Die Fasend-Gemeinschaft Klein-Paris präsentierte sich bei ihrem Kappenabend in bester Jubiläumslaune. Mitten im Saal prangte eine goldene »80«, einige der Frauen trugen »Ich liebe 80« auf ihrem T-Shirt und selbst die beiden Klein-Pariser Schnattergänse Anna Lang und Moni Obermeier ließen es sich nicht nehmen, zum Jubiläum nochmals auf die Narrenbühne zurückzukehren.
»Mir sinn jetzt 80 Johr alt, doch immer noch in Schwung! Des echte Zeller Narrenblut, des haltet uns so jung!«, schallte es durch die bis auf den letzten Platz voll besetzte Gröbernhof-Wirtschaft in der Tenne. Die Aktiven auf der Bühne und die Gäste im Saal stimmten gemeinsam das Klein-Pariser Fasendlied an und feierten damit nicht nur den Geburtstag sondern auch noch die neue Fahne der Zeller Vorstadt-Narren. »Beim Narrentreffen im Jahr 1998 ist unsere beliebte Fahne hoch oben von Palmers Garage entwendet worden und blieb bis jetzt verschwunden«, erinnerte Gemeinschaftsführer Michael Mietzner. Jetzt haben die Klein-Pariser wieder eine neue Fahne und die wurde auch gleich feierlich und mit Narrengeist eingeweiht.
Zum närrischen Geburtstag gaben sich auch die Gemeinschaftsführer ein Stelldichein und überbrachten den Klein-Parisern acht Flaschen guten Rotwein – für jedes Jahrzehnt eine. »Ohne Euch würde der Zeller Fasend grusig ebbis fehle«, gratulierte Städtle-Oberhomberle Bobesch und Narrenrat Philipp Schilli rief den Klein-Parisern zu: »Moche weiter so ihr Litt, dass es auch in 100 Johr noch Zeller Fasend gibt.«
Bevor das Programm starten konnte, musste noch das Eindringen der Insel-Narren in das Klein-Pariser Hoheitsgebiet geregelt werden. Gemeinschaftsführer Olaf Krieg und sein Gefolge hatten sich in furchterregende Wikinger verwandelt und forderten die Klein-Pariser zum Schwertkampf. Diese blieben aber gelassen, denn die Schwerter waren stumpf gegen das 15-Punkte-Regelwerk, das Schriftführerin Tanja Kienzler für die Insulaner vorbereitet hatte. Erst mit den echten Unterschriften der beiden Gemeinschaftsführer und sogar mit der Unterschrift des echten Zeller Rathauschefs war gesichert, dass die Insel am Freitag ihren Gemeinschaftsabend und ebenfalls ihren
80. Geburtstag in der Tenne feiern kann.
Klein-Paris wird niemals untergehen!
Vor fünf Jahren hatten Anna Lang und Moni Obermeier Abschied von der Fasendbühne genommen. Zum 80-jährigen Jubiläum feierten die beiden, selbst närrische 88 bzw. 77 Jahre jung, ihr Comeback. »Wir sind zwei Klein-Pariser«, verkündeten die beiden Schnattergänse mit Stolz und erinnerten daran, dass hier schon viel länger als seit 80 Jahren Fasend gefeiert wird. International sei ihr Viertel geworden, wussten die beiden Erznarren und erzählten, dass jetzt auch Afghanen, Iraner, Italiener, Engländer und Schweizer in Klein-Paris wohnen. Natürlich hatte Moni auch einige ihrer beliebten Witze parat und damit die Lacher auf ihrer Seite. »Aber eins, aber eins, das bleibt bestehn! Klein-Paris wird niemals untergehen!«, sangen die beiden und wurden jubelnd vom Narrenvolk gefeiert.
Dann hieß es »Bühne frei« für die Nachwuchsnarren. Die schrieben die wirklich wahre Geschichte vom Rotkäppchen, dem Wolf und dem Jäger. Rotkäppchen entpuppte sich als steiler Zahn, es war zu erfahren, dass Wölfe Schweine sind und auch die Mutter und Großmutter waren mit allen Wassern gewaschen. Zum Happy-End waren sich die Märchen-Akteure einig: »Ein bisschen Spaß muss sein!« Danach ergründet Alfons, der französische Reporter, die Schönheitsideale und das Liebesleben der Klein-Pariser in Zell und schreckte auch vor einer Publikumsbefragung nicht zurück. Dabei fühlte er sich nicht nur scharfen Geschichten sondern auch hochprozentigem Narrengeist hingezogen.
»Des basst mir so« sangen drei fesche Dirndl-Frauen und verkündeten, dass sie sich mit ihren Kurven richtig wohl fühlen. Oder wäre es doch schöner, wenn das Dirndl um die Hüfte lockerer säße? Zum Kultsong »Despacito« wirbelten sie dann zu fünft übers Parkett und verkündeten auf ihren Shirts passend zum Abend: »I love 80!« Die lautstark geforderte Zu-gabe war dazu geeignet, die Weihnachts-Kalorien abzutrainieren.
80 Jahre Musikgeschichte
Dass die vergangenen 80 Jahre eine tolle Zeit waren, belegten die Klein-Pariser mit ihrem Ausflug in die Musikgeschichte. Legendäre Größen wie Lili Marleen, Hans Albers, Marilyn Monroe und die Spider-Murphy-Gang gaben sich beim Hit-Medley ihr Stelldichein auf der Bühne. Auch die Kings of Afrika, Andrea Berg und Andreas Gabalier heizten die Stimmung kräftig an und brachten die Tenne zum Beben.
Dorthin auf die Bühne hatte es auch die drei Bachratten gezogen, die von ihren Erlebnissen im Bach und in den Kanälen von Klein-Paris berichteten. »Wenn das Wasser im Harmersbach Aperol wäre«, verkündeten sie ihre Vorliebe zum bekannten In-Getränk, auf das man in mancher Zeller Gaststätte allerdings lange warten muss. Deshalb zog es die durstige Karawane der Narren hinaus in die Tenne, wo sie Wirt Oliver und seine Frau Andrea hochleben ließen und sie kurzerhand zu Neumitgliedern der Fasend-Gemeinschaft erklärten.
Traditionell beschlossen die tanzenden Männer pünktlich um Mitternacht das vierstündige Narrenspektakel und übten dabei den Zwergen-Aufstand in Klein-Paris. »Droben auf dem Berg, da steht ein kleiner Zwerg und hat eine rote Zipfelmütze an« schallte es durch den Saal und alle feierten mit. Nicht nur bei Zwerg Ecky flossen bei der Zugabe die Schweißperlen von der Stirn, denn die Stimmung war längst auf dem Siedepunkt angekommen. 80 Jahre Klein-Pariser Fasend – weiter so!
Klein-Pariser Akteure 2018
Zwei alte Schnattergänse: Anna Lang, Monika Obermeier.
Rotkäppchen: Lutz Brucher, Nils Kienzler, Hannes Maertin, Michael Mietzner, Lukas Pethran, Jannik Schnurr, Niklas Stubert.
Reporter Alfons: Michael Christ.
Des basst mir so: Irene Huber, Tanja Kienzler, Anne Kroll, Tine Maier, Nicole Stubert.
80 Jahre Musikgeschichte: Ecky Misof, Erich Schülle, Norbert Schwarz, Sebastian Grillich, Karina Kopf, Hanni Messina, Rainer Holtgreve, Simon Schmidt, Christian Armbruster, Rainer Kuderer, Marco Schäfer, Jannik Schnurr, Rudi Breig, Dieter Schäfer, Stefan Christ, Mathias Maier, Erich Schülle, Norbert Schwarz, Guisy Baltruschat, Renate Braun-Schülle, Susi Christ, Bettina Grillich, Sonja Matt, Violetta Schäfer, Susanne Schnurr, Sabine Schwarz, Lioba Urban, Irmi Willmann, Marco Schäfer, Nadine Messing, Annalena Schnurr.
Bachratten: Siggi Jäger, Mathias Maier, Tine Maier.
Männerballett Zwergen-Aufstand: Christian Armbruster, Rudi Breig, Stefan Christ,
Sebastian Grillich, Rainer
Kuderer, Ecky Misof.