Dauerregen veranlasste am vergangenen Freitag viele Besucher länger im Trockenen bei der Kunst zu verweilen. Eine Umfrage im Museum Villa Haiss und dem ihm angeschlossenen ASAS Art Center ergab, dass fast 90 Prozent der Kunstinteressierten Einheimische waren, die sich selten oder noch nie für einen Museumsbesuch interessiert oder Zeit genommen hatten.
Eine Museumsnacht, die nicht an Kartenkassen und Einlasskontrollen beginnt, entfaltet ihren besonderen Zauber. Das zeigen die Reaktionen von vielen Befragten.
»Wir wollen alles sehen«, sagt eine von drei jungen Damen aus Zell und steht inmitten der Bilder, Objekte und Installationen des Sammlers und Galerist Walter Bischoff. Die drei Freundinnen waren noch nie in der Villa Haiss, haben sich noch nie mit zeitgenössischer Kunst auseinander gesetzt. Aus ihren Gesprächen geht hervor, dass sie über abstrakte und gegenständliche Bilder nachdenken und sich fragen was spricht mich überhaupt an. Wie die meisten der Befragten an diesem Abend tun sie sich schwer mit der ungegenständlichen Kunst.
Man stellt Überlegungen an: »Würde das eigentlich in meine Wohnung passen?«
Aber auch Diskussionen über Maltechniken, Schraffuren und Bildformate gehören dazu. Bei der großformatigen Arbeit des Franzosen ARMAND mit dem Titel »zerlegtes Fahrrad« analysiert man die Komposition, die sich aus einer unübersehbaren Anzahl gleichgroßer Pinsel und dazwischen eingebetteten Fahrradteilen zusammensetzt.
Ein Paar aus Haslach vertritt die ehrliche Meinung, dass Neugier sie ins Museum geführt hat. Beide wollen sich treiben lassen und wissen, dass sie in dieser wie in früheren Museumsnächten auch wieder nicht alles an Angeboten schaffen werden – und lächeln, als wollten sie sich entschuldigen.
Besonders Jugendliche werden in der aktuellen Wechselausstellung »Monbleumontblancmonrouge« von der magischen Leuchtkraft der Acrylglasobjekte von Sibylle Wagner angezogen. Ist da nicht doch mit indirekter Lichtraffinesse nachgeholfen worden? Nein, die international anerkannte Künstlerin hat »nur« die Eigenart des Materials ausgeschöpft.
ASAS Art Center (Asian Scene Art Space)
Über die Kunst aus China in der Zeller Hauptstraße Nr. 40 wird gestaunt und diskutiert. Die viel beachtete Ausstellung »The Sublimity in Wild Grass« der Künstler Zhang Jie und He Jinwei stellt einen exzellenten Freiraum dar, zum Meinungsaustausch mit Gleich- und Andersgesinnten. Ein Zeller definiert seinen Besuch mit der Bemerkung, er sei Musiker und da liege es nahe, sich in künstlerische Erlebniswelten hinein zu denken. Allgemein ist man von der teils wandfüllenden Bildgröße der überdimensionierten Kinderportraits eines He Jinwei beeindruckt, kann sich aber in den eigenen vier Wänden keine dieser Arbeiten vorstellen. Weder von der Fremdheit der Thematik, noch vom Platz her.
Natürlich sind auch Antworten wie diese zu hören:» Wir arbeiten einfach unser Programm ab.« Aus Speyer sind Zwei angereist, die das Gegenteil beweisen. Sie sind fasziniert von zeitgenössischer chinesischer Kunst und loben das Zeller Zentrum für asiatische Bildsprache.
Die Befragung einzelner Besucher und Gruppen ist nicht umfassend, dafür aber repräsentativ für die hohe Anzahl von Einheimischen.
Galerist und Kunstsammler Walter Bischoff resümiert mit gewisser Zufriedenheit über den Besuch von gut 300 Kunstbetrachtenden in seinen beiden musealen Einrichtungen.
Eine Nacht der Merkmale, die man gerne mit dem Vermerk festhält: gelungen.