»Er war AWO-Mensch durch und durch«, rang der AWO- Ortsvereinsvorsitzende Heinz Engelhardt am Samstag zu Beginn der Mitgliederversammlung um Fassung, bei seinem Nachruf auf den jüngst verstorbenen Rolf Oswald (80). Gelöst dann aber ging es im Zeller Kultur- und Veranstaltungszentrum anschließend zu: bei der Feier zum 100-jährigen Bestehen der Arbeiterwohlfahrt und zum 70-jährigen Jubiläum des Zeller Ortsvereins.
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Heinz Engelhardt konnte eine Vielzahl von Ehrengästen begrüßen, darunter Bürgermeister Günter Pfundstein, Monika Schmidt als Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Ortenau sowie Siegfried Eberle als Ehrenvorsitzenden des Ortsvereins.
»Die 1919 gegründete Arbeiterwohlfahrt zählt mit 590.000 Mitgliedern und ihren vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern zu den anerkanntesten Verbänden der freien Wohlfahrtspflege«, würdigte Günter Pfundstein das Jubiläum. Da mit dem Ende des Ersten Weltkriegs große Teile der Bevölkerung unter Hunger und Arbeitslosigkeit litten, verfolgten die AWO-Gründer das Ziel eines modernen Fürsorgerechts.
Ebenfalls große Not herrschte ob der fatalen Folgen des Zweiten Weltkriegs, als die Zeller Ortsverein am 24. Juli 1949 im Gasthaus Krone ins Leben gerufen wurde. Referiert wurde »über Kinder-Erholung, Erwachsenen-Erholung, Betreuung alter Leute, Betreuung der Heimkehrer, Betreuung der Flüchtlinge, Beratungen und Hilfsleistungen«, zitierte der Bürgermeister aus dem damaligen Programm, das an Aktualität nichts verloren hat.
»Wenn es die AWO nicht gäbe, müsste man sie erfinden«, meinte er, stünde sie doch allen gesellschaftlichen Schichten und Menschen jeden Alters mit Rat und Tat zur Seite.
Die AWO als Schutznetz
Dieser Dienst am und für den Menschen sei wertvoller denn je, betonte das Zeller Oberhaupt. Denn während früher im Familienverbund vieles abgefedert wurde, haben sich die Familienstrukturen in den letzten 100 Jahren grundlegend verändert. »Angesichts weiter aufbrechender Strukturen wird ein Verein wie die AWO auch in Zukunft unverzichtbar bleiben«, ist Pfundstein überzeugt.
Er dankte dem 133 Mitglieder starken Ortsverein für dessen Engagement und das breite Spektrum seines Leistungsangebots und verwies auf den Waldkindergarten als aktuell gemeinsames Projekt am Start, »das in der Kinderbetreuung ganz neue Impulse setzen wird.«
Tiefe Betroffenheit herrschte unter den rund 50 Anwesenden, als man im Rahmen der Totenehrung auch des am vorletzten Samstag verstorbenen Rolf Oswald gedachte und Heinz Engelhardt dessen vielfältige Verdienste und ganz besonderen Einsatz für die AWO in Erinnerung brachte.
»… werde ihn nie vergessen«
»Ich vermag gar nicht alles aufzuzeichnen, was Rolf Oswald in der AWO war und was er in und für die AWO alles auf den Weg gebracht hat«, so der Vorsitzende, der dennoch eine Zusammenfassung versuchte: Rolf Oswald kam als junger Sozialarbeiter zur AWO. Er war Jugendreferent beim AWO-Bundesverband und er war es, der das bis heute bestehende AWO Jugendwerk gründete. Nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Bezirksverbandes kam er als Leiter der AWO-Klinik nach Nordrach und engagierte sich von Anfang an auch ehrenamtlich im Zeller Ortsverein. Hier organisierte er beispielsweise zusammen mit dem Bildungszentrum die Weltkindertage.
Posthum dankte Heinz Engelhardt Rolf Oswald für sein besonderes Engagement für die Zeller AWO. »Ich werde ihn nie vergessen, und wie mir geht es sicher vielen seiner Weggefährten in der AWO.«
Angebot nun auch für Jugendliche
Die Mitgliederversammlung selbst beschränkte sich diesmal auf die – einstimmig erfolgte Entlastung – des Vorstands, da die Berichte von Vorstand, Kassierer und Kassenprüfer bereits im Vorfeld an alle Mitglieder verschickt worden waren.
Dem Bericht des Vorstands war unter anderem Folgendes zu entnehmen: Die Landessammlung im März war nur mäßig erfolgreich. Bislang konnte der Ortsverein noch nicht die Ergebnisse der Sammlung durch die von Tür zu Tür gehenden Mitglieder erreichen. Diese Vorgehensweise hatte aus personellen Gründen eingestellt werden müssen, stattdessen hat die AWO rund 300 Betriebe in der Raumschaft angeschrieben.
Als Nachfolger von Hans-Peter Esslinger wurde Heinz Engelhardt in den AWO-Kreisvorstand gewählt. Im Jahresbericht dankte Letzterer seinem Vorgänger für dessen Arbeit im Kreisvorstand, in dem er unter anderem die Interessen des Zeller Ortsvereins hervorragend vertreten habe, ganz herzlich.
Auch war dem Bericht zu entnehmen, dass es aufgrund häufiger Nachfrage im Rahmen der kommenden Stadtranderholung erstmals ein Angebot für Zwölf- bis 16-Jährige geben wird. »Die Plätze in der entsprechenden Segelfreizeit in den Sommerferien waren innerhalb kürzester Zeit belegt«, hieß es in der Zusammenfassung des Jahresgeschehens.
»… ich bin begeistert«
Dank des ausnahmsweise schriftlichen Vorgehens im Vorfeld der Mitgliederversammlung blieb Zeit und Raum für das Rahmenprogramm zur Feier der beiden AWO-Jubiläen.
Für schwungvolle Töne sorgten traditionelle Arbeiter-, Friedens- und Freiheitslieder, dargeboten vom »Rote Socken Chor«, einer seit etwa sechs Jahren bestehenden Chorgruppe der SPD Ortenau. Besagte Lieder und das Singen derselben gehören im Übrigen zum Unesco Weltkulturerbe!
Renate Oswald und Martina Wetzel steuerten Interessant-Informatives bei, indem sie die AWO-Gründerin anno 1919 auf die Bühne brachten: Marie Juchacz, desgleichen Marta Schanzenbach. Letztere hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die AWO in Südbaden wieder aufgebaut.
Dafür hingegen, dass immer wieder reichlich Lachtränen flossen, sorgte Michaela Neuberger als »Zetzel«. Mit hinreißend humoriger Herzenswärme, unbedingter Publikumsnähe und vollem Körpereinsatz erzählte sie, was die Alten einst von Zell erzählten. Und überreichte dem AWO-Ortsvorsitzenden abschließend eine St. Benediktus-Medaille – zum Schutz, »damit Sie Ihre Arbeit noch lange fortführen können«. Stellvertretend für den gesamten Saal stellte der AWO-Ortsvorsitzende betreffs der Zetzel in seinem Abschiedswort fest: »Ich bin begeistert.