Die Bürger der Stadt Zell haben ein großes Interesse daran, wie sich ihre Stadt in der Zukunft entwickelt. Das wurde daran deutlich, dass – wie vor zwei Jahren – rund 300 Teilnehmer zur Bürgerversammlung am Freitagabend in die Ritter-von-Buß-Halle gekommen sind. Schwerpunktthemen des Abends waren die Verkehrsentwicklung und der Erhalt einer lebendigen Innenstadt. Darüber hinaus forderte Bürgermeister Günter Pfundstein die Bürger zur aktiven Mitwirkung bei den Kommunalwahlen 2019 und die Jugendlichen zur Kandidatur für die Jugendgemeinderatswahlen auf. Professor Peter Dehne bestätigte: »Zell steht gut da.« Die Meldung, dass die Zeller Keramik ihre Produktion nach Karlsruhe verlagert, war ein Wermutstropfen für die Zukunftsvisionen von »Zell 2030«.
»Unsere Zukunft in Zell hängt davon ab, was wir heute tun«, rief Bürgermeister Pfundstein am Ende der rund dreistündigen Einwohnerversammlung den Bürgern zu: »Wir sind eine starke Gemeinschaft!« Er forderte dazu auf: »Tun wir also das Richtige für eine gute Zukunft.«
Weit mehr Kanäle als Botschaften
Als »grundsätzliche Anmerkung« stellte das Zeller Stadtoberhaupt der Einwohnerversammlung einen kritischen Blick auf das digitale Zeitalter voran, das sich »alle« wahrscheinlich anders vorgestellt haben. Jede Information stehe überall und jederzeit zur Verfügung und werde mit dem Handy in Echtzeit in der Tasche herumgetragen. Aber statt »gut aufgeklärter Menschen mit Durchblick« gebe es Fragen über Fragen und oftmals Meinungen, die auf Schlagworten, Gerüchten und Überschriften basieren. Es gebe weit mehr Kanäle als Botschaften, viel mehr Selbstdarsteller als Aufklärer, mehr Unklarheit als je zuvor. Man brauche nicht noch mehr unqualifizierte Menschen, sondern mehr gute Gründe.
»Jeder will Klarheit«, stellte Bürgermeister Pfundstein fest »und ich denke, das ist auch die Motivation, warum sie hier und heute in die Einwohnerversammlung gekommen sind.« Diese sei die einzige und direkteste Möglichkeit, etwas über die Zukunft der Stadt zu erfahren. Er forderte die Besucher dazu auf, sich vom »Zukunftsplan Zell 2030« begeistern zu lassen. »Lassen Sie sich darauf ein. Sie werden sehen, es lohnt sich.«
Bürgermeister Pfundstein zeigte sich zu Beginn des Abends hoch erfreut, dass der Einladung zur Einwohnerversammlung so viele Zellerinnen und Zeller gefolgt sind. Neben den beiden Ortsvorstehern Hans-Peter Wagner und Lorenz Breig begrüßte er vor allem Professor Peter Dehne von der Hochschule Neubrandenburg, der das Forschungsprojekt »Zell 2030« mit viel Begeisterung und hoher Fachkompetenz zum Ziel geführt habe. Ebenso dankte Bürgermeister Pfundstein den Vertretern der Begleitagentur AgilEvent und allen Bürgern, die das Projekt ehrenamtlich begleitet und die »Zukunftsgeschichte Zell 2030« mitentwickelt haben.
Die vergangenen zweieinhalb Jahre seien unglaublich interessant gewesen und man habe auch die Möglichkeit gehabt, über den Tellerrand hinauszuschauen, bestätigte Bürgermeister Pfundstein. Überrascht sei man beispielsweise gewesen, dass Straßen in Wohnsiedlungen der Stadt Malente noch nicht asphaltiert sind. Für die Stadt Zell gelte es, dass man weiter am Ball bleibe und für die Zukunft Gas gebe.
Unglaublich viel Lust und hochmotiviert
Für sich persönlich bestätigte Bürgermeister Günter Pfundstein nach dreieinhalb Jahren als Zeller Bürgermeister: »Ich habe noch unglaublich viel Lust und bin nach wie vor hochmotiviert.« Allerdings sei es auch für ihn unmöglich, jeder und jedem immer voll und ganz gerecht zu werden. Wie überall müsse auch er als Bürgermeister Prioritäten setzen, damit der Laden laufe. Er an der Spitze trage die Verantwortung, darüber hinaus seien es die rund 160 motivierten Mitarbeiter der Stadt Zell, die dafür sorgen, dass die Stadt und ihre Einrichtungen funktionieren. Dass nicht immer alles perfekt laufe, sei nur zu verständlich. Bürgermeister Pfundstein: »Wir wollen es nicht jedem recht machen, sondern wir wollen es richtig machen!«
Mit Blick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen im Mai 2019 forderte Bürgermeister Pfundstein die Bürger dazu auf: »Bringen sie sich ein. Stellen sie sich zur Wahl. Machen sie mit.« Nirgendwo sei das Ergebnis des persönlichen Engagements schneller und deutlicher sichtbar als auf kommunaler Ebene.
Auch die Zeller Jugendlichen rief der Bürgermeister im Rahmen der Einwohnerversammlung dazu auf, sich aktiv an den Jugendgemeinderatswahlen zu beteiligen. Bislang gebe es für die 10 Sitze erst fünf Bewerber. Sein Dank galt den noch amtierenden Jugendgemeinderäten, die beim Umbau der Linde zum neuen Zeller Jugendforum aktuell sehr aktiv sind.
Pfundstein rechnet ab
Bürgermeister Pfundstein erinnerte daran, dass er bei der Einwohnerversammlung 2016 an gleicher Stelle versprochen habe, dass bis Ende 2018 in Zell ein neuer dm-Markt eröffne. Dies sei angesichts vieler Akteure und hoher Hürden eine sehr gewagte und ehrgeizige Aussage gewesen. Dennoch sei es in drei Wochen nun soweit, dass der lange ersehnte Drogeriemarkt eröffnet werde.
Bürgermeister Pfundstein kündigte an, dass er am Eröffnungstag von 15 bis 16 Uhr an der Kasse sitzen werde »und ich rechne mit Ihnen ab – wenn Sie wollen. Natürlich nur den Einkauf.« Die Summe, die in dieser Stunde zusammenkommt, werde von dm nochmals kräftig erhöht und für das neue Jugendforum in der Oberstadt gespendet.
Das Zeller Städtle im Jahr 2030
Bürgermeister Günter Pfundstein skizzierte in seiner Ansprache ein Wunschbild von der Stadt Zell, wie sie sich im Jahr 2030 darstellen könnte.
Grundlage dafür ist die Umsetzung von Teilen des geplanten Verkehrskonzeptes:
In dieser Stadt existieren viele Geschäfte, Cafés und Restaurants. Trotz zunehmendem Internethandel ist es gegen den allgemeinen Trend gelungen, viele Ladengeschäfte am Leben zu halten. Es gibt kaum Leerstände und wenn doch, können diese aufgrund der Attraktivität der Innenstadt wieder gut vermietet werden. Teilweise werden Nischenprodukte angeboten.
Das Warenangebot wird durch pfiffige Ideen der Einzelhändler stets hervorragend in Szene gesetzt. Die Schaufenster sind modern gestaltet und machen Lust auf einen Einkaufsbummel. Viele Aktionen tragen zur Kundenbindung bei. Es gibt auch mal ein Glas Sekt oder ein Kaffee. Das Einkaufen macht rundum Spaß, weil auf den Service und die Kommunikation mit dem Kunden größten Wert gelegt wird.
Die Hauptstraße ist belebt: Fußgänger, Radfahrer und motorisierte Fahrzeuge (kleine wie große) sind gleichberechtigt unterwegs. Der Verkehr ist entschleunigt. Es gibt keine Bordsteine. Die Straße ist niveaugleich mit großflächigem Pflaster ausgebaut. Ältere Personen mit Gehhilfen, Familien mit Kinderwagen und gehbehinderte Menschen schätzen diese Stadtgestaltung. Straßencafés und Biergartenatmosphäre prägen das Stadtbild.
Wir finden in der Stadt kleine Spielgeräte sowie Wasserspiele und Brunnen. Es sind viele lachende und hüpfende Kinder in den Straßen unterwegs. Manche spielen sogar Fußball auf weniger befahrenen Plätzen oder verstecken sich in den engen Gassen der Stadt.
Viel Stadtgrün und gepflegter Blumenschmuck zieren die öffentlichen Flächen. Für die vielen Fahrräder sind überall genügend Abstellmöglichkeiten vorhanden, um sein teures Fahrrad sicher anschließen zu können. Am Rathaus gibt es sogar eine Elektro-Ladesäule für Elektro-Fahrräder und Elektro-Autos.
Während des nahegelegenen Musikschulunterrichtes flanieren die Eltern durch die Innenstadt und genießen die Zeit für einen Plausch mit guten Freunden. Zahlreiche Sitzgelegenheiten bieten ausreichend Platz zum Ausruhen oder einfach nur, um Leute zu beobachten. Viele Tagestouristen beleben die Stadt. Die Restaurants und die Gasthäuser sowie die Einzelhändler sind überregional bekannt und haben sich einen festen Kundenstamm erarbeitet.