Holzbildhauer Armin Göhringer beim Schweizer Skulpturenpreis ausgezeichnet

Laudatio hebt gesellschaftliche Bedeutung seiner Kunstwerke hervor – Künstlerische Leistung des Zweitplatzierten wird mit 10.000 Schweizer Franken honoriert

Der aus Nordrach stammende Holzbildbauer Armin Göhringer wurde im Rahmen der 7. Schweizer Triennale der Skulptur, der Bad RagARTz, ausgezeichnet.

Die Jury setzte ihn mit seinen Holzskulpturen auf den mit 10.000 Franken dotierten Platz 2 der Konkurrenz. Damit musste sich Göhringer künstlerisch nur dem gebürtigen Schweizer Roger Rigorth und dessen Werk »Erdzeichen« geschlagen geben. Den dritten Platz belegte der französische Künstler Claude Giorgi mit »Gueules cassées«.

Fragiles Holz, fragile Welt

Die Skulpturen Göhringers sind nicht nur im Harmersbachtal wohl bekannt. Holz ist der dominierende Werkstoff – ein Werkstoff, den es in seiner Heimatgemeinde mehr als genug gibt. Aus schwerem, schwarz gefärbtem Holz bestehen folglich auch die kürzlich ausgezeichneten Skulpturen Göhringers. Das Holz ragt hoch hinaus, wird unterbrochen, mit der Kettensäge bearbeitet, so dass die Schnitte sichtbar bleiben. Er sägt und schleift es, bis neue Strukturen aus den Stämmen entstanden sind. Die sind oft filigran und scheinen nicht selten die Grenzen der Statik ausloten zu wollen. Ein Spiel, das kenntnisreich gespielt werden will und das er seit Jahrzehnten spielt wie kein Zweiter. Denn würde er die Kräfte falsch einschätzen oder einen Schnitt zu weit führen, würde das Kunstwerk in sich zusammenbrechen.

Für Triennale-Juror Dr. Wolfgang Henze werfen Göhrigers Holzskulpturen präzise Fragen nach dem Verhältnis von Natur und Kultur auf. Gestaltende Menschenhand trifft nicht nur im öffentlichen Raum von Bad Ragaz auf die Natur, die in den Parkanlagen ebenfalls von Menschenhand geschaffen wurde. Armin Göhringer gehört für Henze zu den zeitgenössischen Holzbildhauern, die gezielt in Grenzbereichen formale und handwerkliche Herausforderungen im Spannungsfeld »Stabilität und Fragilität« suchen. Damit habe er eine sehr aktuell gesellschaftliche Bedeutung: Wie viel Fragilität verkraftet unsere Welt und wann zerbricht sie am Ungleichgewicht?

Mehr als nur der »Wow«-Effekt

Der 1. Schweizer Skulpturenpreis wurde am 18. August im Rahmen des Kunstevents Bad RagARTz verliehen. Er will nicht nur die Arbeit der ausgezeichneten Künstler würdigen, sondern im Besonderen die Stellung der Kunst als wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Erfolgsfaktor hervorheben. Das Stifter-Ehepaar des Schweizer Skulpturen-Preises Dr. Leonhard Fopp und Dr. Myriam Wyss Fopp ist beruflich in Wirtschaft beziehungsweise Medizin verwurzelt und zeigt sich sicher, dass Kunst Unternehmen besser macht und für positive Lebensstimmung sorgt.

Doch wie kann eine Jury überhaupt Kunst bewerten? Die Juroren waren für den 1. Schweizer Skulpturenpreis angehalten, zunächst den »Wow-«Effekt der Kunstwerke einzuschätzen, dann aber gleich den in ihnen versteckten Denkanstoß. Auch ob ein inspirierender Einfluss auf den Betrachter zu erspüren ist, war wichtig. Und natürlich sollte das Werk stringent von der Idee bis zur Ausführung stimmig umgesetzt worden sein. Jeder Juror bewertete zunächst für sich, erst in einem zweiten und dritten Schritt wurde diskutiert und nach dem Sieger gesucht.

Die Schweizerische Triennale der Skulptur gilt als die europaweit beste und größte Skulpturenausstellung im öffentlichen Bereich und zieht rund 500.000 Besucher an. Mehrere hundert Skulpturen von Kunstschaffenden aus der ganzen Welt sind dort zu sehen. Neben den drei Siegern wurden weitere 22 Künstler im Rahmen des 1. Schweizer Skulpturenpreises ausgezeichnet. Die Ausstellung in Bad Ragaz geht noch bis zum 4. November.

Wer neugierig geworden ist, aber noch nicht so recht weiß, ob ein Besuch für ihn infrage kommt: Zum Kunstgenuss bietet Bad Ragaz mit der Taminaschlucht ein beeindruckendes Naturerlebnis und mit dem großen Kur- und Wellness-Angebot den optimalen Ausgleich zum kunstsinnigen Flanieren – das ganze nicht einmal 300 Kilometer von Göhringers Heimat Nordrach entfernt.