Klavier und Geige, auch Cello natürlich, zur Abwechslung Flöte oder Klarinette, von Streichquartetten ganz zu schweigen. Das gefällt und glänzt. So gut wie gar nicht verbreitet ist freilich die Kombination Flöte, Bratsche und Konzertgitarre. Zu hören war diese ungewöhnliche Formation am Mittwochabend in der evangelischen Kirche.
Mit einer Dauer von fast zwei Stunden eines der längsten Konzerte der »Zeller Sommermusiken« begeisterte das TrioConBrio aus Karlsruhe mit einem reizvollen Wechsel zwischen Tradition und Moderne und verschiedenen Stilarten. Werke aus unterschiedlichen Epochen und Kulturen bestätigten einmal mehr: Musik ist eine allgemeingültige Sprache.
Allerhöchste Ehre für Johann Sebastian Bach erwiesen Flötistin Christina Singer, Bratschistin Lydia Bach und Gitarristin Andrea Förderreuther mit ihrer Interpretation der »Sonate BWV 525«. Sie spielten mit Präzision und Hingabe, so dass Bachs Musik den Zuhörern unmittelbar zugänglich wurde.
Von der spärlich vorhandenen Originalliteratur für die besondere Trioformation stechen die Kompositionen von Francesco Molino, ein Zeitgenosse Mozarts, hervor. »Trio op. 30« taucht in die Welt der Frühromantik ein, schwelgt für Minuten im Glanz dieser Epoche. Eine festlich – tänzerische Musik, die schon in den Anfangstakten aufhorchen ließ und einen über alle vier Sätze des Werks anhaltenden delikaten Klang entwickelte. Das Zusammenspiel der drei Instrumentalistinnen beeindruckte, vereint es doch Eloquenz, Esprit und ein untrügliches Stilgefühl mit einer leichten, subtilen Technik.
Unerwartete Kontraste
Schönste Momente, wenn die Querflöte mit hellem, silbrigen Ton in den Dialog mit der Bratsche tritt, die zum einen erdig-kraftvoll erklingt, zum anderen in der Zurücknahme besondere Momente sucht: fragil und kostbar. Dazwischen »spricht« die Gitarre: mal klar, mal gedämpfter Klang; variantenreich sowohl im Akkord- als auch im Melodiespiel. Für das Publikum ein großer Genuss, für den es sich bei den Musikerinnen mit reichem Beifall bedankte.
Die Oper »Carmen« von Georges Bizet ist einer der größten Welterfolge der Operngeschichte und nicht nur die Arien sind Evergreens. »Entre Acte I & II« und »Chanson Bohème« gefielen mit spanischem Flair und fulminanter Flamenco-Gitarre. Streckenweise rhythmisch-perkussiv, im Wechsel mit flinken, perlenden Läufen und markantem Bass schuf sie ein Fundament, auf dem sich Flöte und Bratsche mit einzelnen Soli oder makellosem Unisonospiel entfalten konnten.
Traumhaft auch »Rèverie« von Claude Debussy, das sich nach einem fließenden melodischen Intro zu einer poetischen Klangcollage verdichtete, die Debussys Tonsprache zwischen Romantik und Moderne charakterisiert. Hohe Charakterisierungskunst zeigte TrioConBrio ebenso in der Interpretation der »Visiones de Cordoba« von José Maria Gallardo del Rey: Szenen aus der spanischen Stadt, musikalisch umgesetzt und mit unerwarteten Kontrasten und virtuosem Wettbewerb der Instrumente dargeboten. Man staunte über das vollendete Zusammenspiel und den Farbabgleich der drei Musikerinnen.
Tanzlied und Sambaklänge
Pure Harmonie mit deutlichen Reminiszenzen an die schottische Folklore kennzeichnen »Aubade, Pastorale and Dance« des britischen Komponisten und Gitarristen Chris Dumigan. Akzentuiertes Akkordspiel auf der Gitarre, Schläge mit der Handfläche auf den Korpus des Instruments, springender Bogen auf den Saiten der Bratsche sowie ein prägnantes Pizzicato sorgten für einen dynamischen Rhythmus.
Mitreißende lateinamerikanische Klänge mit teils volksliedhaften, teils dissonanten Einwürfen machten die drei Sätze des »Concierto de Samba« des zeitgenössischen Berliner Komponisten Klaus Wüsthoff zum Hörerlebnis. Noch einmal zogen Christina Singer, Lydia Bach und Andrea Förderreuther alle Register ihres virtuosen Instrumentalspiels. Auch nach knapp zwei Stunden musizierten sie mit bestechender Spielfreude. Das Publikum in der evangelischen Kirche feierte sie zurecht.
Hatte Pfarrer Monninger in seiner Begrüßung die Akteure des Abends humorvoll als »kleinstes Orchester der Welt« vorgestellt, so zeigte er sich am Schluss des Konzerts »beglückt« und traf damit auch die Stimmung der Zuhörer. Unter großem Beifall überreichte er jeder Musikerin eine »Zeller Sommermusik – Rose« als Dank und Anerkennung. Mit einem beschwingten Tango klang ein herrlicher kammermusikalischer Sommerabend aus.