Die kirchliche Sozialstation St. Raphael bietet seit 20 Jahren neben dem ambulanten Dienst und den Dorfhelferinnen auch die Tagespflege an. Dort wird den Gästen eine individuelle Betreuung in familiärer Atmosphäre angeboten. Von schwierigen Anfängen hat sich die Tagespflege zu einer beliebten Einrichtung entwickelt.







Der ökumenische Gottesdienst am Sonntagmorgen in der Zeller Pfarrkirche wurde von Pfarrer Bonaventura Gerner von der katholischen Kirchengemeinde und Pfarrer Reinhard Monninger von der evangelischen Kirchengemeinde geleitet. Die beiden Kirchen sind mit den Fördervereinen die Träger der Sozialstation. Mitarbeiterinnen der Tagespflege trugen einfühlsame Texte vor, in denen sie die Schwächen des Alters und ihren Umgang damit thematisierten. Liebe, Achtung und Wertschätzung für die Gäste der Tagespflege prägen den Umgang der Mitarbeiterinnen mit den Senioren und sorgen dafür, dass die Einrichtung zu einem beliebten Angebot geworden ist.
Pfarrer Bonaventura Gerner sprach in seiner Predigt das Gebot der Nächstenliebe an. Dieses Gebot gelte für jeden, vor allem aber für Menschen in Not. Dies seien auch alte und einsame Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Die offiziellen Organe der beiden Kirchen sind die Diakonie (evang. Kirche) und die Caritas (kath. Kirche) , bei denen die Hilfeleistungen institutionalisiert sind, führte Gerner weiter aus. Er betonte die große Bedeutung der Sozialstation St. Raphael, die fest in den Gemeinden verankert ist. Dann zitierte er das Leitbild der Sozialstation, indem der Hilfesuchende im Mittelpunkt der Arbeit steht und auch die Angehörigen durch Beratung und Begleitung unterstützt werden. »Auch für uns Christen muss der Mensch im Mittelpunkt stehen. Daran müssen wir uns messen lassen«, zeigte Gerner die Parallele zur christlichen Lehre auf. Die ganzheitliche Sorge um den Menschen verbinde auch die beiden Kirchen, wies er auf die Ökumene hin. Er sprach lobende Worte für die Sozialstation aus, die den Menschen in seiner Not annehme und professionelle Unterstützung bis hin zu einem würdigen Sterben leiste. Abschließend sagte Gerner: »Ich möchte Dank sagen jenen, die die Verantwortung übernommen haben, die Tagespflege vor 20 Jahren zu gründen. Und ich möchte den Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen danken für ihre tägliche Arbeit mit den Senioren.«
Die familiären Strukturen haben sich gewandelt
Die Leiterin der Tagespflege, Marijke Heitzmann, wandte sich am Ende der kirchlichen Feier in einer Ansprache an die Besucher. Die familiären Strukturen hätten sich gewandelt – das Bild der klassischen Großfamilie gebe es kaum noch. Durch den Besuch der Tagespflege könnten die Großeltern zu Hause wohnen bleiben. »Unsere Betreuung soll dazu beitragen, dass die Senioren ihre Selbstständigkeit so weit wie möglich aufrecht erhalten«, wies sie auf die Vorteile der Einrichtung hin. In die Tagespflege kommen Menschen mit Beeinträchtigungen oder die, die nicht allein sein können oder wollen. »Sie freuen sich auf den Tag bei uns«, berichtete Marijke Heitzmann. Sie erleben Abwechslung im Alltag, ein schönes Programm und können Bekanntschaften schließen und pflegen. »Nehmen sie unser Angebot an. Wir sind gerne für sie da«, sagte sie einladend am Ende ihrer Rede.
Die Musikband des Lobpreisteams der evangelischen Kirchengemeinde überraschte mit moderner Kirchenmusik, mit der sie die Feier musikalisch gestalteten. Die Sänger/innen und Musiker zeigten unter Leitung von Bianca Monninger, wie schön ihre Musik in der Pfarrkirche klingen kann.
Feierstunde im Pfarrheim
Zu dem zweistündigen Programm im Zeller Pfarrheim kamen 150 Gäste. Sie erlebten Reden und Grußworte der Verantwortlichen der Tagespflege, einen musikalischen Vortrag der Mitarbeiterinnen der Tagespflege, Gesang der Badewannen-Singers und einen humorvollen Beitrag von Michaela Neuberger aus Oberharmersbach alias Bäuerin Zetzel. Mit Sekt und einem Buffet wurden die Besucher im Pfarrsaal willkommen geheißen.
Der Vorsitzende der Sozialstation, Herbert Vollmer, begrüßte die Gäste. Er berichtete von den Anfängen der Tagespflege. Durch den Umzug der Sozialstation in den Engelbau im Jahr 1997 war es möglich, die Tagespflege anzubieten. Unter dem Vorsitz von Dieter Petri und seiner Stellvertreterin Marianne Stehle wurde die Tagespflege gegründet. »Die ersten Jahre waren sehr mühsam und die Tagespflege wurde schnell zum Sorgenkind der Sozialstation«, informierte Vollmer. Im ersten Jahr kamen so wenige Gäste, dass die Auslastung nur 30 Prozent betrug. Bis zum Jahr 2003 kamen zwar mehr Senioren, doch mit 71 Prozent Auslastung schrieb der Dienst weiter rote Zahlen. Die Sozialstation war seit 1997 schon stark mit dem Schuldendienst für den Engelbau belastet und musste nun noch die defizitäre Einrichtung der Tagespflege finanzieren, berichtete Vollmer. »Beide Kirchen und die politischen Gemeinden gaben jährliche Zuschüsse«, sagte er. Erst ab dem Jahr 2009 betrug die Auslastung 100 Prozent und die Zahl der Plätze wurde sogar von 12 auf 15 Plätze erhöht.
Derzeit werden von Montag bis Freitag und am ersten Samstag im Monat 56 Personen betreut. 24 Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Gäste, dazu sieben Fahrer und sechs ehrenamtlich tätige Personen. »Die Tagespflege ist zu einer vorbildlichen Einrichtung geworden, die in der Bevölkerung großes Ansehen genießt«, freute sich der Vorsitzende. Er nannte die Mitarbeiterinnen mit Namen und führte auch die Fahrer auf. Es sind: Alexander
Befort, Paul Bialy, Ulrich Bleier, Albert Nitsche, Werner Sölch, Hubert Walter und Peter Witschel. Ehrenamtliche Mithilfe leisten Alwin Müller, Irmgard Brucher, Helga Burg, Edith Faißt, Elly Fiedler, Christel Hoffmann und Lilly Schweigert.
Festrednerin Monika Modner
Die Festrede am Sonntag hielt Monika Modner, Referentin für offene Altenhilfe und Hospizarbeit vom Caritasverband Freiburg. Sie hat die Gründung der Zeller Tagespflege im Jahr 1997 fachlich unterstützt. 70 Tagespflegeeinrichtungen wurden unter ihrer Begleitung eingerichtet. »Die Tagespflege ist ein Erfolgsmodell. Dadurch können alte Menschen mit Einschränkungen eine gute letzte Lebensphase erhalten.« Die Kosten werden von der Pflegekasse übernommen, die Gäste zahlen nur einen kleinen Beitrag, informierte Modner. Eine neue Herausforderung für die Tagespflege seien die Demenzkranken, berichtete sie von ihren Erfahrungen. Tagesgäste hätten zu ihr persönlich gesagt: »Es ist gut, dass ich so angenommen werde, wie ich bin. Ich komme gerne.«
Bürgermeister Günter Pfundstein hielt eine kurze Rede, in der er den Verantwortlichen seinen Dank aussprach. Pfarrer Monninger sprach für beide Kirchengemeinden seinen Dank aus auch für die vielen Helfer im Hintergrund der Einrichtung.
Der Clou des Festprogramms waren die Badewannen-Singers mit ihren humorvollen Beiträgen. Unter Leitung von Thomas Dreher zeigten sie dem Publikum, wie harmonisch und gesanglich gut aufgelegt sie auftreten können.
Michaela Neuberger hat ebenfalls ihre Fangemeinde schon sicher. Als Bäuerin Zetzel machte sie sich Gedanken zum Danke sagen mit »Vergelt’s Gott«. Mit viel Gestik und Theatralik erzählte sie eine Schauergeschichte von einer Bauersfamilie, gruselig und witzig zugleich.
Am Ende der Veranstaltung richtete der Vorsitzende Herbert Vollmer nochmals besondere Dankesworte an Dieter Petri und Marijke Heitzmann. Dieter Petri hat im Jahr 1997 als Vorsitzender der Sozialstation die Verantwortung für die Gründung der Tagespflege getragen. Die Leiterin der Tagespflege, Marijke Heitzmann, hat die Einrichtung von Beginn an mit ihrer warmherzigen und ruhigen Art geprägt. Alle Geehrten erhielten Blumen und den lang anhaltenden Applaus der anwesenden Gäste.
Information zur Tagespflege:
Die Tagespflege ist von Montag – Freitag von 8 Uhr – 16.30 Uhr geöffnet, in regelmäßigen Abständen auch am Samstag. Mit dem rollstuhlgerechten Bus werden die Gäste abgeholt und nach Hause gebracht. Zum Tagesablauf gehören gemeinsame Mahlzeiten und ein tägliches Aktivierungsprogramm, z. B. Kegeln, Tänze, Ball- und Brettspiele, Gedächtnistraining und Gymnastik. Es gibt spezielle Angebote für an Demenz erkrankte Personen und eine medizinische pflegerische Versorgung. Die Mitarbeiterinnen helfen bei der Antragstellung bei den Kassen und vermitteln medizinisch-therapeutische Maßnahmen (Fußpflege, Krankengymnastik, Arzt). Informationen zur Tagespflege sind erhältlich unter: marijke.heitzmann@sozialstation-zell.de.