Zu einem Informations- und Diskussionsabend mit Fachfrauen hatte am Donnerstagabend der Ortsverein Kinzigtal von Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam mit der Bürgerliste Oberharmersbach ins Hotel Klosterbräustuben in Zell-Unterharmersbach eingeladen.
Dass Umweltgifte auch den Menschen bedrohen, wird nicht erst seit gestern diskutiert. Renate Kohlund, als Kreisrätin und Chemieingenieurin mit dem Thema vertraut, hat beim Ortenauer Landwirtschaftsamt umfangreiche Informationen zum Einsatz von Totalherbiziden in unserer Region nachgefragt. »Auch der relativ begrenzte Einsatz verhindert nicht, dass Rückstände des Giftes über Lebensmittel in unseren Körper gelangen«, stellte die Chemikerin nüchtern fest. Das vom Konzern »Monsanto« produzierte meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel »Glyphosat«, bekannt auch als »Round up«, werde auch in der Ortenauer Landwirtschaft hauptsächlich im Obst- und Weinbau eingesetzt. Ein großer Teil der Betriebe nutze das umstrittene Gift, um die Flächen unter den Obstbäumen und Weinreben freizuhalten und die Nutzpflanzen gedeihen zu lassen.
Maria Heubuch, Milchviehwirtin im Allgäu, warnte deutlich vor den Folgen für die Menschen. »Selbst bei mir wurde im Körper bereits Glyphosat nachgewiesen«, berichtete sie über die schleichende, aber permanent zunehmende Gefährdung. Unmittelbare und langfristige Folgen für den menschlichen Organismus und dessen Entwicklung seien kaum abzuschätzen.
Als Abgeordnete der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament berichtete sie untern anderem über die Zulassung von Pflanzengiften. Je nach Auftraggeber für Studien fielen diese Bewertungen sehr unterschiedlich aus. Im »Glyphosat-Sonderausschuss«, dem sie angehört, habe sie erlebt, wie diese unterschiedlichen Auffassungen auch jüngst in der Zulassungsdiskussion für Glyphosat unter Beteiligung der deutschen Bundesregierung offenbar wurden.
Aus der Diskussionsrunde wurde berichtet, dass auch vor Ort im Harmersbachtal beispielsweise in Christbaumkulturen und entlang der Bahn solche Gifte eingesetzt würden. Eine Anwohnerin berichtete über bei ihr festgestellte Vergiftungssymptome.
Die beiden Referentinnen wiesen darauf hin, dass unter anderem die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft Abhilfe bringen könne. Jedoch fehle leider nach wie vor die Bereitschaft großer Teile der Verbraucher, dafür auch einen angemessenen Preis zu bezahlen. Den anwesenden Gemeinderäten wurde empfohlen, in ihren Gemeinden einen Antrag auf »pestizidfreie Gemeinde« zu stellen.





