Mit einem Bouquet ihrer Lieblingslieder feierte der Frauenchor »CanTanten« sein 20-jähriges Bestehen. Chorleiterin Bärbel Neunzig servierte mit den mehr als 35 Sängerinnen ein musikalisches Mehrgänge-Menü, das von deutschen Schlagern über das traditionelle Volkslied bis zu amerikanischen Songs reichte. Die »Badewannen-Singers« vom Männergesangverein Liederkranz gratulierten unter Leitung von Thomas Dreher mit Liedern der Wise Guys.



Mit »Theater, Theater, der Vorhang geht auf« wurde der Abend sinniger Weise eröffnet. Der Titel signalisierte, dass die Frauen nicht nur auf musikalischen Anspruch setzten, sondern mit Bewegungen und Requisiten einen lebendigen Auftritt hinlegen wollten. Gleich am Anfang wurde Martin Stippich von der Kinder- und Jugend-Hospizarbeit Ortenau auf die Bühne gebeten, um deutlich zu machen, für wen der Erlös des Abends bestimmt sein sollte. Stippich freute sich über die Verbundenheit der sangesfreudigen Frauen mit Kindern und Jugendlichen, die mit lebensverkürzenden Krankheiten zu kämpfen haben.
Dann packten die Frauen frisch und munter das ewige Thema »Liebe« an. Sie trösteten die gebrochenen Herzen mit dem Schlager »Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling! Schade für die Tränen in der Nacht.« Um eine Erklärung für das zu späte Nachhause-Kommen waren die Frauen in ihrer Jugendzeit nicht verlegen: »Schuld war nur der Bossa Nova«. Und wer nicht wusste, dass der Mund nicht zum Reden da ist, bekam die Belehrung »Rote Lippen soll man küssen, denn zum Küssen sind sie da.« Die Männer sollten sich diese Weisheit hinter den Spiegel stecken, meinte dazu Moderatorin Petra Glaser.
Sprachliche Vielfalt
Dass die Liebe nicht nur ein unterhaltsames Spiel sein möchte, sondern eine tiefere Verbundenheit gestaltet, machte der Song »Everything I do, I do it for you«, deutlich. Solistin Angelika Laszlo überzeugte mit ihrer klaren und kraftvollen Stimme, die zugleich auch die leiseren Töne beherrscht. Die starke und doch innige Rock-Ballade war für sie wie geschaffen.
Nachdrücklich und zugleich vertrauensvoll mahnte der Chor mit dem Chanson »Vois sur ton chemin«, im Leben den eigenen Weg zu gehen. Die Frauen zeigten damit, dass sie das Repertoire bewusst mehrsprachig gestalten wollen, ohne dabei die deutsche Sprache zu vernachlässigen. Auf den französischen Titel folgten zwei englische. »500 Miles« fügte im Stil eines Folk-Songs die Eisenbahn- und Liebesromantik zusammen. Die Liebe muss mit der räumlichen Entfernung nicht geringer werden, lautet die Botschaft. Und dass die menschliche Sehnsucht keine Grenzen kennt, ließ der Song »Somewhere over the Rainbow« anklingen. Träume sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.
Wertschätzung fürs Volkslied
Die Moderation verriet, dass es für Bärbel Neunzig anfänglich eine große Herausforderung war, den amerikanischen Musikgeschmack der Frauen zu akzeptieren und dann zu pflegen. Im Gegenzug habe sie es verstanden, den Frauen den Wert des deutschen Volksliedes ans Herz zu legen. »Und wir lieben sie heiß und innig – beide, die Volkslieder und unsere Bärbel«, bekannte Moderatorin Barbara Wagner.
Drei alte Volkslieder brachte der Chor in Erinnerung. Jedes von ihnen besingt ein anderes Thema. »Sah ein Knab ein Röslein steh’n« zeigt zärtlich, wie Freude und Schmerz in der Liebe schon früh beginnen können. »Kein schöner Land in dieser Zeit« legt den Akzent auf die Verbundenheit mit der heimatlichen Umgebung. Beide Lieder wurden mit inniger Sorgfalt vorgetragen. Dem Thema entsprechend unbeschwerter kam das das Lied »Die Gedanken sind frei« daher. Das Lied ist ein Nachklang auf die politische Freiheitsbewegung im 19. Jh. Es lässt sich jedoch mühelos auf andere Lebensbereiche übertragen, wie etwa auf die anhaltende Emanzipation der Frauen.
Zum Geburtstag Männerstimmen
Dann betraten die »Badewannen-Singer« die Bühne. Deren Sprecher Karl-Michael Kunner fand es nur natürlich, dass die flotten Frauen zu
ihrem Jubiläum auch eine »Boy-Group« eingeladen hatten. Die humorvolle Verdrängung der beträchtlichen Altersbreite der Sänger wurde mit spontanem Applaus quittiert. Der angeschlagen lockere Ton setzte sich dann in den Liedern fort. Auf nettere Weise kann man ein deutsches Verkehrsunternehmen nicht wegen seiner Verspätungen kritisieren als mit dem Titel »Deutsche Bahn« von den Wise Guys. Neuzugang Jörg Leisinger erwies sich dabei als sicherer Solist.
Von den legendären Wise Guys stammte auch das Lied vom »Engel«, der einen überall hin begleitet. Simon Esslinger übernahm in bewährter Weise die Rolle des Vorsängers. Von ihm wurde solistisch auch das Chanson »Paris« dargeboten, das ein hübsches Rendezvous mit Sprachproblemen beschreibt. Dass der Chor dabei die fehlende instrumentale Begleitung mit eigenen Stimmen zu ersetzen vermag, beweist seine musikalische Qualität. Den Schlusspunkt setzten die Sänger mit dem Song »Männer« von Herbert Grönemeyer. Letzterer wurde von Thomas Dreher mit einem Staccato unübertroffen nachgeahmt.
American dream
Nach der Pause kamen die Frauen nochmals zur Sache. Acht Songs aus der jüngeren amerikanischen Tradition gaben sie zum Besten. Zu diesem Zweck hatten sie sich mit Tüchern in den amerikanischen Farben geschmückt. Auch der Cowboyhut durfte nicht fehlen. »Route 66« machte die Straßenromantik präsent. Der Calypso »Rum and Coca-Cola« warnte nicht nur vor einem gefährlichen Gesöff, sondern auch die Mädchen von Trinidad vor den stationierten G.I.s.
»Wir geben alles für Sie«, hatte die Moderation zu Beginn des Konzertes angekündigt. Und damit hatten die Frauen nicht zu viel versprochen. Der am Ende anhaltende Applaus, der Zugaben forderte, machte dies deutlich. Ein besonderer Dank galt der Dirigentin und Klavierbegleiterin Bärbel Neunzig, welche die Damen am Ende in ihre Arme schlossen. Aber auch die Pianistin Inessa Schwidder bekam für die Begleitung zahlreicher Lieder ein dickes Dankeschön. Für die Unterstützung beim modernen Rhythmus sorgte Otmar
Walter von der Gengenbacher Band Umoz. Kompliment an die CanTanten! Runder kann man einen Geburtstag kaum feiern.