Neuheiten in Zell haben es schwer: Sind die Zapfsäulen der E-Tankstelle am Sonnenparkplatz doch nur Parkscheinautomaten? Warum war in der Unterharmersbacher Apotheke trotz Krippen-Welle keine Kundschaft? Und wieso werden nach dem berühmten Zeller nur Horst-Feuer-Gässli benannt? Solche und andere Miss-Verständnisse wurden und werden beim gestrigen und heutigen Zeller Zunftabend schonungslos närrisch aufgedeckt!
»M’r informiert sich stets on de Quell, un des isch die Fasend-Hochburg Zell!«, rief Zunftmeister Clemens Halter in närrische Hochstimmung dem Narrenvolk schon bei seiner Begrüßung zum Auftakt des Zeller Zunftabends 2017 zu. Und schon landete er wortgewaltig mitten im Zeller – pardon Hombacher – Lokalkolorit: dort wird jetzt nämlich der »Naturpark kernsaniert, weil manch Wildgehege vergommelt und isturzg’fährdet war«. Und auch in Zell, so der Zunftmeister, würden »neue Besen gut kehren«: »Im erschte Johr het’r ’s Rothus entstaubt, als nächstes wird jetzt d’ Stadt entlaubt. Untertorkeller, Damen-Giesler, Hombacher Allee: Ratzfatz, schu duet kein Baum mäh steh’!«
»Kommunales« und »Aus der Geschäftswelt« hatte sich auch der – jetzt wieder vollbesetzte – »11er«-Zunftrat bei seiner Sitzung auf die Tagesordnung gesetzt. Eine Staumauer oberhalb der Wallfahrtskirche würde der Stadt 4,3 Millionen sparen, weil man dann die Hauptstraße im Hombe nicht mehr sanieren müsste. Fehlinvestiert, so die schlauen Räte, seien auch die 250.000 Euro ins Entersbacher Riedackerstadion: »Die hän doch nit emol ä Fußballverein.« Und sie stellten klar: »Wohr isch, dass mr mit dem Günter Pfundstein ä neues Gaspedal im Städtle hen. Wohr isch au, dass mr durch de Stadtrat noch die alte Hondbremse hen.«
10 Jahre »d’ Bott«
Ein fast schon närrisches Jubiläum konnte »d’ Bott« alias Stefan Polap beim Zunftabend feiern: »Vor 10 Johr hät ich des nitt gedenkt, mir drübber au nit s’Hirn verrenkt. Dass ich des derf mol so long mache, hoff bring eich au dessjohr wäng zum Lache!« Auch beim Bott lohnte es sich genau hinzuhören, als er mit der Narrenglocke und unter seiner Pickelhaube wortgewaltig seine »Bekonntmochungen« ausrief. Herrliche Schnitzer hatte er wieder aufgesammelt. So berichtete er unter anderem von den 300 Forellen in Hubert Kornmayers kleinem Teichle »für den Hausgebrauch«. Und über die Nasch-Attacke von Corinna Schwarz: da war der Großeinkauf bei »ChocoL« schon vor Weihnachten weg.
Ein urkomisches Narrentheater in drei Szenen bot die Nummer »Miss-Verständnisse«. In den Hauptrollen die beiden E-Zapfsäulen auf dem Sonnenparkplatz, der Bürgermeister und drei seiner Räte, der Ortsvorsteher und der Apotheker vom Hombe und immer wieder die aus allen Online-Kanälen und Medien bekannte Mattenbäuerin. »Mir sin die, wo baue wolle«, tönten die Räte und sinnierten, warum berühmte Zeller wie der Ritter von Buß seine eigene Straße erhalten, der Horst Feuer aber nur seine Gässle? Derweil wunderte sich der Apotheker vom Hombe, warum seine Parkplätze voll, sein Geschäft aber trotz »Krippen«-Welle leer ist? Und die Bäuerin wollte ihren alten Deutz an der E-Tankstelle betanken. Neuheiten haben es eben schwer in Zell!
Echte Stimmungskanonen
Die Obernarren der Narrenzunft Zell begeisterten das Publikum nicht nur mit geschliffenen Versen, sondern verwandelten sich als »Zeller Volxx-Rogger« in eine schmissige Fasendkapelle, die all jenen ihr Liedchen trällerte, die am Fasendmändig statt zur überlieferten Fasendtradition in Nordrach abrocken. Nicht nur Alt-Narrenrat Hans-Jürgen Hirt hatten sie als »Fasendflüchtling« ausgemacht. »Ich bau Dir ein Schloss« frohlocken sie über die Sanierung des Rundofens und schmachteten: »Denn die Liebe zu Hahn- und Henne, die vergeht in Zell nie!« Den »Wahn, Wahn, Größenwahn«, hatten die Volxx-Rogger in Sachen Schulmensa ausgemacht. Zugabe!
Richtig was fürs Auge boten die jungen, hübschen Damen vom Zunftballett. Sie glänzten nicht nur mit ihrem tänzerischen Können, sondern auch in ihren ausgefallenen Kostümen. Zum Sommer-Welthit »Sofia« wirbelten die Tänzerinnen als blumenbekränzte Skelette über die Bühne. Zum Rock-Klassiker »Hit the road Jack« hatten sie ganz verrucht ihre Mieder eng geschnürt. Zugabe!
Ein drunter und drüber herrschte zum großen Finale im »Zirkus (vis à vis) Krone«, wo sich Clowns und Affen, Gewichtheber und ein gewichtiger Bauunternehmer ein Stelldichein gaben. »Willi der Messer« und seine scharfe Assistentin Elke wagten waghalsige Stunts, ehe die pinken Schweine ihren »Schweine-Tango« aufs Parkett legten. Da wackelten die Koteletts und die Zeller Fasend kam so richtig in Schwung. »Bravo! Zugabe! Zugabe!«






































Teilnehmer am Zunftabend 2017
Anno: Mathias Damm, Simon Haas, Clemens Halter, Bernd Herrmann, Stefan Polap, Philipp Schilli, Sam Spicker, Sven Wißmann, Mathias Schwarz, Dietmar Fischer, Heizmann Torsten
Ballett – D‘Sofie: Alina Kienzle, Amrei Axman, Laura Pristl, Zoe Spahn, Alina Klaus, Christina Andreev, Leitung: Susi Dangl
d’Bott: Stefan Polap
Mittelnummer – Miss-Verständnis: Mathias Damm, Simon Haas, Sam Spicker, Sven Wißmann, Mathias Schwarz, Dietmar Fischer, Heizmann Torsten
Schneckenpfetzer »Volxx Rogger: Clemens Halter, Bernd Herrmann, Benz Michael,
Philipp Schilli, Mathias Schwarz, Stefan Polap, Karl-Heinz
Ballett – »Uff de Stroß«: Alina Kienzle, Amrei Axman, Laura Pristl, Zoe Spahn, Mara Pristl, Leitung: Susi Dangl
Schlussnummer – »so ä Zirkus«: Mathias Damm, Simon Haas, Clemens Halter, Bernd Herrmann, Stefan Polap, Philipp Schilli, Sam Spicker, Sven Wißmann, Mathias Schwarz, Dietmar Fischer, Heizmann Torsten
Maske: Lohgass-Schminkteam
Bühne: Thomas Weng, Achim Willmann, Benz Michael
Bühnenbilder: Philipp Schilli, Sven Wißmann
Bewirtung: Narroträger
Management: Jan Alender, Stefanie Kiwitt, Thomas Weng, Sabrina Brosamer, Andreas Brosamer