Bereits im Mai und im Oktober 2017 hat sich der Zeller Gemeinderat mit dem Thema »Kommunales Weidezaunprojekt« beschäftigt. Nachdem fünf Landwirte ihr Interesse bekundet haben, wurde von der Stadt Zell die Ausschreibung durchgeführt. Die Auftragsvergabe in der öffentlichen Sitzung am Montagabend stand nun aber unter neuen Vorzeichen: die Themen Wolf und Wildschwein wurden diskutiert.
Das Projekt dient zur Offenhaltung von 21 Hektar Grünlandfläche, erläuterte Bürgermeister Günter Pfundstein. Nachdem sich an einer ersten Ausschreibung nur zwei Firmen beteiligt hatten, forderte das Regierungspräsidium Freiburg von der Stadt Zell eine zweite Submission. Nun gingen vier Angebote ein. Günstigste Bieterin war mit 46.124 Euro die Firma Markus Wussler, Landhandel, aus Gengenbach. Das teuerste Angebot lag bei 52.407 Euro. Das Land Baden-Württemberg fördert das Weidezaunprojekt mit 50 Prozent, weitere 25 Prozent trägt die Stadt Zell. Ein Viertel der Kosten muss von den Landwirten selbst übernommen werden.
»Das Projekt ist kalter Kaffee«, sprach Gemeinderat Lorenz Breig Klartext. Die geplanten Zäune seien im Wolfsgebiet untauglich. Das Harmersbachtal liege gerade 60 Kilometer von Wildbad entfernt. Komme es zu einem Übergriff des Wolfes auf die Weidetiere, bliebe der Landwirt auf dem Schaden sitzen, da die Zäune nicht den Anforderungen entsprechen. Der Bau der nicht wolfsgerechten Weidezäune sei deshalb ein Eigentor.
Im Rat herrschte eine gewisse Ratlosigkeit. Bei der Ausschreibung sei der Wolf noch kein Thema gewesen, stellte Peter Lehmann von der Stadtverwaltung fest. »Kann man die Zäune nachrüsten?«, wollte Gemeinderat Christian Bruder wissen. Man wolle den Landwirten helfen, bekundete Gemeinderätin Andrea Kuhn, weshalb man nun nochmals deren Meinung einholen solle.
Diese kamen direkt in der Sitzung zu Wort. Landwirt Georg Schwendenmann aus Oberentersbach erteilte »Wolfszäunen« eine klare Absage. Er wolle seine Weiden nicht hermetisch abriegeln. Sorgen bereiten ihm vielmehr die Wildschweine, die auf seinen Äckern und Wiesen jetzt schon große Schäden hinterlassen. Auch Georg Schwendenmann gab zu bedenken, dass der Wolf von Bad Wildbad nur eine Nachtwanderung entfernt sei. Landwirt August Riehle plädierte dafür, grundsätzlich die Weidezäune so anzunehmen, wie sie geplant sind. »Die Wölfe müssen bejagt werden«, bezog Riehle klare Position.
Letztlich sprach sich auch der Zeller Gemeinderat einstimmig dafür aus, das Weidezaunprojekt nicht abzubrechen und vergab den Auftrag einstimmig an die Firma Wussler. Allerdings will die Stadt Zell nochmals auf die Landwirte zugehen und Detailfragen im Einzelfall klären.