreundliches Zell« bei einem Stadtspaziergang am Mittwochabend nach.
Das Ziel der Überlegungen der Arbeitsgruppen ist stets, Vorschläge so konkret fassen zu können, dass relativ zügig eine Budgetierung und Umsetzung möglich wird. Die größte Aufmerksamkeit wurde am Mittwoch dem Areal rund um den Hirschturm zuteil.
Vor Ort wurden die Stellen genau in Augenschein genommen, die bei der Arbeitsgruppensitzung in der Woche zuvor als Ansatzpunkte ausgemacht worden waren. An Ort und Stelle wurde schnell klar, dass die öffentlichen Flächen in der Stadt viele verschiedene Funktionen erfüllen müssen. Sie dienen dem Aufenthalt von jungen und alten Menschen, großen und kleine Gruppen, von Menschen, die oft dort sind, weil sie in der Kernstadt wohnen, und von Menschen, die sich dort nur ab und zu aufhalten. Sie werden mal intensiver, mal weniger intensiv für Veranstaltungen genutzt. Außerdem parken auch Autos und Fahrräder – und es gibt eine Menge Kunst.
Das Augenmerk beim Stadtspaziergang galt der Frage, wie man die Plätze attraktiver für Familien machen kann. Dabei waren Möblierung, Spielmöglichkeiten und der Gesamteindruck die Faktoren, über die in der Gruppe gesprochen wurde. Auch eine bereits vorliegende Planung, die »Stadtoase« aus dem Jahr 2010, wurde mit hervorgeholt.
Mauer öffnen
Am Hirschgarten führte die Erfassung des Status quo zu dem Meinungsbild, dass die »Hagebutten« auf dem Platz am Hirschturm nicht besonders gut aufgehoben sind. Zu dominant sei ihr Raumanspruch. Die Fläche könne familienfreundlicher und vielseitiger genutzt werden, wenn das Kunstwerk versetzt werden würde. Eine neue Möblierung in diesem Bereich müsste veränderbar sein und Spielmöglichkeiten müssten zwar attraktiv sein, aber kompakt bleiben, damit die Nutzung der Fläche für Veranstaltungen nicht übermäßig eingeschränkt wird.
Die Bestandsaufnahme der Architekten, die 2010 mit der »Stadtoase« befasst waren, hatte zudem ergeben, dass durch die Hecken ein einengender, abgeschlossener Raum entsteht. Wäre die Begrünung weg, wäre der Gesamteindruck großzügiger und ein barrierefreier Zugang zum Platz am Hirschturm könnte geschaffen werden. Allerdings gab eine Mutter zu bedenken, dass die Kinder eher die Grenze zwischen Straße und Platz erkennen, wenn eine deutliche Barriere vorhanden ist.
Eine weitere Verbesserung der Situation sieht die Gruppe im Schaffen eines Durchgangs durch die alte Mauer zum Hirschturm-Park. Mit weniger Blumenbeeten, dafür mehr Vesperinseln und Spielmöglichkeiten könnte er attraktiver für Familien werden und mehr Möglichkeiten für Bewegung geben. Im Raum stand zudem die Idee eines »Hirschgarten-Rohrtelefons«. Durch die dann vielleicht mit dem Durchgang anders gestaltete Grundsituation eine spannende Sache. Neupflanzungen könnten ökologisch sinnvoller als momentan der Fall gestaltet werden.
Eher schwierig für die Schaffung einer familienfreundlichen Stadtoase ist indes das Vorhandensein von vier Parkplätzen auf öffentlichem Grund in der Turmstraße, eine eigentlich ruhige Straße mit wenig Verkehr. Wären die Parkplätze weg, würden sich sehr viel
mehr Möglichkeiten eröffnen. Verkehr, Optik und Sicherheit – vieles wäre vermutlich besser.
Potenzial entwickeln
Als zweiter Ort wurde bei einbrechender Dunkelheit noch der Platz hinter dem Narrenbrunnen unter die Lupe genommen. Insgesamt wurde der Fläche viel Potenzial für Familien zugestanden. Hier wünschte sich vor allem Hubert Temme als prägendes Element eine stattliche Linde mit Rundbank. Sitzmauern als Abgrenzung zur Straße hin könnten für ein besser gegliedertes Raumgefühl sorgen. Und auch sonst fehlen dem Platz – wie eigentlich der ganzen Kernstadt – aktuell Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Immer wieder wurde an verschiedenen Stellen auch das Thema »Wasserspiele« angesprochen. Eine sicherlich gute Idee, für die jedoch der richtige Platz noch gefunden werden muss.
Weitere Orte, die sich die Arbeitsgruppe »familienfreundliches Zell« noch anschauen will, sind der Einstieg ins Bachwegle am Sonnenparkplatz, der Platz vor der Wallfahrtskirche und die brandneue Freifläche am »Hechten«.
Zweiter Workshop Zell 2030
Zuvor, am 9. Oktober hatten sich die verschiedenen Arbeitsgruppen bei einem Treffen gegenseitig über den Status quo ihrer Projekte informiert.
Die AG Vereine berichtete über den Kick-Off zum Zeller Vereinszentrum, der Mitte September stattgefunden hatte, und den Überlegungen, wie ein Vereinsforum zukünftig einen Mehrwert für Vereine und Synergien schaffen kann. Angedacht ist etwa eine Onlineplattform, auf der Vereine zum Beispiel ihre Infrastruktur zur Miete anbieten können. Eine gemeinsame Lagerfläche für Inventar wäre in ihren Augen sinnvoll, ebenso die Beschaffung einer Stadtbühne für Veranstaltungen. Im Rahmen der Sanierung des Rathauses wäre es sinnvoll Anschlüsse für Wasser und Strom für Veranstaltung im Außenbereich mit einzuplanen.
Die AG Wirtschaft will die Idee des »Städtlekaufhauses« vorerst nicht konkret weiterverfolgen, sondern sich dafür stark machen, dass Handel und Gewerbe in Zell bestens darüber informiert sind, welche Möglichkeiten der digitale Wandel bietet. Dafür will sie eine Infotainment-Veranstaltung zum Thema Wirtschaftsförderung initiieren. Das Städtlekaufhaus soll dennoch langfristig im Fokus von Zell 2030 bleiben.
Ganz nah und greifbar ist ein Projekt der AG Jugend & Kultur. Sie möchte das Areal um den Hirschturm im Dezember zu einer Winterwelt umgestalten, die als kleines, weihnachtliches Pendant zur Nohocker-Party gesehen werden kann – mit Musik und Glühwein, einem kleinen
Programm, tausend Lichtern und gemütlicher Stimmung. Das Konzept für das Jugendforum ist ebenfalls im Werden und soll in Kürze vorgestellt werden.