Trotz einer aufziehenden Schlechtwetterfront haben die Kandidaten der CDU die geplante Radtour an die Verkehrsknotenpunkte in und um die Innenstadt wie geplant durchgeführt. »Das Verkehrsthema ist uns viel zu wichtig, als dass wir es wegen dem unbeständigen und stürmischen Wetters absagen könnten«, begrüßte Fraktionsvorsitzender der CDU, Hannes Grafmüller die Kommunalwahlkandidaten.
Die Tour sollte die wichtigsten Kreuzungen und bisher angedachten Entlastungswege aufzeigen, die in Zell in und um die Innenstadt möglich sind. Ziel dieser Wege
ist es, den Verkehr besser zu leiten.
»Alle wollen Entlastung der Verkehrssituation, doch niemand will die Fahrzeuge vor seiner eigenen Haustür vorbeiführen lassen.« Mit diesem Wissen begannen die Kandidaten ihre Tour zur Hauptverkehrszeit am städtischen Sonnenparkplatz und Kreisverkehr und führten sich die Brisanz dieses Themas vor Augen.
»Täglich fahren bis zu 24.000 Fahrzeuge in den Kreisverkehr ein und nehmen nahezu zu Zweidritteln den Weg durch die Innenstadt«, flossen Ergebnisse der Verkehrsschau in die Eindrücke ein. Kandidat für den Stadtrat, Christian Pristl stellte fest, dass nicht alle Fahrzeuge zwingend durch die Innenstadt rollen müssten. »Wir sollten weitere Wege erschließen, um die Fahrzeuge direkt zu den Wohngebieten oder ihren Zielen außerhalb zu führen.« Das würde viel helfen.
Bisherige Überlegungen und Planungen sehen Bypässe und neue Wege vor, die Ausweichen ermöglichen: Von Knotenpunkten, die außerhalb der Kernstadt liegen, würden diese Straßen unter anderem zu den jeweiligen Stadtgebieten führen.
Bypässe südlich der Hauptstraße
So bietet sich zum Beispiel vor dem weißen Kreuz (mit einem Kreisverkehr vor der bestehenden Brücke) die Möglichkeit, den Verkehr teilweise in die Unterentersbacher Straße zuleiten. Das Verkehrsaufkommen müsse nicht in Gänze durch die Innenstadt fließen.
»Baulich sind bereits Überlegungen getroffen. Mit getätigten Grundstücks- und Gebäudeerwerben hat die Stadt Zell eine Grundlage für solche Maßnahmen erarbeitet«, erläuterte Hannes Grafmüller. »Der Rückstau an dieser Ecke könnte dann bald Geschichte sein«, meinte Stadt- und Ortschaftsratskandidat Michael Wurtz aus Unterentersbach, der gerade diese Strecke gut kennt.
Weiter müssen Überlegungen um einen Ausbau der Hindenburgstraße angestellt werden, stellten die Kandidaten fest. Doch gelte es bei den Anwohnern um höhere Akzeptanz für diese Maßnahme zu werben. Ein Grünstreifen oder eine breitere Straße könnten dazu beitragen.
Im Verlauf der Radtour konnten sich die Kandidaten noch weitere Bypässe vorstellen. Die Fahrbahn der Grabenstraße, die derzeit bezogen auf die Ausbauklasse noch nicht ausreiche, biete sich an verbreitert zu werden. »Auch damit könnte ein Teil des Verkehrs aus der Innenstadt genommen werden, das Verkehrsaufkommen besser aufgeteilt werden«, bemerkte Stadtratskandidat Stefan Polap, der sich ebenfalls für eine Entlastung in der Hauptstraße ausspricht. Es seien wenige Flächen, die die Stadt brauche, um eine Verbreiterung um bis zu zwei Meter umsetzen zu können. Dann ließe die Straße Begegnungsverkehr auch von zwei Bussen oder Einsatzkräftefahrzeugen zu.
»Nur so kann Zell für den Einzelhandel attraktiv werden – wenn sich der Verkehr um ein Mehrfaches reduziert«, brachte der Stadtratskandidat Patrick Stoltzenberg ein, der insbesondere die wirtschaftliche Situation im Einzelhandel kennt.
Ein weiterer wichtiger Verkehrsknotenpunkt liegt am ehemaligen Gasthaus Hechten. Auch dort bieten sich durch Grundstückskäufe der Stadt Zell mehrere Möglichkeiten an: Über die Grabenstraße könnte in die Hauptstraße eingeschwenkt werden oder über eine neue Brücke von der Hindenburgstraße in die L94. »Wenn wir diese Überlegungen tatsächlich verfolgen, können die Verkehrsströme besser und effektiver geleitet werden«, zeigte sich Rainer Kälble zuversichtlich.
Abschließend machten sich die Radler noch Gedanken über einen dritten Verkehrsknotenpunkt, der im Bereich des ehemaligen Gasthauses Linde an der Lindenbrücke liegt. »Hier könnte von der Hindenburgstraße, am alten Spital vorbei bis zur bestehenden Brücke eine weitere Trasse entstehen, die eine zusätzliche Entlastung bringen könnte.«
Verkehrskonzept oben auf Aufgabenliste
Insgesamt sind sich die Kandidaten einig: Es ist notwendig, ein schlüssiges Verkehrskonzept weiter zu entwickeln, um auf die zunehmende Verkehrsbelastung zu reagieren. Die einseitige Belastung der Hauptstraße, die fehlende bessere Aufteilung der Verkehrsströme, bringen Nachteile für die Attraktivität der Innenstadt und den Tourismus – und damit gehen insgesamt wirtschaftliche Einbußen einher. Deshalb steht ganz oben auf der Prioritätenliste der Kandidatinnen und Kandidaten der CDU: Die Suche nach weiteren, praktikablen Lösungsansätzen. Anspruch sei es, Entlastung im Einvernehmen mit der Bevölkerung zu schaffen.
Die Zukunft hinsichtlich des autonomen Fahrens von Fahrzeugen sei bereits heute greifbar, sodass viele Einflussfaktoren und die technischen Entwicklungen im Gesamtkonzept berücksichtigt werden sollen. »Erst wenn viele Puzzleteile in der Verkehrsplanung zusammengebracht werden, sind auch die Einzelmaßnahmen für den direkt betroffenen Bürger vertretbar. Es geht ums Ganze und die Absicht eine Entlastung zu erzielen«, beendete der CDU-Vorsitzende Hannes Grafmüller die diskussionsreiche Radtour durch Zell.