Zwischen fünf und sieben Wochen sind sie nun schon alt – die Jungstörche im Harmersbachtal. Im Fröschbacher Nest konnten am Freitag zwei, im Ortskern von Biberach drei beringt werden. In den Nestern in Zell erhielten zwei ihren Kinderstuben langsam entwachsende Vogelkinder ihren »Personalausweis« von Beringungsdebütantin Lisa Kopus












Gérard Mercier, Vorsitzender des Naturschutzbundes Kehl (NABU), leitete die Aktion. In Biberach konnten die Zuschauer nicht nur aus großer Entfernung das Beringen erleben. Er brachte von seinem Ausflug in die luftigen Höhen des Rietsche-Kamins sogar ein Tierkind mit nach unten und klickte die Markierung auf festem Boden an. »In ungeraden Jahren links, in geraden Jahren rechts«, erklärte er, als er den »Ausweis« oberhalb des Sprunggelenks um das linke Bein legte.
Die Kinder durften sogar einmal streicheln. Dass sich das Jungtier während der ganzen Prozedur nicht bewegte, das lernten die Anwesenden, liegt an einem Reflex – der sogenannten Thanatose. In der Natur schützt dieser Mechanismus vor Fressfeinden. Im Falle der Beringung trägt der kleine Adebar keine Schäden davon, denn sobald er wieder im Nest ist, streicheln die Eltern ihn mit ihren Schnäbeln wieder munter. Herausgenommen werden die Kleinen jedoch nur, wenn mindestens noch ein Geschwisterchen im Nest verbleibt. Sonst könnte es sein, dass die Eltern das Nest vorzeitig aufgeben. Sobald die Brut flügge geworden ist, verlieren nämlich auch die Elterntiere die Nestbindung. Diesen Eindruck gilt es tunlichst zu vermeiden. Am Geruch stören sich Storchenmama und –papa anders als andere Wildtiere indes nicht. »Sie riechen nichts, hören schlecht«, erklärt Gérard Mercier. »Dafür sehen sie kilometerweit.«
Ringnummern melden
Mit den Ringen kann der Zug der Jungvögel zukünftig nachvollzogen werden. Wie bereits am Beginn der Saison bekannt wurde, kamen einige der Elterntiere ohne einen Ring an ihrem Bein ins Harmersbachtal. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise binden sich Störche treu an ihr Nest und suchen ihren einmal gewWer einen Storch sichtet und die Nummer am Bein erkennt, kann sie eine der drei Vogelwarten in Radolfzell, Hiddensee oder Helgoland melden. Dort werden die Daten gesammelt und stehen für Abfragen bereit.
Bis zum Anfang der 2000er Jahre wurden Weißstörche in Deutschland mit einem Aluminiumring gekennzeichnet. Der war robust und leicht, aber nicht besonders einfach abzulesen. Seit 2003 verwendet man Ringe aus besonders widerstandfähigem Kunststoff. Sie sind laserbeschichtet und mit einem Buchstaben-Ziffern-Code versehen, der auf vier Seiten aufgebracht ist. Er soll mit einem Spektiv auch aus größerer Entfernung abzulesen sein.
Die Feuerwehr hilft bei der Beringungsaktion mit der Drehleiter aus. Ralf Sell war am Freitag der Mann am Fahrzeug. Karl-Heinz Gienger behielt die Gesamtlage im Blick und Thomas Burger komplettierte die Fahrzeugbesatzung.