In der katholischen Kirche geht die Zahl der Priester beständig zurück. In der Folge werden die Seelsorgeeinheiten, für die ein Pfarrer zuständig ist, immer größer. Umso erfreulicher ist die Nachricht, dass in Kürze mit Robert Willmann ein Diakon zum Priester geweiht wird, der aus Unterentersbach kommt. Am Sonntag, 7. Mai 2017, wird er um 9.45 Uhr in Zells kath. Pfarrkirche seine erste hl. Messe mit der Heimatgemeinde, die sog. Primiz, feiern. Aus diesem Anlass blickt die »Schwarzwälder Post« auf einige frühere Zeller Primizianten zurück.
Einige ältere Mitbürger können sich noch an die Primiz von Franz Xaver Schmider erinnern. Der Tradition entsprechend wurden dem Neupriester drei weißgekleidete Mädchen im Kleinkindalter an die Seite gestellt. Was zu diesem Brauch geführt hat, erscheint heute rätselhaft. Vielleicht wollte man eine Hochzeitsübung auf die Primiz übertragen. Bei der Priesterweihe selbst gab es keine »Bräutchen«.
Mit 13 Jahren war Franz Xaver nach Freiburg ins Erzbischöfliche Knabenseminar gekommen, um am staatlichen Gymnasium mit alten Sprachen das Abitur zu machen. Zum Priester weihte ihn im Mai 1941 Erzbischof Dr. Conrad Gröber. Der Weihegottesdienst fand ausnahmsweise nicht im Münster, sondern in der kleinen Kirche des Theologen-Wohnheims (Konvikt) statt. Der Weihejahrgang umfasste damals nur fünf Kandidaten. Im Jahr zuvor waren es noch 79 Neupriester gewesen. Die Ausweitung des Krieges zeigte deutliche Spuren. Viele Theologiestudenten waren im Krieg zum Sanitätsdienst eingezogen worden.
Die Unterentersbacher scheuten indessen keine Mühe, den Neupriester wie in Friedenszeiten mit allen Ehren zu empfangen. Vier Triumphbögen wurden am Weg des Primizianten errichtet. Der Primiziant wurde mit einer blumengeschmückten Pferdekutsche abgeholt und zur Pfarrkirche nach Zell gefahren. Der erste Gottesdienst eines Neupriesters, Primiz genannt, galt als besonders segenstiftend. Für den Primizsegen am Schluss des Gottesdienstes nahmen die Gläubigen oft lange Wege auf sich; kamen auch aus den umliegenden Orten. Auf das Fest folgte der Alltag. Die erste Stelle, die Schmider als Vikar antrat, war Hockenheim. Die Kriegsjahre waren alles andere als einfach. Nicht wenige Nationalsozialisten, die kirchenfeindlich das gesellschaftliche Klima bestimmten, waren aus der Kirche ausgetreten und ließen auf dem Personalausweis »gottgläubig« eintragen. Nach dem Krieg, 1948, wurde der Vikar in heimischere Gefilde versetzt, nach Triberg.
Nach Ablegung einer praxisorientierten Dienstprüfung wurde Schmider mit der Aufgabe eines selbständigen Pfarrers betraut. Nun verschlug es ihn in den fränkischen Norden der Erzdiözese, nach Dertingen bei Wertheim. Dort war er insbesondere mit der Einbindung der zahlreichen Flüchtlinge gefordert.
1961 wurde »Hochwürden«, so die damals übliche Anrede für einen Pfarrer, nach Haigerloch-Trillfingen versetzt; diesmal mit Bleiberecht. Mit den Jahren, als sich der Priestermangel abzuzeichnen begann, kam noch die Seelsorge für die Gläubigen in der Gemeinde Hart hinzu. Im Hohenzollern-Gebiet ist Franz Xaver Schmider geblieben, bis ihn 1983 ein Nierenleiden zwang, für die Entlassung in den Ruhestand einzugeben.
In seiner Abschiedspredigt stellte er ein Wort Jesu in den Mittelpunkt, das seine aufrechte Geisteshaltung zeigt: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wer mir nachfolgt wandelt nicht in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.« Dann fuhr er fort: »Wir gehen einer unsicheren Zukunft entgegen. Viele Menschen haben Angst. Wer aber Christus als Weggenossen hat, der wird vor jedem Irrweg bewahrt und fällt nicht der Lüge und Täuschung zum Opfer. Er wird an sich erfahren, dass die Wahrheit ihn freimacht.«
Im Ruhestand kehrte Franz Xaver Schmider in seinen geliebten Heimatort Unterentersbach zurück. Sonntag für Sonntag feierte er in der Nikolauskirche mit den Gläubigen den Gottesdienst. Im September 1984 musste er jedoch das Zeller Krankenhaus aufsuchen, wo er nach wenigen Wochen am 30. Oktober im Alter von 69 Jahren verstarb.