Im Rahmen einer Klausurtagung der CDU-Fraktion des baden-württembergischen Landtags besuchte die Arbeitsgruppe für Kultus, Jugend und Sport das Bildungszentrum Ritter-von-Buß. Angeführt wurden die Besucher von Landtagsabgeordnetem Volker Schebesta, Staatssekretär im Kultusministerium. Nach einem Gespräch der Abgeordneten mit Rektoren der Realschulen im Wahlkreis Offenburg fand ein Gespräch mit Bürgermeister Pfundstein, Lehrkräften der Werk-Realschule sowie Vertreterinnen des Elternbeirats und der Schülerschaft statt.
2016 trat ein neuer Bildungsplan für die Realschule in Kraft. Dieser soll stufenweise umgesetzt werden. Im Schuljahr 2016/2017 waren die Klassen 5 und 6 davon betroffen. Alle Schüler können nach Klasse 5 in die Klasse 6 wechseln. Es gibt kein Sitzenbleiben. Am Ende der 6. Klassenstufe wird entschieden, ob die Schüler künftig auf dem »grundlegenden« oder »mittleren« Niveau unterrichtet werden. Das grundlegende Niveau hat als Ziel den Hauptschulabschluss nach Klasse 9, das mittlere Niveau führt zum Realschulabschluss nach Klasse 10.
Im laufenden Schuljahr greift die Reform erstmals in der Klassenstufe 7. In der Gesprächsrunde mit der Schule baten die Abgeordneten die in diesen Stufen tätigen Lehrkräfte um Rückmeldung. Angesprochen wurde die Schwierigkeit, die einzelnen Schüler in derselben Klasse einer »grundlegenden« oder einer »mittleren« Befähigung zuzuordnen. Eine Hilfe stelle die Bildungsempfehlung dar, die von den meisten Eltern befolgt werde. Wo dies nicht geschehe, komme es bei den Schülern bisweilen zu Blockaden, die auch den Lernerfolg der Klasse beeinträchtigen.
Lobend wurde von den Lehrkräften die von der Schulleitung geförderte Kooperation der Real- und Werkrealschule mit Betrieben erwähnt. Dies erleichtere den Schülern die Berufsorientierung und wirke sich für den Unterricht motivierend aus. Die anfänglich kleineren Schülerzahlen in den Klassen seien zwischenzeitlich angestiegen. Die beabsichtigte individuelle Einstufung werde schwierig, wenn die Klassenstärke gegen 30 Schüler gehe. Anerkannt wurde von den Lehrkräften die Ausstattung der Klassenzimmer im Sekundarbereich mit einer elektronischen Schultafel (Smart Board), welche eine größere Anschaulichkeit des Unterrichts mit sich bringe. Allerdings könne die Schule inzwischen eine versierte Kraft für die Wartung der EDV-Technik gebrauchen.
Ganztagsbetreuung nach Bedarf
Von steigenden Schülerzahlen berichtete Rektor Martin Teufel. Derzeit zähle der Schulverbund von Werkrealschule, Grundschule, Grundschulförderklasse 710 Schüler, Tendenz steigend. Das Kollegium umfasse mittlerweile 60 Lehrkräfte, ergänzte Konrektor Scharer. Er unterstrich die Bedeutung der Bildungsempfehlung für das Gelingen in der Werkrealschule.
Stefanie Hannemann, Vertreterin des Elternbeirats und Mitglied der Schulkonferenz, lobte das Konzept der offenen Ganztagsschule. Sie ermögliche den Eltern, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das Angebot, die Ganztagsbetreuung nur an bestimmten Tagen in Anspruch zu nehmen, komme besonders Eltern mit einer Teilzeitbeschäftigung entgegen.
Elternvertreterin Irene Spitzmüller kritisierte den durch langfristige Erkrankungen der Lehrkräfte oder Schwangerschaften bedingte Unterrichtsausfall. Wolfgang Scharer, Leiter der Grundschule, sah das Problem, dass Ersatz-Lehrkräfte nicht immer über die passenden Fächer verfügen. Nach Staatssekretär Volker Schebesta werde vom Land zwar vor jedem Schuljahr eine Vertretungsreserve von über 1.000 Lehrkräften vorgesehen, die aber bereits zum Schuljahresbeginn wegen Absagen erheblich geschrumpft sei.
Wertschätzung durch die Stadt
Bürgermeister Günter Pfundstein dankte den Parlamentariern, dass sie für ihre Erkundung der Schulen das Zeller Bildungszentrum ausgewählt haben. Zell sei nicht zuletzt ein bedeutender Standort für das Handwerk und die Industrie. Diese Zweige würden in wachsendem Maße über einen Mangel an Fachkräften klagen. Deshalb sei die eingegangene Kooperation der Schule mit örtlichen Betrieben sehr zu begrüßen.
Die Stadt lasse sich die Ausstattung der Schule etwas kosten, führte der Bürgermeister aus. In den letzten vier Jahren seien 4,7 Millionen Euro in die Schule investiert worden, darunter falle die neue Mensa mit einem Betrag von 2,8 Millionen Euro. Der übrige Betrag sei dem Einbau neuer Fenster geschuldet. Diese Sanierung solle in diesem Jahr mit einem Betrag von 700.000 Euro abgeschlossen werden. Er appellierte an die Abgeordneten, den Sachkostenbeitrag des Landes für die Werkrealschule anzuheben, um die Kommunen zu entlasten.
Die beiden Schülervertreterinnen, Jasmina El Alaoui und Antonia Welz nutzten die Gelegenheit, dem Schulträger den Wunsch nach einem kleinen Fußballfeld auf dem Schulhof vorzutragen.
Im Anschluss an das Gespräch mit der Schulgemeinschaft besuchten die Abgeordneten in der Werkrealschule eine sog. »Inselstunde«, bei der nach grundlegendem und mittlerem Niveau unterrichtet wurde. Staatssekretär Volker Schebesta dankte der Schulleitung, dass sie dem Besuch der Schulpolitiker zugestimmt habe. Ohne die Rückmeldung aus der Praxis könne eine politische Verwaltung der Schule nicht hilfreich sein.