Fahndungsplakate nahmen die Besucher des Städtle-Abends in Empfang. Überall war plakatiert. Der Unterharmersbacher Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner soll in Ägypten gesichtet worden sein. Kann das sein oder hat er einen Doppelgänger?
Es sollte nicht der einzige Spitze aus dem Städtle in Richtung Unterharmersbach an diesem Abend bleiben. Themen, die man aufs Korn nehmen konnte, hatte sowohl der eine wie der andere Ortsteil im vergangenen Jahr genug geliefert. Auch international war einiges geboten, so dass die Närrinnen und Narren am Ende auf einen höchst vergnüglichen Abend zurückblicken konnten. Kurz und gut: Beim »Städtle« war die Hölle los.
Die haben einen Knall
»Wir wollen knallen – die Bürgerwehr darf auch!« skandierten da zum Beispiel »Die Knallers«. Sie kämpften für eine allgemeine Knallerlaubnis in der Kernstadt. Wenn’s nach ihnen ginge, dürften »alle mit einem Knall kommen«, nicht nur Paul Gutmann mit seiner Bürgerwehr und das THW beim »Tag der Sicherheit«. Und sie wussten auch schon, wie ihr Anliegen von Erfolg gekrönt sein könnte: Agilevent muss helfen – mit Stadtmarketing-Aktion wie »Storchenturm in Flammen«. Wenn das auch nichts nütze, so eine Idee, könne man ja einen Party- und Feuerwerksverein (kurz PUFV) gründen mit einem Knallermarsch als Vereinshymne. Weiter ging’s vom Hölzchen aufs Stöckchen vom Feuerwehrfest (»Das war der Knaller«) zu den Volksbank-Tannenbäumen (»Die haben den Knall net gehört«), zu den städtischen Grünanlagen und zum transparenten Rathaus, über die Fahrradständer und den Rundofen schließlich wieder zum Kernpunkt. »Was steht eigentlich genau auf den Schildern, die da zu Silvester hängen?«. Die sagen, dass Knallen am 31. Dezember und 1. Januar in der historischen Altstadt untersagt ist. Ahhhh …!
Die heißeste Baustelle
Dass ein Bürgermeister in einem Jahr so allerhand erlebt, wurde im zweiten Beitrag deutlich. Die Gelegenheit einer Rede zu seinen Bürgern nutzte »Bürgermeister Super G«, um etwa die Baumaßnahmen in Zell ins rechte Licht zu rücken. Die L94 sei die allergrößte innerörtliche Baumaßnahme und trotzdem schneller fertig als der Berliner Flughafen. Auch die Statistik wurde bemüht. »Jeder 10.000 Bundesbürger ist ein Zeller«, führte das stolze Stadtoberhaupt aus. Und zum Thema Rathaus-Umbau war Politiker-Logik gefragt: »Wir geben nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen, und wenn wir’s aufnehmen müssen!« Da lässt sich wohl nichts mehr dagegen sagen. Stolz zeigte sich Bürgermeister Super G auch, dass er es geschafft hat, den Bürgern höchstpersönlich das Geld aus der Tasche zu ziehen. Gemeint war natürlich die dm-Eröffnung, bei der er an der Kasse saß.
Der – pardon DIE – Rundofen war hocherfreut »ihren« Günter zu sehen. »Für Günter bin ich der Favorit«, schmachtete sie. Dass sich hoher Besuch ankündigte, passte »der« Rundofen gar nicht. Bürgermeister Super G tat alles dafür, der Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer das Projekt und die tolle Stadt Zell schmackhaft zu machen. Gut gemacht!
Schon rückten die Bauarbeiter an, um den Rundofen wieder aufzuhübschen. Mit allerhand derben und deftigen Witzen und Kalauern machten sich die »Retro-Fit«-Arbeiter an die Baustelle. Einfach hinter die Hecke pieseln? Geht nicht mehr, wenn sogar die Erzieherinnen der Waldspielgruppe eine Genehmigung zum »Wildpinkeln« brauchen.
Herzenssache
Der eine hat ein Herzensprojekt, die anderen tanzen zu »Herzbeben«. Das Kinderballett durfte natürlich auch in diesem Jahr nicht fehlen. Sie tanzten nach einer Choreografie von Anne Selinger und Alina Kienzle aufgrund nicht enden wollender Zugabe-Rufe gleich zweimal und konnten sich am Schluss über einen Herz-Glitter-Regen freuen.
Einfach so
In gewohnter Kulisse ließen sich Florian Lehmann und Martin Pils auf der »Homberlebonk« nieder. Lehmann stellte fest, dass die Bank schon in die Jahre gekommen ist und fragte: »Ist das noch alles zeitgemäß?« Um das zu klären startete er eine Bürgerbefragung vor Ort. Einfach so. Auf den Wahlzetteln konnte man vier Antworten ankreuzen »Ja«, »Nein«, »Habe keine eigene Meinung« und »Da muss ich erst den Ortschaftsrat fragen«. Man darf gespannt sein, wie es ausgeht. Die Ergebnisse werden zur nächsten Fasend veröffentlicht. Der Seitenhieb auf die Umfragediskussion und speziell die Rolle des Unterharmersbacher Ortschaftsrats kam gut an, wurde mit viel Lachen quittiert und noch einige Ecken weitergesponnen. Doch damit war der Hombe noch lange nicht durch. Weiter ging’s mit der ungewissen Konsequenz der anstehenden Kommunalwahl, der neuen Grundschulrektorin, dem Schreckgespenst eines möglichen Hombe-Exits und Sinn und Unsinn der Ziffernblatt-Renovierung an der Wallfahrtskirche.
Ist das nicht ein bisschen einseitig? »Ja« fanden auch die Protagonisten. Sie fassten deshalb kurz die Lage andernorts noch kurz und knapp zusammen: »Nordrach gestaltet das Dorf um und Oberharmersbach ist eh pleite.«
Völlig losgelöst
Kosmisch ging’s weiter. »Astro-Alex« meldete sich aus dem Weltraum. Natürlich nicht der echte, sondern in Gestalt von Viktor Lehmann, der sich Gedanken darüber gemacht hatte, was passiert, wenn ein Zeller in den Weltraum geschossen werden würde. Von oben schaut er auf sein Städtle und denkt an Sternzeichen und Kommunalpolitik, an Arbeitsaufträge und alltägliche Bedürfnisse. Die Natur verlangt ihr Recht. Aber wie geht das im Weltraum: Muss man drücken oder zieht der Unterdruck raus, was die Verdauung übrig gelassen hat? Einen Arbeitsauftrag vom Bürgermeister hat er auch in den Orbit mitbekommen. Er soll herausfinden, ob Mammutbäume in der Schwerelosigkeit schneller wachsen. In der Einsamkeit bleibt viel Platz zum Nachdenken. Und so wird »Astro-Alex« auch noch ziemlich philosophisch. Er fragt sich, warum alle so viel Krach miteinander haben, warum es im Zeller Narrenrat keine Frauen gibt und wo um alles in der Welt die bessere Kilwi steigt. Von oben, so scheint es, sind die Antworten viel einfacher zu finden. »Man muss einfach nur ….« – die Verbindung bricht ab. Nicht nur inhaltlich war »Astro-Alex« ein Leckerbissen. Mit Schwarzlicht und zwei »unsichtbaren« Helfern wurde das schwerelose Weltraum-Thema grandios in Szene gesetzt.
Inspiriert von Hollywood
Das Städtle-Ballett hatte »Schweinebauch mit Tee mocht schee« aufs Programm geschrieben. Ein seltsamer Titel für das Tanztheater, das stets mit einer hervorragenden Geschichte und tänzerischen Qualität zu brillieren weiß. Der Auftritt der ersten Figuren brachte Licht ins Dunkel. Hinter der Chiffre steckte die Geschichte von »Alice im Wunderland«. Herrliche Kostüme, fabelhaft geschminkte Gesichter und eine Kulisse, die sich wahrlich nicht verstecken musste, bildeten den Rahmen für das ausdrucksstarke Ballett. Alle waren mit dabei. Alice natürlich, der Hutmacher, die Grinsekatze, die Herzkönigin, der Hase, die Kartensoldaten … ein wunderbares Märchen, das die Tänzerinnen und Tänzer gleich zweimal aufs Parkett zauberten. »Ich wüsste nicht, was man besser machen könnte«, äußerte sich FVU-Vorstand Dieter Heizmann hinterher und war mit seiner Meinung bestimmt nicht alleine.
Ansichten aus dem Brunnen
Zum Abschluss gab es unter der Überschrift »Schuppig isch de Fisch« Comedy und Lieder von und mit Antje Schwarzkopf, Jeanette Dolce Lo Voi, Viktor Lehmann und Rolf Herr. In diesem Jahr war der Rohrbrunnen der Schauplatz. Ob man’s glaubt oder nicht: Auch Fische haben jede Menge Probleme. Die Population an Schnullern hat – seit es den dm-Markt in Zell gibt – rapide zugenommen, was zu der Spekulation verleitete, der Dreck im Brunnen könne Sinnbild für das Durcheinander drumherum sein. Die Stadt verändere sich, sogar der Bürgermeister besucht die Jubilare mittlerweile mit dem E-Bike. Was dabei oft vergessen würde: Der Bauhof müsse ihm den Blumenstrauß mit dem E-Auto hinterherfahren.
Die Ortschaftsratsdiskussion war für die aquatisch lebenden Wirbeltiere nichts als »Kasperletheater«, was sie auch anschaulich zu illustrieren wussten. Da war das Freie-Wähler-Krokodil, der Ortsvorsteher-Polizist, das Schütze-Kasperle und eine beleidigte Prinzessin namens »Bürgerschaft«, die sich gar nicht wahrgenommen fühlte.
Bleibt nur zu sagen: Hoorig isch die Katz, borschdig isch die Sau – und neu im Reigen der Fasendsrufe – schuppig isch de Fisch!
Mitwirkende Städtleabend 2019
Die Knallers: Britta und Bernd, Timo und Maik Kornmayer
Heiße Baustelle: Katrin und Markus Selinger, Monika Selinger, Jenny Wangler, Jana Herrling, Fabian Faißt, Frank Zimmermann
Herzenssache: Milla und Jule Sattler, Lea Selinger, Tobias und David Selinger, Pia Lehmann, Pia Sapparth, Marie Klammer, Jacob und Hannes Schwendemann
Choreografie: Anne Selinger, Alina Kienzle
Homberlebonk: Martin Pils, Florian Lehmann
Astro-Alex: Viktor Lehmann
Schweinebauch mit Tee mocht schnee: Tamara und Nadine Goltz, Stephanie Herr, Anne Selinger, Vera Dreher, Nora Lay, Nina Damm, Svenja Welle, Benjamin Weise, Fabian Faißt, Maik und Timo Kornmayer, Bastian Boschert, Florian Renner
Choreografie: Tamara Goltz
Schuppig isch de Fisch: Antje Schwarzkopf, Jeanette Dolce Lo Voi, Viktor Lehmann, Rolf Herr
Kulisse: Markus Selinger
Technik: Thomas Brucker, Norman Eble, Oliver Damm
Bar: Christa und Ralf Kübler, Maximilian Breig
Kasse: Michael Florin, Bendix Eisert
Bewirtung: Rescht vum Städtle, unter der Leitung von Monika Selinger, Marion und Ulrich Weißer