Am Dienstagabend fand der Abschlussworkshop des Fußverkehrscheck im Zeller Rathaus statt. Es wurden die Ergebnisse aus den beiden Begehungen im Ortsgebiet vorgestellt und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die Belange des Fußverkehrs sollen langfristig bei Entscheidungen in der Verwaltung berücksichtigt werden.
Bürgermeister Günter Pfundstein begrüßte die Teilnehmer. 14 Bürger, darunter drei Gemeinderäte, waren zum Workshop gekommen. Das Gemeindeoberhaupt informierte nochmals über die Auftaktveranstaltung am 2. Juli sowie die beiden Ortsbegehungen am 13. Juli und 18. September diesen Jahres. »Die Ergebnisse sind sehr interessant«, erklärte Pfundstein. »Wir möchten die kleinen Verbesserungen kurzfristig ausführen, die größeren Vorhaben lassen sich nur langfristig angehen«, machte er deutlich.
Johannes Lensch vom Planungsbüro für Mobilität und Verkehrsplanung, Karlsruhe stellte die Gliederung des Abends vor. Zunächst erfolgte ein Rückblick auf die beiden Ortsbegehungen, dann Maßnahmenvorschläge und die Umsetzung im Fußverkehr, Diskussionsrunde und ein Ausblick.
»Fußverkehr ist etwas, was uns alle betrifft«, sagte Lensch zur Einführung. Ziel des Workshops ist die Schaffung von sicheren und attraktiven Fußverkehrswegen. Anhand von Fotos auf der Leinwand zeigte er nochmals die wichtigsten Gefahrenstellen auf, die bei den Begehungen festgestellt wurden.
Querungen der Straße können für Fußgänger durch Ampeln und Zebrastreifen sicher gemacht werden. Ausführlich ging Lensch auf die straßenrechtlichen Voraussetzungen für Zebrastreifen ein und wie diese am besten platziert und gestaltet werden. Auf Zell bezogen nannte er die Hauptstraße als Beispiel, für die ein Zebrastreifen als Querungshilfe vom Untertorgebäude zum Gasthaus Sonne fehlt. » Aus straßenrechtlicher Sicht ist hier ein Zebrastreifen möglich«, sagte Lensch. Bürgermeister Günter Pfundstein stellte außerdem Gefahrenpotenzial bei den anderen drei Zebrastreifen rund um den Kreisverkehr fest, da diese zu dicht am Kreisverkehr angebracht sind. Wenn Fußgänger queren, kommt es hier oft zum Rückstau der PKW bis
in den Kreisverkehr hinein. »Diese Situation wurde schon mit der Polizei und den Straßenverkehrsbehörden diskutiert«, berichtete Pfundstein. Beim Zebrastreifen zwischen der Volksbank und dem Gasthaus Sonne werden zurzeit Gespräche geführt mit dem Ziel, diesen zu verlegen.
Barrierefreiheit verbessern
Johannes Lensch regte an, in der Kirchstraße für die Fußgänger, die vom Gehweg beim Friedhof in den Kurpark oder zur evangelischen Kirche die Straße queren, abgesenkte Gehwege einzurichten. Für die Hauptstraße wies Lensch auf die mögliche Einrichtung von Mittelstreifen hin. Dann könnten die Fußgänger überall die Straße queren: Zunächst über eine Fahrbahn bis zum Mittelstreifen, danach über die andere Fahrbahn. Mittelstreifen bewirken außerdem, dass der KFZ-Verkehr langsamer wird.
Bezüglich der Barrierefreiheit für Personen im Rollstuhl oder mit Rollator bemängelte Johannes Lensch die Kopfsteinpflaster bei der Einfahrt zum Kanzleiplatz von der Hauptstraße aus. Hier sind die Rillen zu tief. Der behindertengerechte Zugang zum Kurpark von der Kirchstraße her (Rechtskurve neben der Treppe) ist zu steil und der Bodenbelag ungeeignet. Unter dem Aspekt der Aufenthaltsqualität ging Lensch ausführlich auf den Bahnhofsvorplatz ein. Verbesserte Aufenthaltsqualität würde hier erreicht durch Markierungen auf der Straße, Einengung der Fahrbahn durch Poller und die Reduzierung der Parkmöglichkeiten zum Bringen und Abholen von Personen.
Zusätzlicher Zebrastreifen
Am Ende seiner Ausführungen machte Lensch deutlich, dass ein Grundsatzbeschluss des Gemeinderats nötig ist, den Fußverkehr bei allen Vorhaben zu berücksichtigen und dafür die finanziellen Mittel bereitzustellen. Ein transparentes Beschwerdemanagement für die Bürger kann kurzfristig für Abhilfe bei kleineren Maßnahmen sorgen.
Nach dem einstündigen Vortrag von Johannes Lensch gab es für die Bürger Gelegenheit zur Diskussion. Die Verkehrsplanung aus Sicht des Fußgängers zu machen, wurde als generelles Ziel von einem Bürger formuliert. Bedauert wurde, dass der Autoverkehr in der Hauptstraße zu schnell fährt und das Tempolimit von 40 km/h nicht kontrolliert wird. Ein Zebrastreifen in Höhe Lebensmittelmarkt/Zufahrt Drogeriemarkt über die Hauptstraße sei nötig sowie über die Unterentersbacher Straße beim Sonnenparkplatz. Kritisiert wurde, dass bei Verkehrsschauen die Wünsche der Gemeinde zu wenig berücksichtigt würden. Hier widersprachen Bürgermeister Pfundstein und Verwaltungsangestellte Diana Bruder (Ordnungsamt) und belegten an konkreten Beispielen, dass Maßnahmen an der Straßenverkehrsordnung gescheitert sind. Pfundstein führte Beispiele an, bei denen sich die Verwaltung gegen die Behörde durchgesetzt hat.
Gemeinderat prüft Vorschläge
Wie geht es jetzt weiter? Diese Frage wurde am Ende der Veranstaltung von den Bürgern gestellt. Bürgermeister Pfundstein informierte, dass das bei der Einwohnerversammlung vorgestellte Verkehrskonzept bei der Gemeinderatssitzung im Dezember umgesetzt werden soll. »Es ist verdammt schwierig, alle Interessen zu berücksichtigen«, gab Pfundstein zu bedenken. Die kleineren Vorhaben sollten kurzfristig angegangen werden. Abschließend bedankte er sich bei den Teilnehmern für ihr Interesse und ihr Kommen.
Johannes Lensch wird seinen Abschlussbericht bis Februar 2019 der Stadt Zell vorlegen. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen müssen dann von der Verwaltung, den politischen Gremien und der Verkehrsbehörde geprüft werden.





