Kinder zwischen drei und sechs Jahren säten am Mittwoch zusammen mit Bürgermeister Günter Pfundstein eine Blumenwiese in der Oberentersbacher Straße ein. Das Ziel: Der Naturpark Schwarzwald soll bunter werden und mit der Wiese ein wichtiger Trittstein im Biotop-Verbund für Wildinsekten entstehen.


Schnell noch die Samen mit Sand vermischt und in kleine Eimer verteilt – in einer Reihe aufgestellt – schon konnte es losgehen mit der Blumenwiesen-Sähaktion. Die Kinder des Kindergartens Sternschnuppe wurden dabei nicht nur von Bürgermeister Pfundstein unterstützt. Auch zwei Stadtgärtnerinnen standen tatkräftig zur Seite. Rund 300 Quadratmeter ist die Fläche groß, die Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs für die Aussaat vorbereitet hatten. »Mit unserem Projekt Blühender Naturpark möchten wir den Naturpark blumenbunt machen und die Menschen für die Bedeutung unserer heimischen Insekten sensibilisieren«, erläuterte Naturpark-Projektmanagerin Lilli Wahli den Hintergrund. In Deutschland gibt es weit mehr als 500 Arten von Bienen. Die Honigbiene ist nur eine davon. Alles andere sind Wildbienen, darunter 32 Hummelarten. Etliche davon sind durch Insektengifte und schwindende Lebensräume vom Aussterben bedroht. Was viele nicht wissen: Wildbienen sind nicht selten echte Spezialisten. 147 Arten ernähren sich einzig und allein von einer einzigen Blütenart. Fehlt diese, ist auch die Biene weg. Manfred Kraft vom Landesverband Badischer Imker erklärt: »Schon deshalb ist die Artenvielfalt auch bei den Wildblumen wichtig. Bienen brauchen eine gesunde, durchmischte Natur. Dann sind sie selbst gesund.«
Die mangelnde Vielfalt in der Pflanzenwelt wirkt sich nicht nur auf die Vielfalt der wilden Insekten, wie Hummeln, Wildbienen, Faltern und Schmetterlingen aus. Ist die natürliche Nahrungskette unterbrochen, geht auch der Bestand an anderen Tieren, zum Beispiel Feldvögeln, dramatisch zurück.
Deshalb ist jeder aufgefordert mitzumachen beim Projekt »Blühender Naturpark«. Unternehmen und Privatpersonen können das Projekt als Blumenwiesenpaten unterstützen. Selbst ein Balkonkasten, der mit Wildblumen bestückt ist, hilft schon dabei, den Biotop-Verbund zu vernetzen. Damit der funktionieren kann, ist nämlich spätestens im Abstand von 70 Metern eine neue Anlaufstelle für die Wildbienen nötig. Die Fläche darf zudem im Herbst nicht umgebrochen werden, um die nächste Generation, die im Boden abgelegte Brut, nicht zu zerstören. Das – so waren sich auch alle Anwesenden einig – bedarf beim ein oder anderen Freund »aufgeräumter« Gartenanlagen und Freiflächen sicherlich eines gewissen Umdenkens. Naturbelassene Wiesen sehen nicht das ganze Jahr über attraktiv aus.
Rund 20 Städte und Gemeinden beteiligen sich nach Angaben des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord an dem Projekt »Blühender Naturpark«. Etwa 60 Flächen sollen im Frühjahr eingesät werden, was sich insgesamt auf bis zu 40.000 Quadratmeter Blumenwiese addiert.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.naturparkschwarzwald.de.